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Donnerstag, 24. August 2017

Gambeson mit unsichtbar angenestelten Ärmeln

Vielleicht erinnert sich noch jemand, dass ich mal (im Mai 2016) angefangen habe, einen Gambeson zu nähen. Vor einem Jahr habe ich auch schonmal Bilder vom damals aktuellen Stand (aka "fast fertig") gezeigt - und seitdem lag das Ding rum. Manche Nähprojekte werden bei uns gut abgelagert ... bei euch auch?
Vor gut zwei Wochen präsentierte mir Facebook dann ein Bild "Sicher erinnerst du dich gern dran!" mit dem fast fertigen Gambeson, was ich vor einem Jahr gepostet hatte. Hinterhältig, mir einfach so Ufos vor die Nase zu halten! Jedenfalls hat mich dann der Ehrgeiz gepackt, das Ding, was ich schon letzten August tragen wollte, fertig zu stellen.

Gambeson ohne Ärmel. Durch die gleichfarbigen kurzen Ärmeln drunter wirken die Ausschnitte etwas breiter, als sie sind

Es fehlte gar nicht viel, nur ein paar Säume, ein Verschluss und eine Ärmellösung. "Nicht viel" heißt natürlich nicht unbedingt "geht schnell" - denn es waren alles Handnähte, die noch fehlten.

Auf der To-Do-Liste stand entsprechend:
- Halsausschnitt und Ärmelausschnitte einfassen
- Oberen Ärmeleinsatz einfassen
- Nestellöcher für den Frontverschluss
- Befestigung für die Ärmel
- Nestelbänder
- Kelche als Lagerabzeichen aufnähen

[Für jeden, der mit dem Wort "Nestel" nichts anfangen kann: "Nesteln" bedeutet einfach "festbinden" oder "anknoten". Im Mittelalter war das Wort gebräuchlicher und entsprechend sind mittelalterliche Binde-Verschlusselemente benannt]

Zuerst waren die Einfassungen dran: Ich habe außen Stoffstreifen rechts auf rechts angenäht, nach innen geklappt und dort festgenäht.

Dann kam der zeitaufwändigste Teil: Die Nestellöcher. Erstmal für den Verschluss zwanzig Stück, jeweils paarweise angeordnet auf beiden Seiten.

Lauter Nestellöcher! Und durch mehr Nestellöcher gefädelte Kordeln.

Vorn habe ich einen kleineren Kelch auf die linke Seite aufgenäht und hinten einen etwas größeren auf den Rücken.

Der vordere Kelch. Nur locker per Hand aufgenäht, damit das Motiv für andere Rollen austauschbar bleibt

Danach war ich aber erstmal glücklich - denn der Gambeson war im tragbaren Zustand! Die Ärmel sind ja optional.

Habe ich aber auch noch fertig gemacht. Ich wollte die Ärmelbefestigung unsichtbar im Gambesoninneren machen, denn sichtbar angenestelte Ärmel gefallen mir nicht so gut. Der Plan sah vor: Innen in der Schulter Stoffstreifen mit Löchern (auf jeder Seite sechs) einnähen, entsprechende Löcher oben in die Ärmel machen (also nochmal zwölf Nestellöcher), innen festnesteln.

Innen angenesteter Ärmel
 
Da man die Löcher beim Tragen nicht sieht, war mein Plan, erstmal Ösen einzuschlagen statt Nestellöchern und gegebenenfalls irgendwann mal diese Ösen zu umnähen - leider ist ein Teil vom Ösen-Einschlagwerkzeug verschollen und so musste ich noch mehr Nestellöcher machen. Hurra. Bei den letzten Löchern haben mir dann immerhin Nria und der Liebste geholfen, so dass ich noch rechtzeitig fertig geworden bin.

