Donnerstag, 21. Februar 2019

Es hätte so schön sein können ... Ottobre-Blazerjacke "New Season"

Ich habe mal wieder einen Flop zu vermelden. Diesmal ist aber der Schnitt unschuldig.

In meinem Stoffschrank versauerte schon einige Jahre lang ein interessanter Stoff: Woll-Fischgrät in verschiedenen Brauntönen mit einem dunkelbraunen "organischen Gittermuster" beflockt. Das Flockmaterial hat einen relativ langen, aber platten Flor. Gekauft hatte ich ihn in einem Stoffladen in Bielefeld und für einen Rock vorgesehen, dafür gefiel er mir später nicht mehr. Er lag schon auf dem Aussortiert-Stapel, aber dann habe ich den Stoff doch noch vernäht.

Eine kleine Anmerkung: Ich habe den Blazer vor etwa einem Jahr angefangen und damals wog ich ein paar Kilo weniger als aktuell - bitte wundert euch nicht, dass der Blazer etwas zu eng ist ;)

Der Schnitt ist ja eigentlich schön. Aber der Stoff ist nicht mein Ding.


Es ist gefährlich, Stoffe zu kaufen, weil man sie "interessant" findet. Merke: "Interessant" heißt nicht "schön" ... wobei ich nicht ausschließen würde, dass der Stoff an anderen Menschen toll aussehen könnte. An mir aber leider nicht.

In letzter Zeit bin ich dabei, die Ottobre wiederzuentdecken; eine Weile lang habe ich weder Ausgaben gekauft (zuviele untaillierte Wallewalle-Modelle) noch aus vorhandenen Exemplaren genäht. Aber das Titelmodell der Ottobre 5/2012 gefiel mir schon lange - der Blazer "New Season", dort aus lila Samt genäht.
Und er hat viele schöne Merkmale: Doppelte Wiener Nähte auf der Vorderseite, abgerundete Kragen- und Saumecken, eine Taillennaht ... die aufgesetzten Taschen gefielen mir nicht so, aber das kann man ja abändern.

Das Schöne an dem Stoff ist aber: Man kann beide Seiten verwenden, für einen interessanten Effekt.

Als Stoffverbrauch waren 1,60 m angegeben und ich war aus irgendeinem Grund fest davon überzeugt, 2 m von dem Wollstoff zu besitzen. Also dachte ich mir, ich gebe der Sache mal eine Chance, auch wenn ich wieder blöde 40 cm übrig habe.
Beim Zuschnitt kam dann die Überraschung: Ich hatte nur 1,25 m von dem Stoff (huch! Vielleicht hatte ich damals vor, 2 m zu kaufen und es war nur noch ein Rest auf dem Ballen?), hat aber genau ausgereicht. Des Rätsels Lösung: Der Samtstoff aus der Ottobre lag nur 1,35 m breit und das war maßgeblich für den Stoffverbrauch ... aber gut, ich beschwere mich nicht! Denn so hatte ich keinerlei Reste übrig. Hätte ich 1,60 m extra gekauft für den Blazer, hätte ich mich ziemlich geärgert. Augen auf beim Blick in die Stoffverbrauchstabelle!

Das nenne ich ideale Stoffausnutzung! Gut, ohne aufgesetzte Taschen.

Der Zuschnitt dauert ewig. Aber gut, das ist bei einem gefütterten Blazer zu erwarten. Ich habe allerdings erstmal kein Futter zugeschnitten, weil kein passendes da war. Und dann ... aus anderen Gründen nicht.

Als ich den Blazer halbwegs zusammengenäht hatte (d.h. vollständiger Torso und mindestens 1 Ärmel dran), habe ich ihn anprobiert - und er sah furchtbar aus. Nicht die Passform, die war tatsächlich nahezu perfekt! Sondern der Stoff wirkte omahaft und altbacken, einfach nicht tragbar für mich.

Leider habe ich vergessen, das Desaster zu fotografieren, aber auf links gedreht seht ihr, wie der Blazer vorher ungefähr ausgesehen hat:

Natürlich sah man keine Belege, d.h. die einzigen hellen Stellen waren Revers und der Einsatz am oberen Teil.

