Neulich stieß ich in einem Nähforum auf "Kiribana", eine Anbieterin für Pseudomaßschnitte. Pseudo nenne ich das deshalb, weil man nur eine begrenzte Zahl Maße eingibt (und auf gewisse Besonderheiten wie Hohlkreuz oder Asymmetrien daher keine Rücksicht genommen wird), aber es sind weitaus mehr als nur Brust-, Taillen- und Hüftumfang (u.a. wird die Brustbreite, Rückenlänge und Schultertiefe abgefragt). Was mich am meisten überrascht hat: Ganze 6 Schnittmuster sind kostenlos, von T-Shirt mit Abnähern über ein Mittelalter-Unterkleid (wird vielleicht auch noch getestet!) bis zu einem Cardigan. Wow!
Selbst die kostenpflichtigen Schnittmuster gibt es für unter 7 €.
Was soll man da noch sagen - ich bin dabei!
[Nachtrag 2022: Inzwischen wurden Seite und Schnittmuster umbenannt,
wohl, weil japanische Namen für Deutschland kompliziert sind: Die Seite
heißt jetzt Dress Developer und der Schnitt Daisy.]
Meine Figur ist etwas schwierig (gut, das sagen vermutlich 99% aller Frauen von sich): Ich bin 14 cm kleiner als die Durchschnittsfrau, trage einen G-Cup, der umfangmäßig durch eine schmale Rücken- und Schulterbreite ausgeglichen wird, habe eine sehr kurze ausgeprägte Taille, aber viel Bauch und ein Hohlkreuz. Ob irgendwas an meinen Beinen oder dem Hintern vom Durchschnitt abweicht, weiß ich nicht, diese Regionen sind mir relativ egal ;) (schon daran merkt man: Ich bin mehr Apfel- als Birnentyp!)
T-Shirts passen mir üblicherweise so leidlich gut. Perfektion geht anders, aber bei T-Shirts bin ich nicht sehr kritisch. Aber wenn mir ein besser passender Schnitt für umsonst angeboten wird, muss ich das einfach ausprobieren - und wer weiß, vielleicht zeigt sich hier ja die Lösung für mein Hemdblusenkleidproblem (ich hätte gern eins aus Webstoff, scheitere aber am Anpassen des Oberteils).
Also habe ich mich für den Schnitt "Hinagiku" entschieden, das ist japanisch und bedeutet "Gänseblümchen". Das T-Shirt hat wahlweise Brustabnäher oder nicht und einen Rundhalsausschnitt oder Rollkragen. (Die Anleitung zum Shirt findet man übrigens separat auf dem Blog, die ist nicht direkt bei der Schnittdatei dabei. Ich hab aber nicht reingeschaut, ist halt ein Shirt.)
Vor dem Loslegen muss man sich allerdings jemanden zum Ausmessen suchen. Dieser Jemand sollte halbwegs motiviert sein und ein bisschen Zeit mitbringen, um das ordentlich zu machen und genau zu messen, denn falsche Maße bringen wenig.
Dann schnell alles eintragen und den sogenannten Maßsatz auf dem PC speichern - dann sucht man sich einen Schnitt aus und lädt bei dem den Maßsatz hoch (alternativ kann man auch einfach eine Konfektionsgröße auswählen), der Schnitt wird dann instant generiert.
Wie ihr seht, kann das Programm nicht alles berücksichtigen, z.B. ein Hohlkreuz. |
Was ich wirklich toll finde: Man kann neben verschiedenen Varianten auch auswählen, ob und wieviel Nahtzugabe man dranhaben will und in welchem Format das Ganze ausgespuckt werden soll. Das macht große Teile wie das Mittelalterkleid viel attraktiver, denn ich habe viel mehr Lust, sowas als A0-Datei plotten zu lassen als 50 Seiten zusammenzukleben (oder wieviel auch immer das ist).
Für mein T-Shirt waren es 17 Seiten, das ging fix. Und luxuriöserweise konnte ich direkt alles ausschneiden, es gibt ja nur 1 Linie ... (sonst pause ich alles ab, weil ich nie weiß, ob ich noch ab- oder zunehmen oder ob die Größe für den jeweiligen Stoff stimmt)
Als Testobjekt habe ich einen hübschen Stoffschatz von Hana ausgewählt, den ich mir geklaut habe: Er ist aus der Party on the Glade-Reihe von Swafing und hat ein tolles Tropfenmuster.
Auch ein Ausschnittstreifen ist dabei. Und den gemopsten Stoff mag ich sehr. |
Und was halte ich nun davon?
Für den ersten Versuch bin ich schon ziemlich zufrieden! An der Brust sitzt es prima. Darunter ist viel Stoff; das ist aber bei einem G-Körbchen unvermeidbar und völlig normal, wenn man keine Taillenabnäher hat. Der Rücken ist etwas weit; bis vor Kurzem stand bei den Maßen, man solle die Rückenbreite an der Achsel messen, aber das war ein Fehler (inzwischen korrigiert): Das Maß sollte auf gleicher Höhe genommen werden wie der Brustumfang und ich glaube, dort ist mein Rücken schmaler. Die Schultern würde ich noch etwas verschmälern und die vordere Länge verlängern (die Abnäher sitzen 1-2 cm zu hoch, sie sollten genau auf dem Brustpunkt zeigen). Aber das sind Details.
Definitiv nicht mein letzter Schnitt von Kiribana! Als nächstes habe ich mir den Cardigan Yuri vorgenommen und wenn ich meine Maße optimiert habe, probiere ich es mal mit der Webstoff-Bluse (die ist nicht gratis, aber die 6,30 € oder so sind bestimmt gut investiert). Ich bin schon sehr gespannt!
Schnitt: Shirt "Hinagiku" von kiribana (auf Maß),Version mit Abnähern und RundhalsausschnittMaterial: Jersey "Party on the Glade" von SwafingÄnderungen: Nix, ist ja ein Maßschnitt! :D Ok, das stimmt nicht zu 100%: Ich habe die Taille ein wenig erweitert, weil ich kein ganz so krass figurbetontes Shirt wollte. Wäre aber wohl nicht nötig gewesen.Nachnähpotential: Aber sowas von! Ggf. ändere ich noch Kleinigkeiten an der Passform.
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag.
Lg
Nria
Cool, dass es so was gratis gibt! Ich kann T-Shirts ganz gut fertig kaufen und nähe folglich (na, und weil ich keine Overlock habe) kaum welche. Aber wenn man das tun möchte, ist es doch echt prima, wenn man solche Quellen hat. :-)
AntwortenLöschenDen Stoff find ich auch toll. :-)
Lg
Centi
Das T-Shirt ist toll geworden und alles andere hört sich vielversprechend an. Ich bin gespannt, was du noch von dem Label machst! Regina
AntwortenLöschen