Innen angenähter Streifen mit durchgezogenen Nestelschnüren
 
Angenestelte Ärmel, Innenansicht

Die Nestelbänder habe ich dann auf der Veranstaltung selbst fertig gestellt - vorn Kordeln, an einem Ärmel ein letztes Kordelstück und zwei Bänder, die mir eine nette Mitspielerin fingergehäkelt hat und am anderen Ärmel drei fingerloopgefertigte Bänder, die mir ein Mitspieler im Spiel verkauft hat.

Gambeson mit Ärmeln. Wie gewünscht: Die Nestellöcher sind außen nicht zu sehen.

Einige Stunden und 44 Nestellöcher später: Ich bin richtig glücklich mit dem Gambeson (und meinen lieben Nestellochhelfern). Bei wärmerem Wetter wird der Gambeson in der ärmellosen Tragvariante viel angenehmer sein, in angenestelter Form sehen die Ärmel aus wie angenäht und durch die Öffnung unter der Achsel knautscht sich der Ärmel dort nicht (das hatte ich beim Anprobieren, nachdem ich die Ärmel zunächst komplett angenäht hatte, als sehr unbequem empfunden).

Verlinkt bei RundumsWeib

Eine schöne Zeit wünscht
Hana

Dienstag, 11. September 2012

Asymmetrischer Gambeson - Teil 5 (fertig!)



Wir schreiten zur Vollendung!
Die Empfängerin war zu Besuch und hat anprobiert. Die Ärmelsäume habe ich mit viel Gefriemel genäht (äh, nähen lassen …) und empfehle wirklich dringend, das Säumen vor die Ärmelseitennaht zu setzen, zumindest, wenn die Ärmel sehr eng sind … (aber diesmal gings eben nicht anders, und es war auch gut so, weil ich die Ärmel nach der Anprobe noch etwas kürzen musste).

Widmen wir uns lieber den Verschlüssen. Man kann einen Gambeson mit Nestellöchern und Nesteln verschließen, aber das sieht bei dem asymmetrischen Schnitt m.M.n. blöd aus. Also habe ich den typischen Riemenverschluss gemacht.

Passende Schnallen von Lederkram habe ich im Vorrat entdeckt, hurra! Riemen dazu aber nicht (wer es sich einfach machen will, besorgt sich ein Set aus Riemen und Schnallen und nietet die Dinger einfach an). Also mache ich selber welche:


Woohoo, ich arbeite mit bösem schwarzen Leder! Es ist sogar nur gefärbt, die Unterseite ist braun. Sieht aber keiner und wenn ichs nicht weitererzähle, merkts auch keiner …

Also erstmal Riemen aufmalen. Die müssen natürlich ein bisschen schmaler sein als die Schnalle, damit sie auch durchpassen. Wieder mit dabei: Mein bester Freund, der Kreideminenstift. Damit kann ich super auf dem Leder malen, es hält, solange es nötig ist und wenn ichs fertig ausgeschnitten habe, lässt sich die Kreide ohne Mühe mit den Fingern abwischen.

Ich werde 3 Schnallen verwenden und brauche dazu 6 Riemen. Die habe ich jetzt flott ausgeschnitten. Und jetzt brauchen drei davon ein Loch, damit ich die Schnalle samt Dorn am Riemen befestigen kann. Zum Markieren des Lochs klappe ich den Riemen so um, dass ich neben der Schnalle eine Naht setzen kann.
Wer’s eilig hat oder es sich leicht machen will, kann das Stück auch festnieten. Aber Perfektionisten und Masochisten nähen, statt zu nieten. Ich sag jetzt nicht, zu welcher Gruppe ich gehöre …


Auch hier darf mein heißgeliebter Kreideminenstift wieder mitspielen.
Auf dem Bild habe ich den Riemen übrigens zuwenig umgeklappt, denn die Schnalle ist beim Nähen mit der Maschine dem Nähmaschinenfüßchen im Weg, man braucht also etwas mehr Abstand. Wer per Hand näht, braucht darauf nicht zu achten. Besser ists natürlich, wenn man näher am Dorn näht, dann ist die Schnalle weniger lose befestigt. Aber das geht kaum per Maschine.


