Auch dieses Jahr gab es wieder eine Farbenmix-Adventskalendertasche! Jeden Tag wird ein Teil der Anleitung kostenlos veröffentlicht (diesmal mit Pausentagen) und am 18.12. hat man eine fertige Tasche. Bis Ende Dezember konnte man sich dann noch die vollständige Anleitung kostenlos runterladen, inzwischen nur noch kaufen.
In ihrer ganzen Pracht! |
Ich habe 2011 zum ersten Mal mitgemacht und da tatsächlich täglich genäht - weil die erste Tasche für mich aber ein Flop war, schaue ich mir seitdem zunächst an, wo die Reise hingeht, bevor ich anfange. Zudem sind die Farbenmix-Taschen mir oft zu groß und beutelig; seit einigen Jahren werden aber im Vorhinein die Maße angegeben, sodass man zumindest die Größe vorher kennt.
Nur einen Teil der Taschen habe ich tatsächlich genäht, die letztjährige ist aber aktuell meine liebste Alltagstasche.
Ein kleiner Rückblick auf die bisherigen Farbenmix-Adventskalendertaschen:
2011 - Alle(s)Zusammen (ich habe eine Elchtasche genäht)
2013 - Skippy (nach dem Pausenjahr 2012 habe ich damals nicht gesehen, dass es weiterging - diesen Schnitt habe ich nicht, er gefällt mir aber sowieso nicht)
2014 - Stoffschätzchen ( ich habe eine rote Jeanstasche mit Handarbeitsmotiv genäht)
2015 - Fünf-Fach-Organizer (ich habe - erst 2020 - einen grünschwarzen Organizer genäht)
2016 - PacksEin
2017 - Strandläufer
2018 - MixMich (ich habe eine Mass Effect-P&P-Tasche genäht)
2019 - Marisa (ich habe eine Star Trek-Tasche genäht)
2020 - Just Be
Erste Materialwahl - den Gondor-Canvas werde ich aber doch anderweitig verwenden. |
Als Obermaterial habe ich einen flauschigen marineblauen Taschenstoff auserkoren, den ich secondhand gekauft habe. Er war als "Taschenstoff Rom" ausgeschrieben und das ist ein Canvas, aber was ankam, war kein Canvas ... nun ja. Reklamieren wollte ich für den Preis nicht und bei Privatverkauf ist das sowieso schwierig (zudem für die paar Euro den Aufwand nicht wert). Nachdem das Weiterverkaufen auch nicht geklappt hat, wurde jetzt halt doch eine Tasche draus.
Mit schickem silberfarbenem Reißverschluss. |
Dazu habe ich einen gestickten Patch mit einem Zitat aus Der Herr der Ringe verwendet, den ich 2012 (!!) bei einem Swap in meinem Lieblingsnähforum bekommen habe. So lange hat er auf seinen Auftritt gewartet und jetzt schlägt seine große Stunde!
Ich habe mich dann auch gleich für ein Tolkien-Thema bei der Tasche entschieden. Wenn schon, denn schon.
Für das Futter habe ich einen Patchworkstoff von Buttinette verwendet. Die Wolken haben mich an die großartigen Landschaftsaufnahmen im Film erinnert.
Dazu habe ich noch Endlos-Reißverschlüsse mit silberner Raupe und ein paar Bortenreste aus dem Vorrat kombiniert. Die passen nicht immer 100% zum Rest, aber solange die Farben ungefähr stimmen, soll mir das recht sein.
Die Rückseite: Keine perfekte Borte, aber passt zumindest farblich gut. |
Für den Patch musste ich die Klappe der aufgesetzten Vordertasche etwas verändern; für die Originalklappe wäre er zu groß gewesen. Bei der Form habe ich mich von der runden Tasche inspirieren lassen. Die Form des Patches ist etwas "wonky", daher wirkt er etwas schief, aber das ist schon okay.
Im Übrigen ist das Zitat (in etwas anderer Form) Teil eines Gedichts:
Not all those who wander are lost;
The old that is strong does not wither,
Deep roots are not reached by the frost.
From the ashes a fire shall be woken,
A light from the shadows shall spring;
Renewed shall be blade that was broken,
The crownless again shall be king.
Bei der Verstärkung habe ich zum Volumenvlies H630 für den Oberstoff und zur Vlieseinlage H250 fürs Futter gegriffen. Die Originaltasche wird nicht verstärkt, aber ich mag labberige Taschen nicht so gerne.
Der Boden sollte wirklich Stand haben, da habe ich Decovil light verwendet.
Schließlich habe ich dann noch zwei Elbenblatt-Applikationen bei 1A-Kurzwaren bestellt. Das Tolle ist, dass es sie gespiegelt gibt! Also, man kann sie einzeln bestellen, aber wenn man beide Versionen nimmt, hat man ein gegengleiches Paar. Das ist so mitgedacht!
