Donnerstag, 14. Juni 2018

Upcycling-Blusenshirt. Mit kleinem Knopfdrama.

Okay, eher Recycling als Upcycling.

Manchmal nähe ich Dinge, die ich dann doch nicht trage. Und irgendwann sortiere ich sie aus. Was passiert dann mit den Sachen? Man könnte sie wegwerfen, spenden oder verkaufen (nicht so einfach bei Selbstgenähtem). Aber am einfachsten ist: Etwas Neues draus zu nähen.
Hat nur Vorteile: Man spart sich Geld und Zeitaufwand, um neuen Stoff zu besorgen und muss sich nicht darum kümmern, die alten Dinge loszuwerden.

Dasselbe Material, als unterschiedliche Kleidungsstücke.

2011 habe ich mir ein Sommerkleid aus Spitzenprint-Jersey und Chiffon genäht. Vom dort beschriebenen Passformproblem abgesehen fehlte mir auch etwas der Anlass, ein Kleid dieser Art zu tragen - eine Strandparty vielleicht? Da findet man mich jetzt nicht so häufig ...
(Memo an mich: Vorm Nähen zukünftig überprüfen, zu welcher Gelegenheit man das entstehende Teil denn tragen könnte und ob es diese Gelegenheiten in meinem Leben überhaupt gibt!)

 Nachdem ich das Kleid vernünftigerweise aussortiert hatte, war eigentlich mein Plan, einen Rock draus zu nähen. Optimalerweise in Kombination mit dem Chiffon, weil mir die beiden Stoffe zusammen gut gefallen. Ich habe auch ein paar schöne Vorschläge dafür erhalten, mich aber letztendlich doch dafür entschieden, lieber ein Shirt zu nähen.

Ein schöner Ausschnitt und meine ersten Druckknöpfe!

Und zwar ... das Blusenshirt "Umeko_B" von B-Patterns. Die Schnittmuster der Marke tragen alle einen weiblichen Vornamen (dieser ist japanisch) und das B-Anhängsel.
Blusen trage ich überhaupt nicht. Ich verstehe gar nicht, für welches Wetter die geeignet sein sollen - meist langärmelig, aber hauchdünner Stoff? Mit einem Jerseyshirt, das nur eine optische Anlehnung an die klassische Blusenform besitzt, wollte ichs aber mal versuchen.
Außerdem gefiel mir der geschwungene Saum und die interessante Kombi aus angesetzter Knopfleiste und Stehkragen.

Die Ärmelaufschläge sind selbstgebastelt.

Vor den Zuschnitt hat der liebe Gott die Nria (ok, das war ich selbst - schließlich hab ich ja das Kleid genäht) aber das Auftrennen gesetzt. Alle Säume und Nähte mussten weichen, damit auch wirklich alles draufpasst (natürlich hatte ich Saum und Quernaht mit Dreifachgeradstich genäht, was denn sonst ...). Sonderlich eng wars aber nicht, weil ich den Schnitt um 5 cm gekürzt habe und unten dann noch ein gutes Stück Platz blieb. Und später habe ich noch ein Reststück von dem Stoff gefunden, das machte die Sache dann völlig entspannt.

Recyclingzuschnitt!

Die einzige etwas knifflige Stelle ist der Übergang zwischen Stehkragen und Knopfleiste. Da ist flutschiger Viskosejersey auch nicht unbedingt die einfachste Materialwahl, aber dafür macht es einem das anschmiegsame Material dann beim runden Saum leicht. Den habe ich schmal doppelt umgeschlagen; bei festem Baumwolljersey wäre das etwas schwieriger gewesen.

Ich mag den schönen kurvigen Saum!


Den Stehkragen habe ich mit elastischer Vlieseline (H609) verstärkt statt wie angegeben mit H180/H200 - stelle ich mir angenehmer vor, weil der Kragen anliegt und recht hoch reicht (yay, Sonnenschutz für den Nacken einer Kurzhaarträgerin!).
Was nicht so gut funktioniert hat: Die Vlieseline soll nur auf der Hälfte der Knopfleiste (längs) aufgebügelt werden, aber es ist schwierig, exakt die Mitte zu treffen. Da würde ich nächstes Mal doch eher etwas leichtere Vlieseline nehmen und den kompletten Streifen damit verstärken.


