Montag, 25. Februar 2019

Warum du mit dem Nähen anfangen solltest


So im Alter zwischen 12 und 14 Jahren habe ich angefangen, mich ein bisschen für Mode zu interessieren (vorher war mir das ganz egal). Ungefähr in dem Alter habe ich auch angefangen, Kleidung zu entwerfen, wenn mir langweilig war. Stilecht auf Collegeblock-Karopapier, wie man das als Schülerin halt so macht ;)
Nie hätte ich damals gedacht, dass ich als Erwachsene in der Lage sein würde, diese Entwürfe umzusetzen.
Schon seltsam, dass ich damals Modeentwürfe hingekritzelt habe, ohne im Mindesten daran zu denken, dass ich sie nachzunähen versuchen könnte. Obwohl unsere Mutter eine Nähmaschine besitzt und früher Karnevalskostüme für uns genäht hat, habe ich immer nur über das Ergebnis nachgedacht, nie über den Prozess an sich.

Vielleicht ging es mir wie so vielen Menschen und ich glaubte, Nähen sei etwas unheimlich Komplexes, Schwieriges, wie Genmanipulation.

Dabei ist es im Grunde ganz einfach:
Man klemmt ein Stück Stoff unter das Nähmaschinenfüßchen und tritt aufs Pedal. Schwupps, hat man eine Naht. Jeder kann das. 


Jeder kann nähen. 

Und jeder sollte es mal versuchen ... darum:

Genau DEIN Stil
  • man ist unabhängig von der Mode
  • man kann genau das anziehen, was man will, meist ohne viele Kompromisse eingehen zu müssen (wann kann man schonmal genau das Teil kaufen, was man haben will?) - the Stoffverfügbarkeit is the limit! Und die Stoffverfügbarkeit ist nicht mal das Ende der Fahnenstange. Man kann Stoffe mit Wunschmuster bedrucken lassen, selbst Stoffe bedrucken lernen (da gibt es viele Möglichkeiten) oder mithilfe eines Plotters eigene Folienmotive aufbügeln.
  • man trägt Unikate


Genau für DEINEN Körper
  •  man kann wirklich passende Kleidung herstellen (zur perfekten Passform ist es ein langer Weg, aber schon mit einfachen Anpassungen erzielt man oft bessere Ergebnisse als mit Kaufkleidung)
  •  man lernt seinen Körper gut kennen. Beim Nähen kann man sich nicht mit Schmeichelgrößen behumpsen, sondern muss sich dem Maßband stellen. Und: Wenn man sich darauf einlässt, kann man leichter herausfinden, was einem am besten steht. Schließlich kann man einfach ausprobieren, ob der Rocksaum in 5 cm kürzer besser aussieht (Tipp: Auf Fotos erkennt man mehr als im Spiegel)

Money, money, money ...
  •  man kann Geld sparen (sofern man nicht jeden Stoff kauft, der einem gefällt ...). Natürlich ist Selbernähen nicht billiger als Kik oder Primark (das sollte allen zu denken geben, die dort einkaufen!), aber man bezahlt i.d.R. sehr viel weniger, als man für ein vergleichbares (!) Teil im Laden bezahlt hätte. Gut, wer sich selbst vorrechnet, wieviel Gehalt er sich für seine eigene Freizeit ausbezahlen würde, kommt vermutlich nicht günstiger weg, aber das ist nicht die Lebenseinstellung, mit der ich leben möchte.
  • praktischer Nebeneffekt: Man spart sich den Gang zur Änderungsschneiderei und kann auch gekaufte Kleidung selbst ändern und reparieren. Auch hier gilt natürlich: Wenn man mehr Geld als Zeit hat oder wenn es um aufwändige Änderungen geht, kann die Änderungsschneiderei eine sinnvolle Alternative sein, aber bei einer offene Naht oder zu kürzenden Hosenbeinen kostet mich das Selbermachen weniger Zeit als allein der Fahrtweg, von Wartezeit, Geld und Abholen ganz abgesehen.