Test ergibt: Patch steht über! |
Ich habe erst Ende Dezember mit dem Nähen begonnen, als die Anleitung schon vollständig veröffentlicht war. Das hat den Vorteil, dass man auch Änderungen leichter vornehmen kann (wie die besagte Taschenklappe). Bei der Originaltasche kann man die nämlich nicht verbreitern, weil die Träger direkt links und rechts der Klappe befestigt werden. Ich mag aber sowieso keine zwei Träger, sondern lieber einen, den man quer über der Brust trägt (meine Schultern sind zu schmal für Doppelträger, die rutschen einfach sofort runter). Dafür wurde eine Anleitung nachgereicht und die habe ich sofort begeistert benutzt.
Innen habe ich noch ein extra Reißverschlussfach eingefügt. |
Die Designerin hat an der Schultergurt-Befestigung noch ein Bändchen mit Ring angenäht, um ein paar Bänder zur Dekoration festknoten zu können. Ich bin ja nicht so der Fan von Taschenbaumeldekorationen, aber hier kam mir dann ein Geistesblitz: Das wäre eine prima Stelle für einen Karabiner, um den Einen Ring dranzuhängen ...
Die Dinger sind selbst heute noch nicht spottbillig zu haben (außer man bestellt bei Wish&Konsorten, aber wer weiß, was man da kriegt, und eigentlich will ich diese Läden auch nicht unterstützen). 30 € ist nicht so viel für einen Ring, aber schon viel für eine spontane Taschenverzierung. Ich habe dann aber einen für einen akzeptablen Preis gebraucht bekommen. Immerhin ist hierfür die Größe wirklich egal :D
Ein Ring, sie zu ... dekorieren? |
Meine kleine Ringaufhängung beinhaltet einen Karabiner von einem Werbe-Schlüsselband, ein Stückchen Schrägband und einen wirklich kleinen Bortenrest, der dadurch restlos aufgebraucht wurde. Hier vollständig zu sehen mit einem Ring-Dummy ;)
Es ist wirklich interessant, bei der Taschenkonstruktion anderer Leute live dabeizusein - es gibt genug, die Tag für Tag mitnähen und mittlerweile existieren sogar zwei Facebook-Gruppen dafür, eine langjährige inoffizielle und seit diesem Jahr eine offizielle von Farbenmix. Man sieht dabei, dass sich Taschen-Anfänger oft noch etwas schwertun mit manchen Schritten, aber ich habe mittlerweile einige Erfahrung in diesem Bereich, sodass es mir recht leicht fiel.
Das Futter - in der Tasche ist es schwer zu fotografieren. |
Man stellt zunächst jeweils die Vorder- und Rückenteile von Oberstoff und Futter mit allen Details fertig (ich habe die Rückentasche mit Reißverschluss statt Magnetverschluss genäht und innen noch ein simples Reißverschlussfach eingenäht, das benutze ich immer für Schlüssel, damit ich sie nicht ewig in der Tasche suchen muss), dann einen Ring aus Boden, Seiten und dem Reißverschlussstreifen oben und schließlich werden Seitenstreifen und Vorder-/Rückenteil aneinander befestigt.
Dieser letzte Schritt ist der schwierigste: Man muss einen geraden Streifen an die Rundungen nähen, ohne Falten einzunähen oder krumme Nähte zu produzieren.
Ein paar Tipps dazu:
- Der gerade Streifen muss an den Stellen eingeschnitten werden, wo die beim Vorder-/Rückenteil die Rundungen sind. Wie tief die Einschnitte sein müssen, wie weit voneinander entfernt und bis wohin sie reichen müssen, hängt vom Stoff ab. Man kann erstmal vorsichtig anfangen und mehr/tiefer knipsen, wenn es notwendig ist. Es ist dabei wie beim Einschneiden von Ecken: Schon ein halber Millimeter mehr Tiefe kann den Unterschied zwischen einem perfekten Ergebnis und blöden Falten ausmachen!
- Am einfachsten geht es bei nachgiebigen, weichen Stoffen (z.B. Wollstoff), richtig schwierig dagegen mit festen, dicht gewebten Baumwollstoffen. Mein Jeansstoff letztes Jahr und das Futter waren knifflig, mein weicher Taschenstoff außen dagegen war an diesen Stellen super-easy.
- Die Rundung ist tatsächlich leichter zu nähen, wenn der Seitenstreifen oben liegt beim Nähen. So kann man den eingeschnittenen Teil sanft in Form ziehen, Falten wegstreichen und hat trotzdem die unten liegende Rundung der Tasche gut im Blick, sodass man sie sauber nähen kann.
