Donnerstag, 24. Januar 2019

Der rote Jeansrock - mein ältester Schnitt



Der rote Jeansrock und ich, wir führten damals eine wechselhafte Beziehung. Auf mysteriöse Weise (ich habe ihn nicht gekauft - Hana, hast du mir etwas zu sagen?) ist er in meinem Schrank gelandet, von mir unbeachtet. Dann habe ich ihn entdeckt und begeistert getragen. Schließlich wurde er mir zu eng und ich habe ihn aussortiert. Warum nur!
Jetzt vermisse ich ihn schmerzlich.
Ein neuer musste her!

Mit Kirsch-Schrägband!
Als ich mir den Bleistiftrock-Videokurs von Inge Szoltysik-Sparrer (der Vorsitzenden des deutschen Maßschneider-Handwerks) auf Makerist kaufte, sah ich eine neue Chance und kaufte gleich einen Meter roten Stretch-Jeans dazu. Der Kurs war toll, ich habe viel gelernt. Allerdings hatte der dazugehörige Schnitt eigentlich nicht die Merkmale, die ich haben wollte: Einen halbseitig verdeckten Reißverschluss, Hüftpassentaschen, Formbund.
Also habe ich den Stoff in den Schrank gelegt und weitergesucht. All meine Schnittmuster-Zeitschriften hatten nichts zu bieten, bei den üblichen Online-Anbietern bin ich auch nicht fündig geworden – und irgendwann bin ich in meinem Ordner mit kopierten Schnittmustern ganz hinten auf einen Fertigschnitt gestoßen, den ich vor sicher 13, 14 Jahren gekauft (und zwar ausgeschnitten und ausgiebig studiert, aber nie genäht) habe: Neue Mode M23348. Ein ganz klassischer Jeansrock, leicht ausgestellt, mit allem, was man sich so wünschen kann. Zwar in Minilänge, aber ein bisschen verlängern ist ja das geringste Problem. Die Faltenrockvariante, die dabei ist, finde ich übrigens auch interessant. Und damals hatte ich offenbar zuviel Respekt vor dem Hosen-Reißverschluss.

[Es ist einer meiner ältesten Einzelschnittmuster (meine älteste Burda ist von 2004). Das allerälteste ist ein Kostümschnitt, glaube ich. Das hier ist aber definitiv der Schnitt, der zwischen Kauf und Umsetzung am längsten herumgelegen hat ...]

Eigentlich ist er mir nicht A-Linie genug, aber immerhin rot.
Ich war mir sicher: Dieser Fund ist Schicksal! Ich hatte schon längst vergessen, dass ich diesen Schnitt (der auch nicht bei meinen anderen Fertigschnittmustern stand) überhaupt besitze – und dass ich den noch irgendwann mal nähen werde, hätte ich auch nicht mehr gedacht!

Neue Mode ist übrigens eine alte Schnittmustermarke, die ich früher (so vor 10-15 Jahren) noch in jedem Stoffladen gesehen habe. Inzwischen gibt es sie wohl in Deutschland gar nicht mehr. So richtig hip war sie allerdings auch nie, und Zeichnungen statt Fotos auf dem Cover finde ich auch nur mäßig ansprechend (man sieht viel von der Linienführung, aber es wirkt einfach unmodern).
Wie alt der Schnitt ist, sehe ich schon daran, dass ich mir damals Notizen auf dem Schnittplan gemacht habe: "Einlage" steht neben grau unterlegten Teilen, "beschriftete Seite nach unten" bei Teilen mit gestrichelter Linie. Damals war ich Näh-Anfängerin; inzwischen weiß ich längst, was die Symbole etc. bedeuten. Eine kleine Reise in die eigene Vergangenheit ...

Den Schnitt habe ich in Gr. 38 kopiert und im Taillenbereich zu Gr. 40 auslaufen lassen. Dann erstmal die Taschen genäht, Seiten- und Mittelnähte geschlossen, anprobiert und dann -

Hä?

Kann mir das mal einer erklären? Nein, ich habe keinen Fehler gemacht. Meine Maße passen zur ausgewählten Größe, es ist keine Nahtzugabe im Schnitt enthalten, der Stoff ist nur wenig elastisch (ich dehne ihn auch nicht auf dem Foto) und ich habe auch die richtige Größe ausgeschnitten. Auf dem Foto sitzt er bereits sehr hüftig, nicht auf der Taille.

Ich liebe Hüftpassentaschen.

Also ringsum einige Zentimeter enger gemacht. Ging zum Glück schnell und den Reißverschluss habe ich diesmal sogar beim ersten Versuch richtig eingenäht. Aber die Anleitung ist fragwürdig - den Beleg soll man erst ganz zum Schluss unter den Untertritt nähen und zwar im Nahtschatten der Reißverschlussnaht, an die man unten gar nicht mehr rankommt, wenn man schon den Übertritt mit der halbrunden Naht festgesteppt hat. Nicht wirklich durchdacht. Ich hab's dann festgenäht, so gut es ging, und unten per Hand fixiert.

Die Bundverarbeitung habe ich mir von der Ottobre abgeguckt und innen Schrägband verwendet. Wieder mit Kirschen! Passen natürlich super zum roten Rock, aber vielleicht sollte ich meine Auswahl an gemustertem Schrägband mal etwas erweitern ...

Rückansicht mit Fake-Taschen.

Die breiten Gürtelschlaufen gefallen mir und ich habe sie mit angenäht, obwohl ich eigentlich nie Gürtel trage (außer Taillengürtel). Sieht aber schon kompletter aus.

Am längsten habe ich für die Knopfwahl gebraucht - immerhin habe ich welche aus dem Vorrat genommen und keine neuen gekauft! Vorn und hinten sind unterschiedliche Knöpfe angenäht, aber die Farbe ist gleich.

Dass sich die Bundenden "überkreuzen", ist natürlich Absicht und gaaar keine Schlamperei!

Die hinten mag ich noch lieber:

So schwierig zu fotografieren!

Und hat sich der ganze Aufwand jetzt gelohnt?
Da bin ich noch nicht sicher. Ich trage solche Röcke eher im Frühling und Herbst, aber beides fiel letztes Jahr aus. An sich freue ich mich über meinen neuen roten Jeansrock (aktuell spannt er etwas über der Hüfte); wie oft ich ihn bei passendem Wetter, so es denn kommt, tragen werde, wird sich zeigen.

Schnitt: Neue Mode M23348, Gr. 38 (fällt riesig aus)
Material: Roter elastischer Jeans von stoffe.de
Änderungen: verlängert, verkleinert
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag und SewLaLa.

Lg
Nria

1 Kommentar:

  1. Hej Nria,
    Das ist ja mal ein toller jeansrock, die farbe ist genau mein ding und das kirschband passt super dazu. Ein klasse schnitt, mir gefallen die Taschen hinten total gut. Alles ist stimmig und das beste: er steht dir prima und passt wohl haargenau! ganz lg aus dänemark, ulrike:0)

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