Mittwoch, 4. April 2018

Der allerbeste Burdaschnitt - asymmetrisches Dinokleid

Schon in der Vorschau habe mich in diesen Schnitt verliebt: Er hat eine schräge Teilungsnaht, eine Taillennaht mit ausgestelltem Rock, Brustabnäher und einen kleinen Kragen mit Reißverschluss vorne. Wie für mich gemacht!
Am Erstverkaufstag bin ich sofort in den Laden gestürmt und habe mir die Burda-Ausgabe besorgt. Es handelt sich übrigens um das Kleid 118 aus der Burda Style 11/2017.

Neues Lieblingskleid!

Ein besonderer Schnitt verlangt nach einem besonderen Stoff. Ich habe schnell den Jersey mit schurkischen Dinosauriern dafür auserkoren, den ich auf dem Stoffmarkt in Rheda gekauft hatte (übrigens: Bis auf den Ankerstoff habe ich inzwischen alle meine Stoffe vom Juli verarbeitet). Als Kombistoff finde ich ihn viel "erwachsenentauglicher" als vollflächig.
Nach einem passenden Stoff habe ich eine Weile gesucht und mich schließlich für einen sehr dünnen, aber angerauten anthrazitfarbenen Sweat entschieden. Eigentlich kombiniere ich ungern unterschiedliche Stoffqualitäten, aber der Sweat war so schön flauschig ... Immerhin hat man bei dem Dinosaurierstoff viele Farbtöne zur Auswahl, die man kombinieren kann - im Muster kommen ja so einige vor, die alle passen.

Im Original ist das Kleid aus festem Stoff - und der Reißverschluss ragt über die schräge Teilungsnaht heraus.

Nach dem Zuschnitt lag der Stoff so einige Wochen lang herum, weil erstens recht viel Formband und Vlieseline aufgebügelt wird und ich dafür zu faul war und ich zweitens die Verarbeitung des Reißverschlusses samt Belegen nicht sofort verstanden habe.

Mein Reißverschluss verschwindet dagegen in der Teilungsnaht.

Weil aber das neue Jahr mit einer viel zu langen neuen Ufo- und Projektpläne-Liste begann, habe ich mich Anfang Januar mal drangesetzt, die Altlasten des letzten Jahres abzuarbeiten. Und siehe da, so kompliziert war es gar nicht! Ein Tipp: Auch wenn ihr - wie ich - normalerweise drauf verzichtet, solltet ihr bei diesem Kleid bei den Schnittteilen fürs Oberteil (inkl. Besätzen und Kragen) die Nahtzahlen auf die Schnittteile übertragen (bzw. später auf die Vlieseline, wenn sie aufgebügelt ist, sonst sieht man die Zahlen ja nicht mehr ;)) oder die Papier-Schnittteile bereithalten, um nachzuschauen. Die sind wirklich hilfreich, um zu sehen, was wohin gehört.

Ich liebe Rückenpassen!


Ich habe mich dafür entschieden, den Reißverschluss kürzer zu halten als vorgesehen und dessen Ende nicht in einem Schlitz im unteren Vorderteil enden zu lassen, sondern den Reißverschluss zwischen das rechte und linke obere Vorderteil zu setzen und das Ende einfach in der schrägen Teilungsnaht mitzunähen.

Und flauschig ist das Ganze auch noch.

Wenn noch jemand auf der Leitung steht - das Ganze funktioniert so:
1. Wenn man einen längeren RV mit Schlitz im unteren Vorderteil will, wird dort erst ein Besatz angenäht - ich habe das nicht gemacht, sondern das untere RV-Ende faul in der Teilungsnaht mitgefasst ;)
2. Die Schulternähte werden geschlossen und nur die untere Kante des Kragens an den Halsausschnitt genäht.
3. Die Besätze werden mit der kurzen Kante rechts auf rechts an die noch offene Kragenkante genäht. Die lange, gerade Kante der Besätze bildet dabei eine durchgehende Linie mit den kurzen Kanten des Kragens und den Innenkanten der Vorderteile (die vordere Mitte), an die gleich der Reißverschluss genäht wird. Die Nahtzahlen helfen hier :)
4. Die oberen Vorderteile werden ans untere Vorderteil genäht. Weil ich im unteren Vorderteil keinen Schlitz gemacht habe, habe ich die Naht von der vorderen Mitte aus gesehen erstmal noch ein Stück offen gelassen.
5. Entlang der genannten durchgehenden Linie wird die Nahtzugabe nach innen geklappt und gebügelt. Am besten klappt man auch gleich den Kragen entlang der Mittellinie zusammen und bügelt ihn.
6. Wenn man das Vorderteil jetzt ausgebreitet auf den Tisch legt, kann man den Reißverschluss einfach unter den Schlitz schieben (die Kanten der Vorderteile sind ja nach innen geklappt und bilden bereits einen reißverschlussförmigen Hohlraum, in den er sich nur noch einfügen muss). Der Kragen wird entlang der Längs-Mittellinie nach unten geklappt ( die ist optimalerweise bereits gebügelt) und weil die Besätze an ihm angenäht sind, legen sie sich wie von selbst unter den Reißverschluss und fassen ihn unten ein. Man muss das Ganze nur noch feststecken und nähen.

