Donnerstag, 11. Juli 2019

Larp-Festrobe Teil 3: Viele Probeteile [WIP]

So! Es ist einiges passiert!

Ich habe fleißig gekürzt und dann ein erstes Probeteil genäht. Und zwar vom ganzen Kleid, nicht nur vom Oberteil, weil ich wissen wollte, ob mir die Rockweite gefällt.

Für die asymmetrische Klappe habe ich auf Pinterest eine tolle Vorlage mit Maßangaben gefunden (eigentlich für eine Jacke) - war aber keine gute Idee, die direkt beim ersten Probeteil dranzumachen. Mehr dazu später. Erstmal Bilder!

Öhm ja? Der Rockteil ist gut ...

Von hinten:


Ist ok. Ganz eventuell denke ich über eine kleine Hohlkreuz-Änderung nach.

Wie man sieht, fehlt über der Brust jede Menge Weite. Hmpf. Okay, bei Cup G ist das abzusehen, aber ich bin trotzdem jedes Mal ein bisschen beleidigt, dass ich noch am Schnitt arbeiten muss.
Außerdem: Die Schultern sind viel, viel zu breit. Auch das ist nicht verwunderlich. Mein leichtes Hohlkreuz verursacht ein paar kleine Falten; mal gucken, ob mich das stört.

Als nächstes habe ich mich hingesetzt und eine FBA (Full Bust Adjustment) gemacht - an gekürzten Schnitt-Teilen, damit ich nicht jedes Mal den langen Rock ausschneiden und nähen muss. Gleichzeitig habe ich die Schultern um 2 cm pro Seite verschmälert:

Auf die Seite gedrehtes Bild - links ist unten, rechts seht ihr die Schulter, oben Seitennaht und Armausschnitt.

Das Einfügen von Mehrweite war erfolgreich (wenn auch nicht genug Mehrweite), aber ...

Reicht noch nicht ganz!

... jetzt saß die Teilungsnaht zu weit innen! Das kann man auf Fotos nicht gut festhalten, deshalb müsst ihr es mir glauben ;)
Was ich ebenfalls festgestellt habe:
1. Es ist nicht leicht, die richtige Weite zu finden, wenn man wegen der Klappe sowieso Mehrweite drin hat. Man sollte erst ein Probeteil für den Sitz machen und danach Designelemente hinzufügen.
2. Ein bisschen länger als bis zur Hüfte sollte das Probeteil schon gehen, sonst verzieht es sich.

Ich war dann frustriert und habe erstmal einen Ärmel konstruiert (nach dem Buch "Mittelalterliches Schneidern. Historische Alltagskleidung zwischen 1200 und 1500 selbst gemacht" von Sarah Thursfield; das ist die Übersetzung vom "Medieval Tailor's Assistant"):

Sieht doch schonmal gut aus!

Wie ihr seht, sitzt die Naht bei so einem Kleid nicht unter der Achsel, sondern ist etwas nach hinten verlegt.
Der Ärmel saß schon ganz gut, war nur am Unterarm noch etwas eng, aber das lässt sich ja leicht beheben.

Dann habe ich mich an Probeteil Nr. 3 gemacht. 
Ich bin wieder vom Grundschnitt (ohne Änderungen außer dem Kürzen) ausgegangen. Die Schultern habe ich diesmal um 3 statt 2 cm pro Seite verschmälert und statt FBA ganz simpel in der Mitte 5 cm von oben bis unten hinzugefügt. Anschließend angezogen und von Hana alles abstecken lassen, was über die Vordere Mitte hinausreichte:

Ok, der blaue Probestoff war besser und meine Bilder schonmal schärfer.

Yay! Das sieht schon schonmal gut aus.

Naturgemäß habe ich am Dekolletee deutlich mehr Stoffüberschuss als an der Brust.

Was ebenfalls auffallen könnte: Das Armloch ist nicht weit genug ausgeschnitten - dort staut sich der Stoff. Der Arm sollte frei beweglich sein, ohne am Stoff anzustoßen; ich habe Hana mal einen tieferen Ausschnitt (nicht nach unten, sondern nach vorne und hinten) aufmalen lassen.

Bonus-Bild: So verschmälert man die Schulterbreite! Das ist übrigens das Rückenteil.
(bei Hilli Hiltrud findet ihr noch eine etwas andere Methode)

Links habe ich das äußere Rückenteil ans mittlere gelegt, damit ihr den vollständigen Armausschnitt sehen könnt.

Wenn man die überschüssige Breite einfach außen an der Schulter abschneidet, wird der Armausschnitt größer. Deshalb wird die Schulter stattdessen nach innen geschoben:
An der blauen Linie (senkrecht: Ca. 5 cm neben dem Armausschnitt, parallel zum Fadenlauf; waagerecht: Einfach irgendwo so zwischen Hälfte und unteren Drittel des Armausschnitts) einschneiden und die Schulterlinie um die gewünschte Menge nach innen schieben. Dann wird eine neue Schulterlinie aufgemalt: Weil unten im Schnitt ein Spalt entsteht, muss man den Endpunkt der Linie oben um den Betrag X nach unten verschieben, sonst wird der Armausschnitt größer. Das mag bei 0,5 cm nicht ins Gewicht fallen, aber je nach Form können es auch 2 cm sein und das merkt man dann.
Achtung: Die Schulterlinie wird dadurch schräg abfallend. Ggf. muss man dann weitere Änderungen durchführen (meine Schultern sind aber sowieso schräg).


Die nächsten Schritte:
- Armausschnitt größer ausschneiden und Armlochweite nachmessen
- ggf. neuen Ärmel konstruieren (ja, ich hab das blöd angefangen. Man macht ERST das perfekte Armloch und konstruiert DANN den Ärmel! Nie umgekehrt!)
- Überschüssigen Stoff an der Vorderen Mitte abschneiden
- Klappe dranpappen und gucken, wie's aussieht.
- gucken, wie der Ärmel passt

Danach kann ich vielleicht endlich mit dem Kleid anfangen!

Hier sind die anderen Teile des WIPs:
Teil 1: Planung (2017)
Teil 2: Planung/Neustart (2019)
Teil 3: Probeteile und Anpassungen
Teil 4: Zuschnitt und Nähen
Teil 5: Fertigstellung

Lg
Nria

2 Kommentare:

  1. Wupp...böhmische Dörfer! ich bewundere deine schneiderfähigkeiten, solche änderungen muss man richtig machen, sonst geht alles daneben. sieht schon gut aus und die erläuterungen sind schlüssig :0) bin jetzt gespannt, wie es weitergeht...ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

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    1. Ja, das mit den Änderungen ist ein Lernprozess ... ich lese viel darüber und probiere mich dann so durch. Ich bin noch weit davon entfernt, das perfekt zu beherrschen und oft belasse ichs dann halt bei "ganz okayer" Passform, aber ich versuche die Änderungen zumindest ab und zu anzuwenden, damit ich Routine kriege :)

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