Zum Valentinstag gibt es einen ganz besonderen Brautstrauß :)
Als ich anfing, unsere Hochzeit zu planen, war direkt klar: Ich will keine Blumen. Gar keine. Nicht auf den Tischen, nicht als Kopfschmuck und schon gar nicht als Brautstrauß.
[Letzten Endes gab es doch welche - meine Eltern haben Blumenschmuck in der Kirche und fürs Hochzeitsauto organisiert, aber damit hatte ich nichts zu tun und ich wollte ihnen auch nicht alle traditionellen Dinge abschlagen ...]
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Blumen. Aber der Tradition, sie abzuschneiden und in Vasen zu stellen, konnte ich irgendwie noch nie viel abgewinnen und als Dekoration sind sie einfach nicht mein Stil.
Aber vor vielen Jahren habe ich im Nähkromantenforum - damals noch "Natron und Soda" - einen kugelrunden Brautstrauß aus Knöpfen gesehen. Ans Heiraten habe ich damals noch nicht gedacht, aber ich wusste sofort: Sowas will ich auch!
Die Herstellung war aber so eine Sache - ich habe ewig nach Tutorials gesucht. Es gab nur mäßig viele, die meisten davon benutzten einen Brautstrauß-Rohling (den ich nur im 5er Pack auf Amazon gefunden habe, was für mich keine Option war) und i.d.R. wurden die Knöpfe aufgeklebt. Das wollte ich aber nicht, weil ich a) der Haltbarkeit von Kleber nicht traue, b) gern damit rumsaue und c) der Strauß sich damit nicht wieder auseinandernehmen lässt, wenn man die Knöpfe gern noch anderweitig verwenden möchte.
Also wurde improvisiert. Und wo ich grade dabei bin, schreibe ich auch gleich eine Anleitung für einen Knopfstrauß! [Da ich den Strauß auf den letzten Drücker fertiggestellt habe, habe ich allerdings leider nicht mehr von jedem Schritt ein Foto machen können - aber hey, immerhin habe ich am Tag meiner Hochzeit ein Blogtutorial fotografiert, was tut man nicht alles für die Craftingcommunity ;)]
Nicht alles, was ich gemacht habe, hat sich bewährt. Ich werde also direkt vermerken, wo ich im Nachhinein besser anders vorgegangen wäre.
Vor allem: Macht das nicht am Tag der Hochzeit! Mein Strauß wurde 5 Minuten vor Abfahrt zur Kirche fertig und ich hatte gerade eben noch Zeit, mein Brautkleid anzuziehen
Übrigens: Eine alternative Anleitung findet ihr kostenlos bei Kreativlabor Berlin - sie hat eine ganz andere Herangehensweise und benutzt einen Schneebesen als Basis, allerdings weniger Knöpfe. Ein Hoch auf Basteleien mit Küchenzubehör!
Materialien:
- Trichter
- Füllwatte
- etwas stabilere Filzplatten, 1 mm dick
- grüner Blumendraht und eine Kneifzange oder olle Schere dafür
- ca. 2-3 m grüne Baumwollkordel (meine hat ca. 2,5 cm Durchmesser)
- grüner Stoffrest
- ggf. grünes Krepppapier
- Kreppband
- etwas Kleber und doppelseitiges Klebeband
- ein langer Streifen grüner Tüll (vielleicht 2 m x 5 cm)
- Nadel und grünes Garn
Zur Orientierung: Ich habe 9 Filzblumen und 28 Knöpfe gebraucht, von denen ich einige gestapelt habe.
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Ein Teil des Materials! Natürlich habe ich nicht alle Knöpfe verwendet.
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Ich würde sagen, dass sich die Materialkosten auf irgendwas zwischen 5 und 30 € summieren, je nachdem, ob man die Materialien schon besitzt (vom Blumendraht zum Beispiel braucht man ja keine ganze Rolle) und welche Knöpfe man verwendet. Bei mir waren es ein paar Knöpfe aus einer 3 €-Mischpackung aus dem Discounter, einige aus meinem Vorrat und die übrigen wurden mir freundlicherweise von einer Mit-Hobbyschneiderin zur Verfügung gestellt. Vielleicht findet sich ja auch etwas Passendes in Omas Knopfkiste?
Also definitiv günstiger als ein Brautstrauß aus echten Blumen - und über die Konservierung (und deren Kosten) braucht man sich auch keine Gedanken mehr zu machen.