Worth it!
  • man lernt seine Kleidung wertzuschätzen
  • die eigene Kleidung wurde nicht von Kindern oder hoffnungslos unterbezahlten Arbeitssklaven in Ostasien gefertigt (Fortgeschrittene kaufen dann auch Fair Trade-Stoffe)

Hobbyfreuden
  • nicht zu unterschätzen: Das Gefühl, seine Zeit sinnvoll zu verbringen, etwas Sichtbares zu erschaffen und irgendwann auch stolz auf seine handwerklichen Fähigkeiten zu sein. 
  • man kann seine Kreativität ausleben. Aber Achtung, irgendwann ist der Kleiderschrank voll ... ich empfehle, von Anfang an auf Sorgfalt statt auf Zeitersparnis zu setzen. Am Anfang mag es befriedigend sein, Dutzende einfacher Teile binnen kurzer Zeit anzufertigen, aber in vielen Fällen hält die Freude an den Sachen nicht sehr lange an.
  • man lernt eine Menge über Materialien, Verarbeitung, Details und kann dieses Wissen auch auf Kaufkleidung anwenden.


Aber wir wollen nicht lügen, es ist nicht alles eitel Sonnenschein:  
Achtung, Fallstricke!

 Aller Anfang ist schwer

  •  Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Nähen muss man erst lernen und auch wenn das Prinzip nicht schwierig ist, gibt es viele Techniken, die nicht unbedingt beim ersten Mal perfekt klappen. Man braucht kein Talent fürs Nähen, aber was enorm hilfreich ist, ist: Geduld. Wer sich hetzt, schludert schnell und das sieht man hinterher. Bitte lasst euch Zeit, näht langsam und seid sorgfältig! Wer trennen muss, braucht doppelt so lange.
  •  Passend dazu: gerade am Anfang dauert Nähen lange. Ich bin heute, nach vielen Nähjahren, ziemlich schnell, aber am Anfang habe ich viel Zeit für ein Teil gebraucht. 

Wie's aussieht, sieht man erst hinterher

  • Am besten achtet man von Anfang an darauf, nicht wahllos Stoffe zu kaufen. Nicht jeden Stoff, der ein tolles Muster oder eine wunderbare Farbe hat, muss man besitzen! Sonst häuft man mehr Stoff an, als man vernähen kann und gerade Muster und auch Farben unterliegen der Mode. Auch bei Trendstoffarten aufpassen.
  • Ebenfalls wichtig: Man sollte versuchen, sich Stoffe - besonders welche mit Mustern oder sonstwie auffällige - als Kleidungsstück vorzustellen. Bei Markenstoffen kann man oft im Internet Nähbeispiele vom Hersteller oder von Bloggern, auf Instagram o.ä. finden.
  • Auch bei Schnittmustern heißt es Aufpassen: Der Schnitt, der Bloggerin Nähmaus**95 so super steht, muss an einem selbst nicht zwangsläufig auch gut aussehen. Ich fühle mich von manchen Schnittformen magisch angezogen, die nur an kleinbrüstigen Frauen super aussehen ... es kann helfen, sich eine Don't!-Liste zu machen mit Schnittformen, Details, Farben oder Mustern, von denen man die Finger lassen sollte, weil sie einem an anderen Leuten besser gefallen.

Und wenn du glaubst, dass dir zum Nähen das Talent fehlt: Hier erklären wir, warum Nähen keine Talentfrage ist!

Na, habt ihr jetzt Lust bekommen? ;)

2 Kommentare:

  1. Ich besitze ebenfalls eine Nähmaschine. Und alleine, weil meine Kinder ständig wachsen, wird es Zeit diese Kunst zu lernen. Momentan nehme ich mir die Zeit noch nicht... Viele Grüße, Izabella

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  2. Ich hab mich lange nicht getraut zu nähen und mir dann vor 2 Jahren eine Nähmaschine gekauft. Und dann konnte ich gar nicht mehr aufhören! Es macht unfassbar viel Spaß und ist auch noch nützlich!
    Viele Grüße Alina

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