Mittwoch, 7. Juli 2021

Aus alt mach neu - Knotenbluse Tine mit Stickerei und eine neue Pastinaca

Zwei neue Recycling-Projekte!

Manchmal nähe ich Dinge, die mir nicht gefallen - aber zum Wegwerfen ist das Ganze ja zu schade und größere Teile können ohne Weiteres eine zweite Chance bekommen. Ich habe schon mal aus einem Jerseykleid eine Bluse genäht und aus einer Larp-Jacke eine kurze Hose. Ja ... genau diese Jacke links und dieser Hosenschnitt, nur damals war es das Futter. Jetzt war der Oberstoff dran.

"Grün und blau trägt die Sau", sagte meine Großmutter immer. Tja ... Schweine sind sehr intelligent und haben niedliche Ringelschwänzchen. Ich kann damit leben! :D

Recycling ist die beste Art zu nähen!

Die Knotenbluse und ich, das war Liebe auf den ersten Blick. Zu etwas höher geschnittenen Shorts und Röcken sieht ein langes T-Shirt einfach blöd aus, aber Alternativen wie Body, Cropped Top oder unterm Bund getragenes enges Oberteil sind für mich suboptimal, weil das den Bauch betont und der fällt bei mir eher unter die Kategorie „Problemzone“. Nicht, weil ich ein Problem mit ihm hätte, aber ein Bäuchlein ist nicht so leicht zu bekleiden, das sieht schnell unvorteilhaft aus.

Mit Doppelknoten. Einfacher Knoten sieht noch besser aus, ging aber immer auf (Stoff zu glatt).

Bei einer Knotenbluse hat man aber den Vorteil, dass man an der Stelle sowieso Gewurschtel hat, das ablenkt. Ich habe eine gekaufte Bluse mit so einem Schnitt, die ich sehr mag, und als ich auf die Bluse Tine von Berlinerie stieß, die ziemlich genau den gleichen Schnitt hat, musste ich sofort zuschlagen!

Das Material war bereits vorhanden: 2018 habe ich ein Burdakleid aus Viskose genäht, sowohl Schnitt als auch Stoff waren schon gut abgelagert. Und es hat mir einfach nicht gefallen. Das Kleid wurde also nicht mal gesäumt, bevor es in die Recycling-Kiste (deren Füllstand ich nicht weiter kommentieren möchte) geflogen ist.
Der Vorteil des Kleids ist, dass der Rockteil lang und ausgestellt ist, da passt viel drauf! Die Schnittteile habe ich recht gut untergebracht bekommen (den Beleg mit dem langen Streifen für die Knopfleiste habe ich nach dem Foto noch geteilt, so passte auch der innere Kragensteg drauf). Die Armausschnittbelege waren klein genug fürs Oberteil.
 
Geht alles drauf! Sogar im Fadenlauf, obwohl es anders wirkt

So ganz schlicht wollte ich die Angelegenheit aber nicht haben. Beim Original gibt es eine Version mit andersfarbigem Oberkragen, was toll aussieht. Leider ist meine Auswahl an grünen Musterstoffresten sehr begrenzt (Patchworkstoffe wollte ich dafür nicht verwenden, weil ich etwas skeptisch bin, was die Farbfestigkeit bei häufigem Waschen betrifft, das macht man mit klassischen Patchworkprojekten ja eher nicht). Hana schlug mir dann eine Stickerei vor und ich war hooked!
 
Passend zum Khakiton der Viskose habe ich mich für tropische Blätter entschieden. Okay, und ich mag tropische Blätter einfach sehr ... 
Dafür habe ich einige Schnittteile erstmal nur aufgemalt (inklusive des Kragens), aber noch nicht ausgeschnitten. So passt der Stoff problemlos in den Stickrahmen! Das Ende eines schmalen Kragens kriegt man da ja gar nicht eingespannt.

Stickerei in progress.

Zur Inspiration habe ich ein paar Blatt- und Palmwedelsilhouetten im Internet angeschaut und dann mit Kreidestift vorgezeichnet.
Das Sticken selbst hat gar nicht soo lange gedauert, das war erfreulich!
Und dann konnte es mit dem Nähen losgehen ...

Rückstich geht so viel schneller als Kreuzstich!

Zum Schnitt:
Der ist von einer Bluse inspiriert, die von der namensgebenden Mutter der Schnitterstellerin in den 80ern getragen wurde (nur etwas modernisiert im Schnitt). Sowas mag ich ja sehr, das hat mich schon beim Kleid Irene sehr angesprochen!