Schritt 1:
Aus einem vermutlich großen Haufen die schönsten Knöpfe aussuchen. Hier kann man auch schon probehalber manche Knöpfe stapeln - ich finde eine Mischung aus Einzelknöpfen mit 2er- und 3er-Stapeln schön.
Am besten sind Knöpfe mit Löchern geeignet. Ösen gehen auch, aber die kippen um. Ein wenig verhindern kann man das, indem man eine dickere Filz- oder Papp-Platte mit Loch drunterlegt und die Öse durchschiebt, sodass sie verkleinert und der Knopf stabilisiert wird. Als Blumenmittelpunkt funktionieren Ösenknöpfe aber problemlos.
Außerdem bitte einen eventuellen Haltegriff oder Lasche vom Trichter abschneiden.
Schritt 2:
Filzblumen ausschneiden, rollen und fixieren. Das ist einfach nur eine dicke Spirale (ca. 10 cm Durchmesser), die aufgerollt wird - die rote Blume habe ich von
Hanas Rotkehlchen-Türkranz geklaut ...
Man kann die Blume zusammenkleben; ich finde Nähen mit ein paar Handstichen aber einfacher und vertrauenserweckender, was die Haltbarkeit betrifft.
Schritt 3:
Jetzt wird's lustig: Wir stopfen die Füllwatte in den Trichter, sodass oben eine Wölbung entsteht (nicht zu locker). Schräge Dinge, die man nicht jeden Tag tut!
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Erst Füllwatte rein, dann Abdeckung drüber. Sollte oben schön rund sein.
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Über die Füllwatte habe ich eine Lage Krepppapier geklebt - einfach ein rundes Stück nehmen und außen am Trichterrand befestigen (doppelseitiges Klebeband eignet sich gut: Ich habe normales Klebeband genommen, was gut hält, aber teilweise noch sichtbar ist).
Achtung: Im Nachhinein würde ich hier lieber einen dünnen grünen Stoff verwenden, denn das Papier reißt zu leicht und dann guckt die weiße Füllwatte raus.
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Doppelseitiges Klebeband hätte vielleicht noch besser funktioniert.
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Schritt 4:
Außen am Trichter wird ebenfalls grünes Kreppapier aufgeklebt, sonst sieht man ja den Trichter.
Man könnte auch Stoff nehmen (wenn man es etwas schicker möchte), aber hier wird das Krepppapier nicht so beansprucht und genügt völlig. Das Ankleben geht sehr gut mit doppelseitigem Klebeband.
Es wird aufgefädelt! Und zwar so: Wir nehmen den Draht, schneiden ein nicht zu kurzes Stück ab, fädeln es einmal durch den Knopf (bei zwei Löchern einfach beide verwenden, bei 4 Löchern diagonal fädeln), bei Knopfstapeln natürlich durch alle Knöpfe, und wickeln das eine Ende dann direkt unter dem Knopf um die andere Drahthälfte, sodass es gut hält. Anfangs habe ich den Draht einfach doppelt gelassen, aber die Trichteröffnung wurde dadurch zu schnell voll, siehe unten.
Schritt 6:
Jetzt wird der Strauß bestückt! Wir fangen mit den Blumen an und füllen dann die Lücken mit Knöpfen, erst große, dann kleinere.
Dafür wird der Draht mit Blume/Knopf oben dran durch das Kreppapier gepiekst. Besser: Wenn man Stoff verwendet, schneidet man mit einer kleinen Schere ein Löchlein oder Schlitzchen rein für den Draht) und schiebt den Draht durch die Füllwatte bis durch die untere Trichteröffnung.
Bei den Filzblumen habe ich den Draht von unten durch die Blumenmitte geschoben, den Knopf (hier geht auch einer mit Öse sehr gut) eingefädelt und den Draht wieder zurückgeschoben.
Wichtig: Das Ende muss länger sein als der Trichterstiel! Ich empfehle mindestens 10 cm Mehrlänge.
Das Durchschieben des Drahts durch den Trichter ist mit das Schwierigste, weil der Draht sich so leicht verbiegt. Ich habe ausprobiert, einen Stab (z.B. das kleinste Wendewerkzeug von Prym) mit leichtem Klebeband am Draht zu fixieren und mitzuschieben, aber dann muss man das Klebeband wieder abfummeln und das nervt.
Alternativ kann man den Draht in eine dünne Röhre einfädeln ( ich habe wieder die vom Prym-Wendewerkzeug benutzt - das Teil ist übrigens auch super zum Wenden ;) ) und die ganze Röhre durch den Trichter schieben. Allerdings drückt man dabei auch etwas mehr Füllwatte mit raus.