- Auf die Reihenfolge achten! Die Teile sind umso schwieriger anzunähen, je mehr Teile bereits angenäht sind (besonders, wenn die Tasche verstärkt wurde und sehr steif ist). Daher ist es sinnvoll, mit dem Part zu beginnen, der am schönsten werden soll: Der äußeren Vorderseite. Wenn die Rundungen im Futter später nicht perfekt werden, ist das relativ unwichtig, die sind man ja kaum.
- Bei fiesen Materialien wie dichten Baumwollstoffen hilft es mir, viele Stecknadeln zu verwenden. Bei einfachen, weichen Materialien lasse ich die Stecknadeln an der Rundung dagegen manchmal ganz weg. Stoffklammern finde ich knifflig, weil die sehr im Weg sind und leicht abrutschen können, aber bei Kunstleder sind Stecknadeln natürlich schwierig.
- Langsam nähen. Ja, man will die schwierigen Stellen schnell hinter sich bringen, aber das macht sie noch schwieriger und oft muss man trennen und es dauert noch länger.
- Es kann helfen, zunächst die geraden Partien einzeln zusammenzunähen und die Rundungen zunächst offen zu lassen und erst im zweiten Schritt zu nähen. Auf diese Weise sind die Teile schonmal verbunden und man hat weniger pieksige Stecknadeln oder Stoffklammern, die wegrutschen können.
- Darauf achten, die Nahtzugabe genau einzuhalten, auch an den Rundungen. So bekommt man ein sauberes Ergebnis.
Die Wendeöffnung habe ich statt in der Seitennaht des Futters in die Reißverschluss-Innentasche verlegt, die ich hinzugefügt habe. Das hat gleich zwei Vorteile:
1. Sie ist wirklich unsichtbar.
2. Ich kann sie länger lassen als in der Seitennaht des Futters (die Bodennaht des Futters nehme ich nur ungern für Wendeöffnungen) und habe eine lange gerade Strecke, die auch nicht durch Vlieseinlage versteift ist.
Achtung, man muss wirklich unbedingt die Reißverschlüsse von Innentasche und Hauptfach öffnen vorm Zusammennähen!
Meine Wendeöffnung befindet sich zwischen den Stecknadeln. |
Mir gefällt meine neue Tasche sehr. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob sie genug Fächer für meine Bedürfnisse hat, aber die Optik ist toll und sie hat eine gute Größe (die Marisa ist mir manchmal etwas zu klein).
Ach ja, die Träger sind noch nicht festgenäht, weil mir noch eine Leiterschnalle fehlt. Irgendwas ist ja immer.
Schnitt: "Just Be" von Farbenmix, Version mit Schultergurt und Reißverschluss-Außentasche
Material: flauschiger Taschenstoff, Patchworkstoff mit Wolkendruck von buttinette, Blatt-Applikationen von 1A-Kurzwaren, Reißverschlüsse/Gurtband/Schrägband/Bortenreste von Werweißwoher, Der Eine Ring vonFrodo geklautElbenwald ;)
Verstärkung: Oberstoff mit H630, Futter mit H250, Boden mit Decovil light
Änderungen: Taschenklappe in Größe und Form verändert, Innentasche mit Reißverschluss hinzugefügt, Trägerenden mit Schrägband statt Gurtband verdeckt und dafür gekürzt
Nachnähpotential: Prinzipiell ja. Ich brauche halt nur begrenzt viele Taschen.
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag und der Magic Crafts-Linkparty.
Lg
Nria
Ui, die ist aber toll! Mir gefällt die Form (irgendwie pausbäckig), die Farbe, der Patch... sehr gelungen. Und der Futterstoff ist ja auch ganz wunderbar. Beinahe schade, dass der nur innen ist.
AntwortenLöschenLG
Centi
Das ist ja eine schöne Idee, auf diese Weise zu einer neuen Tasche zu kommen.
AntwortenLöschenBeste Grüße
Susan
Die sieht super aus!
AntwortenLöschenIch finde die Mondkunst Blogposts immer total hilfreich: gute Tipps, aussagekräftige Fotos (sogar wenn ihr mal unzufrieden wart!) und ausführliche Beschreibungen des jeweiligen Projekts.
Danke euch dafür!
Viele Grüße
Ellie
wuhuuuuu! klasse! die tasche ist wirklich super geworden und mit dem Ring als Anhänger ein wirklicher hingucker!! ich bin richtig versucht noch eine herr der ringe tasche zu nähen :0) die details sind herrlich und sie ist dir wirklich prima gelungen. Herzlichen dank auch fürs verlinken bei magic crafts!! Ganz LG aus Dänemark, ulrike :0)
AntwortenLöschenach ja, die lösung mit der klappe finde ich auch extrem schick, irgendwie passt das super zur tasche!!Ganz LG aus Dänemark, ulrike :0)
AntwortenLöschenOhhhh wie toll. ♥ ♥ ♥
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anita