Was mir auch sehr gefällt: Es sind einige Seiten zur Anpassung des Schnitts enthalten, vom Kürzen/Verlängern über FBA zur Hohlkreuzänderung.
Die Maßtabelle enthält leider nur Fertigmaße, dafür sind aber Rückenlänge und -breite angegeben, das ist super!
Auch nett: Es gibt für jede Größe einen separaten Schnittauflegeplan.
Und dann gibt es noch ein kleines Glossar, sodass Anfänger die Fachbegriffe lernen können. Ich kann es wirklich nicht leiden, wenn in einer Anleitung ständig von der „schönen Seite“ des Stoffs die Rede ist …

Bei Ebook ist der Schnitt in A4, A0 und als Beamer-Datei enthalten.
Kleines Manko beim A4-Schnitt: Es gibt nur diese ollen Kreuze an den Ecken, keine eingezeichneten Schnittlinien fürs Zusammenkleben. Wenn man die Kreuze schräg abschneidet, kann man so relativ schnell den Schnitt zusammenfügen, aber ich mag diese Vorgehensweise nicht, weil man mehr Papier hat und der Schnitt beim Zusammenfalten dicker wird als notwendig – und wenn man nicht randlos drucken kann, hat man blöde Lücken im Schnitt.
Und: Passzeichen wurden äußerst sparsam verwendet.

Der Rücken ist trotz Hohlkreuzanpassung noch zu lang.

 Bei Ebook ist der Schnitt in A4, A0 und als Beamer-Datei enthalten.
Kleines Manko beim A4-Schnitt: Es gibt nur diese ollen Kreuze an den Ecken, keine eingezeichneten Schnittlinien fürs Zusammenkleben. Wenn man die Kreuze schräg abschneidet, kann man so relativ schnell den Schnitt zusammenfügen, aber ich mag diese Vorgehensweise nicht, weil man mehr Papier hat und der Schnitt beim Zusammenfalten dicker wird als notwendig – und wenn man nicht randlos drucken kann, hat man blöde Lücken im Schnitt.
Und: Passzeichen wurden äußerst sparsam verwendet.

Die Anleitung fand ich ganz okay, bin aber nicht sicher, wie gut Anfänger damit zurechtkommen. Ich hätte mir z.B. gewünscht, dass direkt am Anfang aufgezählt wird, auf welche Schnittteile die Einlage aufgebügelt wird. So mitten im Text kann man das leicht überlesen. 
 
Die Knöpfe lagen in meinem Vorrat rum und haben eine interessante Struktur, die bei jedem Knopf anders ist. Grüne Knöpfe wären auch gut gewesen, aber für ein Recycling-Projekt wollte ich nichts Neues kaufen.
Ich habe dabei die eingezeichneten Knopflöcher ignoriert und mir eigene Positionen aufgezeichnet - am Steg ist keiner, weil die Knöpfe dafür zu groß sind. Vielleicht nähe ich da noch einen kleineren an, mal sehen.

 
Die Hose ist genau das Gegenstück zu der oben verlinkten Recycling-Hose aus dem alten Deel - damals habe ich das rote Futter verwendet, jetzt den Oberstoff. Ich habe lange überlegt, ob ich nicht eine Bluse aus dem Material nähen will, aber ich wollte so gern eine Shorts in genau dem Blauton haben, da wäre es doch albern gewesen, dafür neuen Stoff zu kaufen :)

Es ist auch wieder der gleiche Schnitt, die bewährte Pastinaca von jusasuj. Zu dem Schnitt habe ich wohl genug bei den vergangenen drei Versionen geschrieben, daher belasse ich es hier mit ein paar Worten.
 
Ich mag mein neues Outfit - und es hat mich keinen Cent gekostet!

Schnitt: Bluse "Tine" von Berlinerie, Gr. 40 (oben) und 42 (ab Taille)
Material: Viskose-Webware 
Änderungen: Hohlkreuzanpassung (Anleitung im Ebook enthalten), Knopfpositionen verändert
Nachnähpotential: Vorhanden!
Lg
Nria

7 Kommentare:

  1. oh wow.... aus Kleid wird Bluse. Das Recyclingprojekt ist dir total gelungen. Mit den Änderungen am Schnitt und der Stickerei, da hast du dir mit der Bluse richtig viel Mühe gemacht♥. Sehr schön geworden.... Ganz liebe Grüße♥♥ Tanja

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    1. Danke! Ja, bei Webstoffen braucht es oft etwas mehr als bei einem bunten Jerseyshirt.

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  2. Das nenne ich Liebe und Hingabe zum Hobby! Die verwandlung der Teile und du darin ist genial! Ich hab so garkeine Ideen zu meinen angelegten selbstgenähte Teilen au der frühen Phase, und da gäbe es einige... ;-) LG Sarah

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    1. Bei kleinteiligen Schnittmustern kann man gut alte Kleidungsstücke verwenden - die als "Stoff" zu verwenden finde ich sogar einfacher als sie nur abzuändern :)

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  3. Tolles Upcycling hast Du betrieben, aus Schrankleichen wurden neue tolle Kleidungsstücke.

    LG
    Sandra

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  4. Bin begeistert von deinem Upcyclingoutfit! Ist wirklich sehr schön geworden!

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