Die hebelübersetzte Lochzange kommt zum Einsatz! Hat in Nullkommanix das Leder gelocht. Liebe das Teil. Gehört leider meiner Schwester. Noch …


Der Riemen darf seine Schnalle anprobieren! Oder umgekehrt. Und schonmal anfreunden.


Denn jetzt werden beide vereinigt. Untrennbar! Denn beim Auftrennen sieht man die Löcher im Leder …
Auf dem Bild sieht man, dass ich zuwenig Platz gelassen habe für die Naht, das Füßchen kämpft mit der Schnalle. Bei den folgenden Schnallen habe ich das korrigiert. Bin ja lernfähig.
Aufpassen, dass der Dorn vom Riemen wegzeigt!

Übrigens näht man Leder am besten mit einer Ledernadel (die ist scharf und „schneidet“ das Leder beim Nähen) mit der Maschine oder mit vorgestochenen Löchern beim Handnähen.

Das Ganze habe ich noch zweimal wiederholt und bin stolze Besitzerin von 3 Riemenpaaren. Die lege ich - nachdem der Gambeson anprobiert und die optimale Riemenposition mit Kreide markiert wurde - auf den Gambeson und klebe sie fest. Stecknadeln gehen nicht, hinterlässt ja Löcher. Also habe ich die Dinger mit Tesafilm festgeklebt.


Das ist normalerweise mein Trick17, wenn Stecknadeln keine Option sind. Hält normalerweise gut, diesmal aber gar nicht. Schade, musste die Riemen dann einfach festhalten beim Nähen. Ideal wäre es wohl gewesen, nochmal rundherum um die Riemen deren Position zu markieren, damit man beim Nähen sieht, ob die Riemen noch richtig liegen. Hab ich leider nicht gemacht, deshalb ist ein Riemen ein bisschen schief geworden (es war aber auch schon dunkel und im Dunkeln Schwarz nähen ist nicht so der Hit), aber na ja.

Befestigt habe ich die Riemen mit je einer Längsnaht entlang der langen Kante, je einer Quernaht an jedem Ende (also, am äußeren Riemenende und möglichst nah an der Schnalle) und einem X am äußeren Ende. Sollten also wirklich nicht abreißen können. Ich hoffe nur, dass mein Leder stabil genug ist.

Das Annähen der Riemen war ziemlich friemelig. Der Gambeson ist schon deutlich schwerer als eine Tunika und je mehr Stoffmassen man unter der Nähmaschine herwälzt, desto mehr muss man aufpassen, dass das Gewicht nicht den Stoff unterm Füßchen wegzieht. Vermutlich wäre es besser, die Riemen schon anzunähen, bevor die Ärmel dran sind, dann hat man etwas weniger Gewicht und Volumen auf dem Nähtisch.
Die rechten Riemen (die ohne Schnalle) habe ich nur am rechten Ende bis etwa zur Hälfte angenäht, man braucht ja noch ein bisschen Spielraum, um die Dinger durch die Schnallen zu fädeln.

Aber die Friemelei hat sich gelohnt:


Da liegt er unschuldig und platt herum.
Ich habe nur noch fix ein paar Löcher in die Riemen gelocht (liebe die Lochzange!) und die linken Enden der rechten Riemen ein bisschen rund geschnitten.

Die Empfängerin hat auch sofort anprobiert:


Man sieht, er könnte noch ein bisschen enger sein, aber es wird ja noch ein Gürtel drübergetragen und wenn man auch Wintercons besucht, ist etwas Platz unterm Gambeson für zusätzliche Kleidungsschichten nicht schlecht. Aber etwas enger nähen könnte man das Ganze zur Not immer noch.