Bei den Ärmeln musste ich umdenken: Auf den Bildern wirkte es auf mich, als hätte die kurze Ärmelversion einen Aufschlag mit Riegel. Ist aber gar kein Aufschlag, ist ein Bündchen. Ich mag Bündchen, aber Riegel mag ich nur mit Ärmelaufschlag. Also habe ich mir dafür selbst einen Schnitt gebastelt, war auch nicht schwierig. Man muss nur gut aufpassen, wo man den Riegel mitfasst, damit das Ende verschwindet und nicht sichtbar ist.

Ich habe die Version ohne Quetschfalte im Rücken gewählt und wie so oft die Hohlkreuzanpassung vergessen.

Eine Premiere waren die Jerseydruckknöpfe: Damit hatte ich noch nie gearbeitet. Hab mir extra eine Variozange gekauft (na gut, ich war es außerdem leid, für Ösen & Co. immer einen Hammer suchen zu müssen) und eine Packung Jerseydruckknöpfe (mit Ring auf der Oberseite! Ich finde die Optik toll!). Zu Hause musste ich dann feststellen, dass der Stoffladen in den Sets mit Werkzeug (beim ersten Kauf braucht man das ja) nur die mattweißen Knöpfe verkauft, die silbernen gibts nur als Nachfüllpack. Weil ich noch nicht wusste, wie die Knöpfe funktionieren, dachte ich, die wären alle silbern ... Nunja, immerhin habe ich tatsächlich einen Stoff, zu dem weiße Knöpfe passen.
Das Reindrücken erwies sich aber als gar nicht so trivial. Am Teststück habe ich erstmal mehrere Exemplare versaut und konnte dann nur noch 8 von 10 Knopfpaaren verwenden (blöd, weil die gar nicht so billig sind, aber jetzt weiß ich ja, wie's geht). Bis auf einen habe ich auch alle halbwegs mittig reingekriegt - kann bitte jemand die Zangenaufsätze mal in durchsichtig herstellen?

Trägt sich wirklich schön!

An sich bin ich aber ziemlich zufrieden mit der Bluse. Der Stoff ist immer noch nicht so 100% mein Stil, aber der Stil der Bluse passt doch deutlich besser zu mir als das Kleid und sie trägt sich sehr angenehm. Wird sicher nicht das letzte Exemplar dieses Schnittes bleiben.

Schnitt: Blusenshirt "Umeko_B" von B-Patterns, Gr. 38
Material: Recycelter Viskosejersey
Änderungen: Ärmelaufschläge mit gekürztem Riegel statt Ärmelbündchen, 5 cm gekürzt. Nächstes Mal sollte ich noch die Schultern verschmälern, das habe ich vor lauter Nähfreude vergessen.
Nachnähpotential: Ich will meeehr!

Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag, Sew-lala, Women on Fire 

Lg
Nria

4 Kommentare:

  1. Das Muster ist an dir wirklich ein bisschen ungewohnt, aber ich finde, es steht dir prima. Passt auch sehr schön zum Schnitt... also alles gut. :D

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    1. Und stimmt, Riegel ohne Aufschlag sind irgendwie widersinnig.

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  2. Ein tolles Beispiel für die Wiederverwendung von aussortierten Kleidungsstücken :D Diese Kragenform ist wirklich interessant, das hab ich so noch nicht gesehen. Und bei einem Riegel gehört für mich auch ein Aufschlag/Umschlag mit dazu :)

    Liebe Grüße,
    Svenja

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  3. Das nenn ich mal eine gelungene Rettung, die Bluse steht dir sehr gut!

    Ich musste schmunzeln, weil du dein Vorhaben, nur das zu nähen, was du wirklich brauchst, ja selbst wieder über Bord geworfen hast - kommt mir so bekannt vor :-D

    Aber es hat sich definitiv gelohnt, viel Spass weiterhin mit deiner Bluse :-)

    Liebe Grüße,
    Jenny

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