Bei den ersten Blumen und Knöpfen hatte ich den Draht einfach doppelt gelassen und komplett durchgezogen - so halten sie zwar besser, aber die Trichteröffnung wird zu schnell voll und dann passt nichts mehr durch. Die letzten Knöpfe musste ich lose reinpieksen - zum Glück halten sie ganz gut durch die Füllwatte.
Wem die Stablität des doppelten Drahts wichtig ist, der könnte einen Trichter mit breiterem Hals suchen oder selbigen ganz/halb absägen, sodass die Öffnung unten breiter ist. Dann muss man aber ggf. den Stiel zusätzlich stabilisieren, weil der Draht sich leicht verbiegt.
Schritt 7:
Die ganze Füllerei dauert eine Weile. Anfangs war ich ziemlich frustriert, weil ich dachte, dass es nie schön aussehen wird, aber zum Ende hin wurde es plötzlich gut. Hier gilt: Trust the process!
Wer mag, kann jetzt noch Filzblätter außen hinzufügen. Ich hatte schlicht keine Zeit mehr ...
Schritt 8:
Wir machen den Stiel: Dafür werden die Drahtenden nach oben gebogen, sodass unten eine gefällige Rundung entsteht und die "doppelte" Drahtlage unten den dickeren Trichterstiel etwas ausgleicht (die Drahtstiele sind ja dünner als der Trichterstiel, sonst würden sie nicht durchpassen).
Das Ganze gut mit Kreppband umwickeln, damit es hält, dabei auch den Übergang zum Trichterstiel mit festwickeln, sodass die Drähte nicht mehr rausrutschen können (und die untere Krepppapier- oder Stoffkante fixiert wird, die den Trichter umhüllt).
Die runde Unterkante des Straußstiels habe ich mit einem Stoffstück umhüllt und dessen Oberkante ebenfalls mit Krepppapier fixiert. Jetzt sieht man nichts mehr vom Draht.
Ein langes Stück grüne Kordel fest um den Stiel wickeln (Farbe nach Belieben geht auch, aber Grün fand ich am harmonischsten) und fixieren. Dabei kann man auch eventuelle Durchmesserunterschiede oberhalb und unterhalb des Trichterstiels noch ausgleichen. Befestigt habe ich die Kordel eigentlich gar nicht, nur das innere Kordelende mit sich selbst umwickelt und das äußere an der restlichen Kordel festgenäht. Man kann die Kordel natürlich auch festkleben.
Schritt 10:
Jetzt fehlt nur noch der letzte Schliff: Den grünen Tüll locker um die Oberhälfte des Trichters wickeln. An der Oberkante des Trichters kann man ihn punktuell mit Kleber befestigen, das ist aber nervig. Wer den Trichter stattdessen mit Stoff bezogen hat, kann den Tüll mit ein paar Handstichen befestigen.
Fertig!
Mein Brautstrauß ist 5 Minuten vor der Fahrt fertig geworden (der Tüll ist mit echt großen Stichen fixiert, da darf man nicht genau hinschauen ;) ) und hatte schon Panik, dass die ganze Arbeit für die Katz ist, meine Vision nicht aufgeht und ich ohne meinen tollen bunten Strauß dastehe.
Hinterher sah mein Arbeitstisch so aus:
Aber es hat auf den allerletzten Drücker und mit viel zu viel Stress doch noch geklappt und ich bin wahnsinnig glücklich drüber: Die knallbunten Farben sehen einfach so toll aus auf den Fotos!
Lg
Nria
Das ist wirklich Hingabe an die Craftingcommunity! Tutorial am Hochzeitstag, wow :)
AntwortenLöschenGrüße, Tina
Also echt mal....normal geht gar nicht :0) der Brautstrauß ist so ziemlich das Schönste was mir je untergekommen ist! Richtig toll und kreativ - allles andere als spießig *lach* dankeschön für die tolle Anleitung! Auch dein Haarreif gefällt mir supergut, das gibt so schön Farbe ohne kitschig zu wirken...ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)
AntwortenLöschenServus Nina, so originell und wunderschön!
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch und alles gute aus Wien
Servus Nria,
AntwortenLöschenzuerst einmal herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit und des weiteren ein WOW für deinen ganz speziellen Hochzeitsstrauß! So einen hab ich noch nie gesehen, geschweige denn gemacht. Danke für die Anleitung und fürs Zeigen beim DvD, ich schick dir liebe Grüße!
11i