So sieht das Ganze von innen aus, wenn man den RV in der Naht mitfasst - oben sind die Belege am Kragen angenäht.

Nachdem ich das Ganze so lange vor mir hergeschoben hatte, flutschte es dann doch ziemlich. Der Rest - Abnäher, Seitennähte, Rockteil, Ärmel - ging dann wie von selbst.
Der Reißverschluss samt Besätzen hat erstaunlich gut funktioniert; ärgerlich ist nur, dass sich beim Nähen der Jersey verzogen hat (obwohl ich Nahtband auf die Kanten gebügelt habe) und sich deshalb unten am Reißverschlussende etwas kräuselt, dabei habe ich extra langsam genäht und öfter das Füßchen gehoben. Beim nächsten Mal würde ich ein breites Stück entlang der vorderen Mitte mit der elastischen Vlieseline verstärken. Dann kann der Stoff nicht mehr flüchten.

Hier erkennt man die Dinosaurier ein bisschen besser. Sind sie nicht schurkisch? Der T-Rex trägt ein Geldsäckchen in seinen Ärmchen ...


Diese Ausschnittform gefällt mir aber wirklich gut, besonders in Kombination mit der schrägen Teilungsnaht. Und die Stoffkombi mag ich auch.
Leider ist die Passform nicht so super, weil ich keine Lust hatte, die üblichen Abnäher ins Armloch einzufügen (ich muss mir wirklich mal einen Grundschnitt machen ...) und das Kleid einfach nach Anleitung fertiggenäht habe.

Großes Dinosaurierglück. Okay, ein bisschen unscharf. In manchen Fotosessions ist der Wurm drin.

Trotzdem bin ich sehr glücklich damit. Es ist teilweise flauschig, teilweise verwegen (diese Dinosaurier haben es mir einfach angetan!) und definitiv ein Unikat ;)

Und noch ein Bonus-Foto!

Schnitt: Kleid 118 aus der Burda Style 11/2017, Gr. 38
Material: bedruckter Singlejersey und sehr dünner angerauter Sweat
Änderungen: Kürzeren RV verwendet und unten in der schrägen Teilungsnaht mitgefasst (vorgesehen war: Schlitz schneiden und verstürzen, RV dahinternähen)
Nachnähpotential: Liebe das Kleid, plane in Serie zu gehen - der Oberteilschnitt eignet sich sicher auch gut für T-Shirts! (Und Hana streckt auch schon die gierigen kleinen Fingerchen danach aus ...)
Verlinkt beim MeMadeMittwoch und AfterWorkSewing.

Lg
Nria

5 Kommentare:

  1. DAnke für deinen lieben Kommentar zum "Streuselkleid"! :O) Dein Kleid sieht durch die Teilung raffiniert aus!
    LG Sabine

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  2. So cool! Das Kleid ist echt mal was ganz anderes, das gefällt mir sehr :) Und Flauschekleider sind doch eh die besten, oder? :D
    Liebe Grüße,
    Svenja

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  3. Halt, stop!!! Was ist das denn? Wie konnte ich diesen Schnitt bloß übersehen? ohhh, die Ausgabe habe ich leider nicht - sonst hätte ich so ein Kleid auch unbedingt schon genäht .... vielleicht fällt sie mir ja noch mal in die Hände ich bin jedenfalls sehr inspiriert von deinem Machwerk... lg Sarah

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  4. Ein wirklich interessanter Schnitt - das lässt sich sicher auch freihand konstruieren, aber ich nehme auch lieber einen fertigen Schnitt! LG Kuestensocke

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  5. Sehr gute Idee, den Reißverschluss zu kürzen, die Verarbeitung stell ich mir viel leichter vor, und es sieht sehr stimmig aus.
    Viel Spaß beim Tragen wünscht
    Andrea

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