Der Bastelblog ist abgeschlossen, ich hoffe, es war interessant/lehrreich/hilfreich/nützlich oder diente zumindest als Objekt der Belustigung :D
Der Gambeson wurde am Wochenende eingeweiht und für bequem befunden und hat seine Trägerin vor all den fiesen Gegnern beschützt.

Mission accomplished!

Die anderen Teile:
Teil 1
Teil 5

Nria

Donnerstag, 30. August 2012

Asymmetrischer Gambeson - Teil 4

Der nächste Schritt ist einfach: Gambesonteile aufeinanderlegen (weil der Gambeson asymmetrisch ist, darauf achten, dass die Vorderteile jeweils auf der richtigen Seite liegen! Einfacher ist das natürlich, wenn das Futter sich vom Oberstoff unterscheidet), Schulter- und Seitenkanten zusammenstecken und zusammennähen.
Das geht theoretisch ziemlich leicht; praktisch wälzt man jetzt relativ große und schwere und - wenn man mehr Deckeneinlage verwendet hat - auch ziemlich dicke Stoffmassen herum, aber es sind ja nur wenige Nähte …
(davon gibts kein Foto, man erkennt sowieso nicht viel)

Wenn man das geschafft hat, kann man den Stehkragen annähen: Ich lege den Kragen mit der Oberstoffseite nach unten auf die Oberstoffseite vom Rückenteil und stecke die Unterkante am Halsausschnitt fest. Dabei fange ich in der Mitte des hinteren Halsausschnitts an, weil mein Kragen vorn offen ist (das ist bequemer bei dem recht hohen Kragen) Festnähen - geht schnell bei dem kleinen Teil.



Und dann kommt der Superspezialgeheimtipp für Stehkrägen: Ich klappe den Kragen hoch, die Nahtzugabe nach unten und nähe auf der Außenseite des Halsausschnittes ca. 3 mm unterhalb des Kragenansatzes entlang, sodass die untere Kragen-Nahtzugabe innen am Halsausschnitt festgehalten wird. Das verhindert, dass der Kragen nach außen wegklappt und sorgt dafür, dass er schön aufrecht steht.


Der nächste Schritt ist das Einfassen der übrigen Kanten mit Schrägband. Für die kniffligen Ecken gibt es verschiedene Methoden - man kann ein Fältchen ins Schrägband legen oder - so habe ich’s gemacht - bis zur Ecke nähen, Schrägband abschneiden und neu ansetzen und dabei das Schrägbandende nach innen umschlagen.

So sieht der Gambeson jetzt aus:


Es fehlen noch die Ärmel.

Zunächst drehe ich den Gambeson auf links (Futterseite nach außen) und die Ärmel auf rechts (Futterseite nach innen).
Dann lege ich die Ärmel in den Gambeson hinein und deren obere Nahtzugaben auf die Nahtzugaben des Ärmellochs und stecke sie am Schulternahtende und am Seitennahtende fest (darauf achten, dass der Ärmel richtig herum ist!). Dann stecke ich den Rest fest und zwar angefangen bei der Schulternaht bis zum Seitennahtende, weil der untere Teil des Ärmellochs schräg geschnitten und damit ein bisschen dehnbar ist - dort kann man es ausgleichen, wenn der Ärmel doch nicht exakt ins Ärmelloch passt.


Das wiederhole ich auf der anderen Seite des Ärmels und beim zweiten Ärmel und dann wird zusammengenäht!

Hier freut sich, wer eine Freiarm-Nähmaschine hat, der kann den Ärmel nämlich über den Freiarm stülpen und auf dem Torsoteil rundherum nähen.
Wer keine hat, näht besser innen auf dem Ärmelteil - der kleinste Freiarm der Welt ist das Nähmaschinenfüßchen …


Faaaast fertig! Die Ärmelsäume fehlen noch und die Verschlüsse. Dazu muss die Empfängerin den Gambeson aber anprobieren, damit Weite und Ärmellänge wirklich stimmen. Das mache ich am 30.8., da kommt sie mich nämlich besuchen, bevor wir am folgenden Wochenende auf ein Con fahren und den Gambeson einweihen.
Die Verschlüsse kann ich bis dahin schon mal basteln. Für heute ist aber erstmal Pause!

