Mittwoch, 6. Mai 2020

Knotenkleid in 4 Akten - Gloria von Pattydoo

Diesmal ist meine Gloria keine Hose. Warum müssen alle Hersteller ihren Schnittmustern Frauennamen geben? Wie wäre es mal mit Baumnamen, positiven Eigenschaften oder Bezeichnungen für Wolkenformationen? Dann heißen nicht alle gleich.

Jedenfalls: Ich mag Knotenkleider und -shirts. Aber figurschmeichelnd sind sie nicht immer - ich habe vor einigen Jahren mal einen entsprechenden Schnitt ausprobiert, aber gut sah er nicht aus an mir. Daher war ich skeptisch.

Weil sich der Knoten fast immer um die Brust herum befindet, ist der Ausschnitt auch ziemlich tief. Und natürlich betont so ein Schnitt die Brust sehr. Hat mich etwas verunsichert; bei viel Oberweite (hier: G-Cup) ist das etwas heikel, weil es schnell billig wirkt.

Die Verkaufsstrategie von Pattydoo ist dabei mal wieder voll aufgegangen: Für 2,99 € kann man einen Kauf echt mal riskieren ...

Ich habe viele Probeteile gemacht, aber für alle, die sich nicht für den Prozess interessieren, sondern nur das Ergebnis angucken wollen, hier schonmal ein Bild:

Gute Gesichtsausdrücke waren leider aus.


1. Akt: Probeteil aus Baumwolljersey
Zunächst habe ich ein schnelles Probeteil aus billigem Baumwolljersey zusammengezimmert. Nicht optimal, weil der Stoff wenig dehnbar ist, nicht so weich fällt wie Viskosejersey und die Farbe zu hell ist, aber für einen groben Eindruck von Passform und Stil reichte es.
Dabei fiel auf:
1. Ich brauch ne FBA, die Länge reicht nicht.
2. Schultern zu breit (wie immer)
3. Die Ärmel spannen etwas. Weiß aber noch nicht genau, woran das liegt (und der Stoff ist halt nicht tauglich, um das zu beurteilen)
4. Ich sollte wirklich keine helle Farbe für den Schnitt nehmen!

Frei nach Gimli: Ein wenig eng um die Brust ...

2. Akt: Probeteil aus Viskosejersey mit FBA
In der Facebook-Pattydoogruppe hat jemand gezeigt, wie man bei diesem Schnitt eine FBA machen kann (danke! Das funktioniert nämlich völlig anders als bei anderen Schnittmustern): Man schneidet das Vorderteil schräg-waagerecht ein und zieht es in der Mitte auseinander, um einen Zentimeter pro Cupgröße über B.

Der rot schraffierte Bereich ist die FBA.

 Das habe ich gemacht und gleich die Schultern verschmälert. Und dann aus einem günstigen Viskosejersey-Reststück mit Giraffenzebras Probeteil Nummer 2 angefertigt. Da habe ich gleich die Raffung in der Mitte wegrationalisiert.

Ergebnis: Prima! Die Passform gefällt mir gut. Die Ärmel spannen immer noch ... nun ja. Ok, das Muster steht auf den Ärmeln kopf, aber ist ja nur ein Probeteil. Zum Shirt gekürzt (wegen Stoffmangels) mag ich den Schnitt auch.
Später habe ich eine Oberarm-Erweiterung gemacht und bin jetzt mit dem Ärmel recht zufrieden; er müsste nur unten wieder etwas enger werden (das ist der grüne).



3. Akt: Probeteil aus Viskosejersey, diesmal als Kleid
Zusammen mit den Giraffenzebras habe ich noch einen zweiten Viskosejersey in Nachtblau mit gelben Pünktchen gekauft. War der Rest vom Ballen, kaum reduziert, aber ich fand die Farbkombi schön.
Inzwischen hatte ich den "endgültigen" Stoff gekauft (mehr dazu unten), aber vorm Zuschneiden wollte ich herausfinden, ob mir die Raffung bei weich fallendem Jersey gefällt.
Ein Vorteil der ganzen Probeteile: Inzwischen kann ich die etwas komplizierte Anleitung fast auswendig ...
Erstaunlicherweise sieht dieses Knotenoberteil an mir gar nicht schlecht aus! Die dunkle Farbe betont die Brust deutlich weniger als das Hellgrau vom Anfang und das Muster lenkt auch ein wenig ab. Als ich die Raffung mal etwas abgesteckt habe, stelle ich fest: Die ist nicht umsonst da; Viskosejersey fällt wirklich sehr weich und wenn der Rockteil lang genug ist, zeichnet sich ein Bäuchlein sehr deutlich ab, wenn die Raffung wegfällt. Bei einem Oberteil ist sie dagegen durchaus verzichtbar, bei einem Kleid würde ich sie nur entfernen, wenn man bauchfrei ist.