So lag der halbfertige Blazer lange Monate als Ufo herum. Irgendwann habe ich mich aufgerafft und alle Nähte wieder aufgetrennt. Dann habe ich das Ganze schlicht umgedreht und auf links wieder zusammengenäht; die Rückseite ist ja deutlich schlichter. Zum Glück war ich faul und hatte die Nähte nicht (zusammen) versäubert - dann hätte ich mir die Arbeit sicher nicht angetan, das aufzutrennen!

Provisorisch verschlossen mit einer Sicherheitsnadel. Lohnt nicht, an einen zu engen Blazer Knöpfe zu nähen.


Mir war inzwischen klar, dass auch die Rückseite keinen perfekten Nria-Blazer ergibt: Brauntöne stehen mir nicht gut, erst recht keine hellen, ich trage solche Farben auch nicht gerne und ohne Flock sieht man sehr deutlich das Fischgrätmuster des Basisstoffs, bei dem die Streifen natürlich nicht passen an den Nähten. Aber ich wollte das Ganze fertignähen, um wenigstens den Schnitt beurteilen zu können - damit die Arbeit nicht völlig umsonst war.

Bei dem Flockmuster sieht man die Streifen nicht. Auf der Rückseite leider schon - und sie passen an den Nähten nicht.

Eigentlich mag ich Fischgrätmuster sehr - deshalb bin ich noch gar nicht sicher, ob die Jacke wirklich ein Flop ist. Die unpassenden Streifen sind halt nicht schön und grad bei einem Blazer stört mich das. Die Farbe ist nicht so mein Fall und das Flockmuster ist auch ein wenig pieksig innen ... ich vermute also, dass ich die Jacke auch dann nicht tragen werde, wenn ich wieder die richtige Größe dafür trage.

Der Schnitt an sich gefällt mir aber! Die Passform ist - wenn man von der zu kleinen Größe absieht - gar nicht schlecht, finde ich.
Was meint ihr, lohnt es sich, einen neuen Versuch mit einem anderen Stoff zu starten, der mehr mein Stil ist?

Schnitt: Blazer "New Season" aus der Ottobre 5/2012, Modell 5, Gr. 40
Material: Fischgrät-Wollstoff mit Flockmuster, Futterstoff
Änderungen:
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag und Sew La La.

Lg
Nria

4 Kommentare:

  1. Aaaalso! Ich kenne es ja von mir: VIEL ZU STRENG MIT MIR SELBER! Zum einen steht dir der Blaser sehr gut! Zum anderen ist das Muster ein sehr Typisches/Beliebtes! Wenn du ihn wirklich nicht behalten willst, dann stell ihn wenigstens online zum Verkauf! Du wirst ihn sicherlich los! Viele Grüße, Izabella

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    1. Hm, es ist einfach so, dass einerseits Fotos oft schmeichelnd sind (was Verarbeitungsdetails betrifft) und andererseits ich an einen Blazer andere Ansprüche habe als an ein T-Shirt: Wenn sich da das Muster nicht trifft, ists mir egal, aber bei einem Blazer sollte die Verarbeitung m.M.n. schon halbwegs stimmen. Die Pieksigkeit ist auch blöd. Aber vielleicht warte ich erstmal auf schlankere Zeiten :D (äh, ok, man muss schon aktiv was dafür tun ...)

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  2. Liebe Nria,
    Du bist wieder mal viiiel zu selbstkritisch :0)Jedes Mal wenn du etwas vorstellst, was daneben gegangen ist oder du meinst das es dir nicht steht, denke ich, das das gar nicht so übel aussieht! Der Blazer an sich gefällt mir total gut, der schnitt ist wirklich klasse und steht dir auch. Aber klar, wenn der stoff nicht dein ding ist, hat es keinen zweck. dann wird das teil im schrank versauern! Ich denke, das würde sich auf jeden Fall lohnen ihn nochmal mit einem Lieblingsstoff zu nähen :0)Da muss sich doch was finden lassen...Samt finde ich auch eine coole Sache und Cordstoffe :0) Du machst das schon! ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

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    1. Fotos sind halt auch nicht so unfehlbar, was z.B. Farben angeht - und für mich sind auch Dinge Flops, bei denen ich etwa stilmäßig voll danebengegriffen haben. Teile, in denen man nicht mal den Müll rausbringen kann, sind bei mir halt selten geworden, ich nähe ja schon eine Weile :) (leider habe ich viel zu wenige Fotos von früher aufgehoben, weil mein Speicherplatz so rar war, sonst könnte sooo schreckliche Dinge zeigen *gg*)

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