Die anderen Teile:
Teil 1
Teil 4
Teil 5

Lg
Nria

Dienstag, 28. August 2012

Asymmetrischer Gambeson - Teil 3

Erstmal kommen die Vorderteile an die Reihe (ich arbeite mich nacheinander bis zum großen Rückenteil voran und dann kommt zur Entspannung der Kragen). Auch die werden wie gehabt zum Sandwich zusammengelegt, mit Streifen bemalt und zusammengesteckt. Diesmal mit mehr Stecknadeln, weil doch ganz schön viel Stoff im Spiel ist und der ja nicht wegflutschen soll.
Vorm Nähen habe ich die beiden Vorderteile nochmal nebeneinander gelegt, damit ich sicher bin, dass bei beiden die Kreidelinien auf der gleichen Seite sind.

Sieht jetzt aus wie Nadelstreifen mit bunten Pünktchen, sehr geschmackvoll!


 Aber das bleibt natürlich nicht so, nach ein bisschen Fleiß sieht das Ganze so aus:


Und das gleiche Spiel mit dem Rückenteil; dem habe ich den gleichen Prozess angedeihen lassen und jetzt sieht es so aus:


Sieht doch schon nach DIY-Gambeson-Fertig-Bauteilen aus!
Aber was fehlt da noch? Richtig, der Stehkragen. Aber der kommt morgen. Heute hab ich keine Lust mehr! :D

[An dieser Stelle denkt ihr euch jetzt eine Nacht]

Und weiter geht’s!

Jetzt kommt der Stehkragen an die Reihe. Hat sich sicher schon vernachlässigt gefühlt.
Aber das geht jetzt ganz fix, ist ja nur ein kleines Teil:


Hier gehe ich ein kleines bisschen anders vor - der Kragen ist ja direkt am Gesicht und soll daher sehr ordentlich aussehen. Deshalb wird er nicht mit Schrägband eingefasst, sondern verstürzt. Also, erster Schritt: Die beiden Kragenteile rechts auf rechts aufeinanderlegen und die Oberkante und die Seitenkanten zusammennähen (siehe aufgemalte Nahtlinie, oberes Bild). Danach umstülpen und die Deckenfüllung hineinlegen. Hier ist es wichtig, die Füllung ohne Nahtzugaben zuzuschneiden und am besten noch ein bisschen kleiner, damit die Füllung auch wirklich in den Kragen hineinpasst, ohne sich zu knubbeln. Dann die untere Öffnung mit Stecknadeln zusammenstecken und mit Zickzackstich zunähen und die Abstepplinien aufmalen (siehe mittleres Bild).
Jetzt muss nur noch abgesteppt werden, das geht ganz schnell, und der Stehkragen ist fertig! (unteres Bild)
Theoretisch kann man auch den ganzen Gambeson auf diese Weise machen. also, beim Rückenteil die Unterkanten samt Schlitz verstürzen, beim Vorderteil Unter- und Vorderkanten und bei den Ärmeln die Saumkanten. Aber das ist ein bisschen friemelig (habe ich bei meinem ersten Gambeson so gemacht). Deshalb mache ich es diesmal anders.

Wo wir gerade bei friemeligen Sachen sind: Als nächstes kommt der Schlitz an die Reihe. Der ist richtig friemelig!
Übrigens gibt es nach einer weiteren Besprechung mit der Gambeson-Empfängerin eine Änderung: Die Gambeson-Kanten werden doch nicht mit Besätzen verarbeitet, sondern mit schwarzem Schrägband eingefasst. Für vielseitigere Verwendbarkeit. Ich beschwer mich nicht, ist weniger Arbeit :D

Außer bei den Schlitzen, da ist alles Arbeit, egal, was man damit macht …
Deshalb werde ich sie einfassen, bevor ich die Gambeson-Teile zusammennähe. Bei kniffligen Stellen ist es mir lieber, wenn ich keine großen Stoffmassen über den Tisch wälzen muss.

