Donnerstag, 25. November 2021

Schön schlicht und endlich fertig: marineblaues Larp-Wollkleid

Ach, diese Reststück-Käufe! Schnell gekauft, liegen gerne ewig rum und dieses Kleid war auch noch ein jahrelanges Drama. Und das für ein echt schlichtes Teil ...

2019 habe ich ein anderthalb Meter langes Stück marineblauen Wollstoff erworben. Secondhand, von einer Hobbyschneiderin, die aussortiert hatte, und er war wirklich unverschämt günstig: Fünf Euro. Wie hätte ich da Nein sagen können!

Ja, die Gürteltasche ist anachronistisch. Ist meine 18 Jahre alte Standardtasche.

Allerdings wusste ich nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Ich bin immer leicht versucht, larptaugliche Stoffe auf Vorrat zu kaufen, wenn sie günstig sind, weil gerade Wollstoff meist teuer ist.
Dieser hier war außen flauschig, aber innen war die Köperbindung zu sehen, mittelschwer und ich war ratlos.
Im Herbst bin ich dann mal meinen Stoffstapel durchgegangen, weil der Schrank einfach zu voll war, und habe diesen Stoff kurzerhand zu einem Larpkleid zugeschnitten.

Die Ansteckärmel samt Nadel habe ich mir von Hana geliehen.

Gerade für NSC-Einsätze kann man immer neutrale Kleidung brauchen. Den Schnitt habe ich von Hana gemopst, die sich mal diverse 14. Jahrhundert-Kleider genäht hat (in hellgrün / in dunkelgrün). Es sollte einen Schlitz mit Schnürung bekommen und lange Ärmel, die ich aus einem anderen dunkelblauen Wollstoff ergänzt habe (dafür hätten die 1,5 m nicht gereicht). Von außen fällt das fast gar nicht auf, von innen schon (weil der Ärmelstoff in Leinwandbindung, der andere in Köperbindung gewebt ist), aber wer guckt da schon rein? Es sind dann übrigens doch kurze Ärmel geworden, mit Ansteckärmeln für kaltes Wetter.

Beim Zuschnitt war ich noch hochmotiviert. Ich habe auch frohgemut Schulter- und Seitennähte genäht sowie den Saum. Aber dann stellte ich fest, dass der Ärmelschnitt, der Hanas selbstkonstruiertem Schnitt beilag, viel zu groß für den Armausschnitt war, und meine Motivation sank gen Null.

So lag das Kleid seit November auf meinem Ufostapel und erst im Juli 2020 habe ich es wieder ausgepackt.
Erst habe ich die Nähte versäubert, dann mich endgültig entschieden, den Halsausschnitt und Schlitz ordentlich mit einem Beleg zu säumen statt ihn einfach umzuklappen. Letzteres wäre ungefähr 2 Stunden schneller gewesen, aber hätte mich wohl dauerhaft unzufrieden mit dem Kleid gemacht, also habe ich die aufwändigere Variante genommen. Erst einen Beleg konstruiert, dann aus einem dunkelblauen Leinenstoff zugeschnitten (ich hatte ein Reststück, das genau passend groß war!), versäubert, angenäht und dann erst innen per Hand festgenäht, dann die Kante mit Sticktwist und Vorstich abgesteppt. Viel Arbeit, sieht aber sehr gut aus und nicht so hingerotzt wie ein schnell umgeklappter Saum.


Das ist übrigens eine Spiralschnürung - m.W. damals sehr üblich und schnursparend.

Für die Ärmel habe ich mehrere Probeteile gebraucht, bis ich sie richtig hingekriegt haben. Zum Glück waren die ursprünglichen zu groß und boten genug Material, um kleinere draus auszuschneiden. Die wurden dann halt kurz. Was solls!

Und dann habe ich festgestellt, dass ich viele Nestellöcher für die Schnürung brauche. Ich hasse es, Nestellöcher zu nähen. Also wanderte das Kleid wieder in die Ufo-Kiste. Bis jetzt im Herbst 2021 das Herbst-Handarbeitsbingo mit dem Feld "Handnähen" kam und außerdem die erste Larpveranstaltung seit fast zwei Jahren stattfand - ich war NSC und brauchte ein historisch inspiriertes Kleid. Weil mein Charakter vom letzten Mal mit den Preisgeldern abgehauen ist (äh, das war natürlich von der Spielleitung geplant und ich habe das IT-Geld auch wieder rausgerückt, keine Sorge ;) ), konnte ich das damalige Kleid nicht wieder anziehen ... und die Hürde, ein ganz neues Kleid zu nähen, war einfach größer als die, das alte fertigzustellen. Puh!

Die rückwärtige Mittelnaht ist Standard bei mir. Spart so viel Stoff und stört mich nicht im Geringsten.

Wie man sieht, hatte ich damals schon mit einem Nestelloch angefangen - schön ordentlich mit dickem, kontrastfarbenem Garn. Weil's schnell gehen musste, habe ich alle übrigen Nestellöcher (21 an der Zahl) quick and dirty mit marineblauem Nähgarn genäht ... was soll's, ist sowieso die Schnürung drüber.
Die Besteht übrigens aus einem Schnürsenkel. Meine Nestellöcher werden nämlich immer so klein, dass einfach keine Nestelspitze durchpasst! Der Schnürsenkel ist lila (warum auch immer - vermutlich habe ich den beim Kauf für Braun angesehen, die Farbe ist nämlich ein seltsamer Mischton), passt aber irgendwie hervorragend zum Outfit.

Das war ein Akt!

Ich bin froh, dass das Kleid eeendlich fertig ist (und immerhin wurde es sogar schon getragen!). Jetzt brauche ich nur noch eine passende Gürteltasche.

Schnitt: selbstkonstruiert, angelehnt an den Stil des 14. Jahrhunderts
Material: Wollstoff
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag.

Lg
Nria

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