4. Akt: Endlich am Ziel!
So, nun zu meinem "endgültigen" Stoff: Ich habe mich bei TST-Stoffen in einen wundervollen Viskosejersey in Rottönen mit interessantem Muster verliebt - verschwommene Lichtpunkte? Der Originalpreis lag über 20 €/m; für einen deutlich reduzierten Preis habe ich ihn dann ohne zu zögern gekauft (der Laden ist generell sehr teuer; Stoffe für 30-40 €/m sind keine Seltenheit und ich gucke immer erstmal in der Sale-Rubrik, aber die Prints sind halt einzigartig!).

Betont immer noch die Brust, aber wirkt deutlich dezenter als die hellgraue Version.
 
Weil ich den Stoff so mochte, wollte ich erstmal den Schnitt perfektionieren und sichergehen, dass ich mich später nicht ärgere. Schon beim Anprobieren des blaugelben Pünktchenkleids habe ich mich aber schon sehr auf diese Version in Rottönen gefreut.

Hinten ganz schlicht.

Ursprünglich hatte ich lange Ärmel geplant, aber dann habe ich überlegt, dass die mit dem wilden Muster doch etwas zuviel sein könnten und doch kurze genäht.
Jetzt hab ich noch eine T-Shirt-Menge übrig, auch nicht schlecht.

Super Kleid!

An den sehr tiefen Ausschnitt muss ich mich noch gewöhnen; ein bisschen guckt der BH manchmal raus. Aber ansonsten finde ich das Resultat wirklich sehr schön!
Schnitt: Knotenkleid "Gloria" von Pattydoo, Gr. 40
Material: Viskosejersey von stoffenbestellen.nl (TST-Stoffen)
Änderungen: FBA (etwa 3,5 cm schräge Länge hinzugefügt), Schultern um 1 cm verschmälert, ca. 4 cm gekürzt, Oberarme um ca. 2,5 cm erweitert (ohne die Armkugel zu verändern)
Nachnähpotential: Oh ja! Gern auch als Shirt.

Pattydoo "Gloria"


Verlinkt beim MeMadeMittwoch.

Lg
Nria

12 Kommentare:

  1. Beharrlichkeit zahlt sich aus. Nach dem grauen Probeteil hätte ich vermutlich aufgegeben... da sieht man, dass sich es manchmal wirklich lohnt, dran zu bleiben. Der Stoff mit den Lichtpunkten ist auch echt hübsch!

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  2. Das Resultat ist fantastisch geworden! Mir gefällt aber das blau-gelbe auch schon ganz gut! Ich hab die Gloria auch schon genäht, zumindest das 1. Probeteil, dann hab ich es wieder gelassen, weil es für eine Hochzeit gedacht war die auf nächstes Jahr verschoben wurde. Also nächstes Jahr dann das "richtige" Kleid ;)
    LG Karin

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  3. All deine Mühe hat sich gelohnt. Vom ersten Probeteil bis zum fertigen Kleid hast du die perfekteste Lösung gefunden. Kannst du schon bissel stolz auf dich sein...
    Liebe Grüße
    Silke

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  4. Der Aufwand hat sich doch aber gelohnt.
    Bei Knoten- und Wickelteilen ist der Ausschnitt oft das Problem. Ich selbst habe schon das eine oder andere Mal den Ausschnitt an der überlappenden Stelle zusammen- oder aufeinandergenäht. Meist sieht an das kaum und mir gibt es eine gewisse Sicherheit, denn ich möchte i.d.R. nicht, daß der BH rausguckt.
    Liebe Grüße
    Susan

    PS: Das mit den Namen verstehe ich auch nicht, genau wie bei Hoch- und Tiefdruckgebieten.

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  5. Interessant, wie du den Schnitt angepasst hast! Gerade bei Raffungen kann man nicht erwarten, dass es einem sofort passt. Wie du schon schreibst, es gibt so vieles zu beachten: Dehnung, Farbe, Muster... Das Ergebnis überzeugt! Regina

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  6. Wow, dein Kleid ist sehr schön geworden. Die ganze Arbeit hat sich gelohnt.
    Viele Grüße, Katharina

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  7. Supergut gelungen,
    deine Ausdauer hat sich gelohnt.
    Lieber Gruß
    Elke

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  8. Das Anpassen hat sich gelohnt, das fertige Kleid spricht für sich. Da kann der Sommer kommen. LG Kuestensocke

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  9. Was für eine Geduld, drei Probeteile zu nähen! Ebenso beeindruckend finde ich die ganzen Anpassungen die zu einem tollen Endergebnis geführt haben.
    LG Gabi

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  10. Meinen Respekt für jeden, der die Geduld und Zeit für Probestücke auf sich nimmt. Es lohnt sich ja, aber ich bin absolut nicht der Typ dafür.

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  11. Wow, so viele Probeteile, dass nenne ich zielstrebig, das Ergebnis steht dir sehr gut! Her mit dem Sommer! LG Sarah

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  12. Toll, da hat sich die ganze Arbeit wirklich gelohnt. Ich weiss nicht, ob ich da so lange durchgehalten hätte.
    Lg Iris

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