Erstmal zum Schrägband und dessen Verarbeitung an sich:
Ich habe immer eine 100m-Rolle vorgefalztes Schrägband in Schwarz und Weiß vorrätig, gibt’s für ca. 22 € inkl. Versand bei Ebay. Wenn man häufiger Schrägband verwendet, lohnt sich das. Es gibt aber auch kleinere Rollen. Die kleinen 5m-Packungen im Stoffladen kaufe ich nur noch in Ausnahmefällen, die sind recht teuer. Man kann Schrägband auch selbermachen, aber das mache ich nur bei speziellen Farben oder gemusterten Stoffen.
 
Beim Einfassen gibt’s generell zwei Methoden: Die ordentliche und die für Faule (Schrägband mittig falten, um die Stoffkante legen und annähen. Ich mach natürlich letzteres :D

Bei einem Schlitz ist das aber schwierig. Es funktioniert ganz gut, wenn man den Schlitz zu einer Kurve auseinanderzieht, das Schrägband gut feststeckt und dran entlangnäht.


Erfordert etwas Übung und viel Sorgfalt, aber das Ergebnis sieht ganz gut aus (die Naht ist nicht ganz gleichmäßig, weil ich dummerweise auf der Rückseite angefangen hatte zu nähen ... vielleicht korrigier ich das noch, aber es fällt auf dem aufgehellten Bild natürlich deutlich mehr auf als in der rabenschwarzen Realität!):


Na also, das hätten wir! Erstmal von der Friemelei erholen und nachher wird aus den Gambesonteilen endlich ein Gambeson gemacht!

Die anderen Teile:
Teil 1
Teil 3
Teil 5



Lg
Nria

Samstag, 25. August 2012

Asymmetrischer Gambeson - Teil 2

Wenn ich eine Tunika wollte, wäre die lästige Zuschneidearbeit jetzt erledigt. Weil’s aber ein Gambeson werden soll, kommt jetzt das gleiche Spielchen nochmal mit der Füllung:



Ich verwende eine Armeedecke, die ist ca. 5 mm hoch und für einen dünnen Gambeson gut geeignet. Einige empfehlen Umzugsdecken, aber alle, die ich gefunden habe, waren viel zu dünn und ich hätte 3 Schichten nehmen müssen. Mehrere Schichten können aber gegeneinander verrutschen, das ist friemeliger und nichtmal billiger (angeblich gibt es Umzugsdecken ab 2-3 €, aber ich hab nur welche für 5-6 € gefunden).

Wer schlau ist, schneidet die Füllungsteile ca. 5-10 mm kleiner zu als die Außenstoffteile. Erstens hat man dann weniger Volumen in der Nahtzugabe und zweites nicht die Gefahr, dass die Deckenfüllung aus der Nahtzugabe rausguckt. Hat ja nicht die gleiche Farbe wie das Leinen und das sieht dann weniger hübsch aus …

Nächster Schritt: Die Steppnähte. Das dauert ein Weilchen, zur Motivation fange ich mit den Ärmeln an, die sind am kleinsten.

Zunächst male ich die Stepplinien auf. Und zwar auf dem Futter, nicht dem Oberstoff (hier ist beides das gleiche Material, da muss ich etwas aufpassen). Schneiderkreide geht zwar theoretisch wieder raus, aber praktisch bleibt gerne was in den Nähten haften.



Ich fange in der Mitte an und male die Streifen zum Rand hin auf. Unverzichtbar: Mein 1m-Aldi-Alulineal. Ganz zuuuufällig ist es genauso breit, wie die Streifen werden sollen ;)

Dann erst mal ein Sandwich basteln: Futter mit der linken Stoffseite nach oben hinlegen, darauf das Füllmaterial, darauf den Oberstoff mit der rechten Stoffseite nach oben. Wenn man will, kann man vorher die Ärmelunterkanten von Ober- und Futterstoff zusammennähen, aber einfacher ist es, hinterher alle Säume mit Schrägband zu verarbeiten.
Und alles schön zusammenstecken - man kann auch noch zwischen den Streifen den Stoff mit Stecknadeln fixieren, aber dazu hatte ich keine Lust :D (bei den großen Teilen werde ich das wohl machen müssen)


Jetzt wird fleißig abgesteppt! Immer schön gerade auf der Linie lang, das geht bei mir ziemlich fix; wer weniger Übung beim Nähen hat, sollte sich Zeit lassen, denn über wacklige Absteppnähte ärgert man sich hinterher.
Zur Belohnung kriegt man hinterher einen halbfertigen Ärmel:


Wie man sieht, erkennt man noch Schneiderkreidespuren. Deshalb kommt diese Seite nach innen.
Die drei Sandwich-Schichten werden jetzt von den Steppnähten zusammengehalten, die Außenkanten sind aber noch offen. Deshalb werden sie jetzt versäubert (d.h. ich nähe mit Zickzackstich an der Kante entlang, der innere Stich im Stoff, der äußere neben dem Stoff, sodass die Kante durch den Stich eingerahmt wird), damit das Leinen nicht ausfranst (Leinen ist schließlich sehr fransefreudig) und die Füllung bei der Nahtzugabe wirklich nicht mehr rausgucken kann.

Zugegeben, den Stich selbst kann man nicht wirklich erkennen (wie auch, bei Schwarz auf Schwarz), aber man sieht den Effekt ganz gut. Die Kanten sind jetzt geschlossen und die Nahtzugaben sind flacher als der Rest und sollten sich ganz gut nähen lassen.














Bevor die Ärmelnähte geschlossen werden, wäre ein guter Zeitpunkt, um die Ärmelsäume mit Schrägband oder einem breiten Besatz einzufassen. Das mache ich aber noch nicht, weil der Gambeson nicht für mich ist und ich den lieber nochmal anprobieren lasse, bevor ich die Säume fertigstelle. Deshalb nähe ich jetzt die Ärmelseitennähte und trenne sie eben später wieder auf, ist ja kein Akt.



Hurra, ich habe 2 fertige* Ärmel!
(*ok, ok, der Saum fehlt noch ...)

Nachher geht’s weiter mit den großen Teilen.

Die anderen Teile:
Teil 1
Teil 2
Teil 5



 Lg
Nria

Mittwoch, 22. August 2012

Asymmetrischer Gambeson - Teil 1

Momentan nähe ich für eine Freundin einen Gambeson. Es gibt hier zwar schon einige Gambeson-Bastelblogs, aber die sind entweder nicht so ausführlich oder hören mittendrin auf oder oder oder.
Deshalb mache ich jetzt auch einen. Möglichst kleinschrittig. Vielleicht hilft's ja jemandem, der sich auch mal dranwagen will!
Einen Gambeson kann man auf zwei Arten herstellen: Entweder näht man Oberstoff und Futter zusammen, steppt Röhren ab und stopft diese Röhren aus (Nachteil: Man tendiert dazu, zunächst zuwenig Füllung zu verwenden und muss immer wieder nachstopfen, zudem wird der Gambeson dadurch ziemlich schwer) oder man legt Stofflagen oder Vlies zwischen Oberstoff und Futter und steppt diese Schichten ab.

Ich mache es mir einfach, verwende ich die zweitgenannte Methode und greife statt auf viele Stofflagen auf ein dünnes Polster aus Wolldecke zurück. Das habe ich vor ein paar Jahren schon mal gemacht, als ich meinen ersten Gambeson genäht habe – sieht gut aus, polstert ausreichend und ist einfach herzustellen.

So soll das Ergebnis aussehen:

 Ein etwa knielanger Gambeson mit langen Ärmeln, längs abgesteppt, asymmetrisches Vorderteil, Besätze entlang der Säume, Stehkragen, mit Schnallen geschlossen.

Ein Probeteil habe ich schonmal gemacht:


Beim Gambeson hilft das zwar nur halbwegs, weil sich eine Lage Stoff anders verhält als mehrere Lagen Stoff mit dicker Einlage, aber zumindest erkennt man, ob Länge und Weite ungefähr passt, bevor man sich stundenlang mit Absteppen beschäftigt.

















Und los geht’s!
Normalerweise nehme ich für einen Gambeson einfach das Schnittmuster für eine Tunika (z.B. eins von diesen), plus ein bisschen Zugabe (denn erstens wird der Gambeson über die Tunika gezogen und zweitens geht durch das Absteppen mit der Füllung etwas Weite verloren – klar, der Stoff hat dann Wellenform statt einer geraden Fläche, und eine Wellenlinie ist länger als eine Gerade).



Hier ist das Rückenteil schon auf den Ober- und Futterstoff aufgemalt (Leinen). Ja, der Gambeson wird schwarz! Da er hauptsächlich für Charaktere in Weiß-Schwarz eingesetzt werden soll, ist das ein schöner Kontrast. Und man sieht keine rosa Kunstblutflecken drauf …
 Für diesen Gambeson ist der Schnitt ein klein wenig kniffliger, denn meine Freundin hat sich einen asymmetrischen Gambeson gewünscht, sprich, vorn soll der Verschluss in der Mitte, sondern seitlich versetzt liegen.
Dazu zeichne ich beim Schnitt zunächst die Mittellinie ein und versetze sie dann bis zum Schulternahtansatz neben dem Halsausschnitt. Im Gegensatz zum Gambeson mit Verschluss in der Mitte brauche ich dann nicht zwei gleiche Vorderteile (die einfach halbierte Rückenteile mit etwas tieferem Halsausschnitt wären), sondern ein breiteres Vorderteil und ein normales, das bis zur Mitte reicht (die beiden Vorderteile müssen sich ja ein bisschen überlappen).


Das Ergebnis sieht dann interessanter aus als der 08/15-Gambeson, erhöht aber den Stoffverbrauch, weil die beiden Vorderteile jetzt nicht mehr nebeneinander auf den Stoff passen.
Auch zu sehen: Der Stehkragen (der Schnitt ist simpel, ein leicht geschwungener Streifen, die Seiten etwas abgeschrägt, siehe Skizze) und mein wichtigstes Hilfsmittel, der Kreideminenstift. Wie konnte ich je ohne leben!

 Jetzt noch die Ärmel! Die Ärmelkugel ist improvisiert wie immer: Bei der Tunika habe ich einen schönen geschwungenen Armausschnitt gemalt. Für die Höhe der Ärmelkugel messe ich die Breite des Armausschnitts (blau), für die Breite der Ärmelkugel die Höhe des Armausschnitts (gelb), jetzt messe ich die Länge des Armausschnitts (rot - und zwar die Nahtlinie, nicht die Nahtzugabe!) und male eine geschwungene Linie in dieser Länge als Ärmelkugel auf. Bzw. in doppelter Länge.
Ggf. muss man dabei die Ärmelkugelbreite und/oder -höhe etwas verändern; wichtig ist, dass die rote Linie übereinstimmt.




Und so sieht das platzsparend aufgemalt aus:


 Jetzt wird fröhlich auf dem Boden herumgekrabbelt und ausgeschnitten!

Die anderen Teile:
Teil 1
Teil 5



Lg
Nria