Donnerstag, 1. Februar 2018

Reflektorgürtel - mit Fisch & Tutorial


"Möchtest du auch besser gesehen werden?"
Wenn eine von uns diesen Satz beim Autofahren sagt, heißt das: "Mach das Licht an!"
In der Fahrschule gab es einen bestimmten Dialog zwischen unserem Fahrlehrer (er hieß Bernd) und uns, wenn es langsam dunkel wurde oder diesig war. Bernd zeigte auf andere Autos, die uns mit Abblendlicht entgegenkamen, und fragte: "Warum haben die denn alle Licht an?" Die richtige Antwort: "Damit sie besser gesehen werden!" Daraufhin Bernd: "Willst du auch besser gesehen werden?" Natürlich wollten wir. Und schalteten brav das Licht an.

Hübsch und praktisch!

Eine meiner Winterjacken ist schwarz. Und wenn ich im Dunkeln damit herumlaufe, fühle ich mich schon etwas unwohl (weil unsichtbar für Autofahrer) und möchte definitiv gerne besser gesehen werden.
Da helfen Reflektoren. Reflektorband auf die Jacke aufzunähen ist mir aber zu heikel. Die Lösung: Ein Reflektorgürtel!

Seht, wie er reflektiert!

Als Material habe ich schwarzen Jeansstoff ausgesucht, der ist schön fest und ich hatte ihn noch vorrätig. Reflektorband hatte ich eigentlich auch, aber es ist Schrödingers Reflektorband, es ist nämlich sowohl da als auch nicht da. Hana hat vor Jahren mal ein TRON-Shirt mit Reflektorband genäht und es war noch jede Menge übrig, das ich vor einem Jahr sogar extra beiseite gelegt habe, weil es mich erst auf die Gürtel-Idee gebracht hatte, nur konnte ich es jetzt nicht mehr wiederfinden. Ich weiß genau, dass es noch irgendwo ist ...

Die ganze Länge - klicken zum Vergrößern.

Also habe ich neues Reflektorband gekauft; das war etwas breiter als das alte schmale, deshalb habe ich meine Design-Pläne etwas umgeworfen: Eigentlich wollte ich oben und unten ein schmales Band; das breitere sollte jetzt in der Mitte platziert werden. Und dazu kam ein Fisch. Den Reflektoraufnäher von Blaubeerstern hat mir eine Freundin mal geschenkt und ich dachte mir, der wäre prima, um das langweilige Streifenmuster des Gürtels ein bisschen zu durchbrechen.

Die Schnalle zum Einhaken (nennt sich Einhängeschließe) habe ich bei Schnittquelle gekauft. So eine hatte ich an meiner gekauften Gürtel-Jacke damals und wollte wieder genau die gleiche. Gibts erstaunlich selten - die von Schnittquelle war die einzige, die ich gefunden habe und die war eigentlich etwas schmaler als gewünscht. Aber wenn man nix anderes findet ...

Und jetzt gehts los!

Die Vlieseinlage habe ich nicht mitfotografiert. Dafür meine Vorlage für die Gürtelenden.

Man braucht:
- festen Stoff (ganz grob 0,15 m x 1 m, aber die genaue Menge kommt auf die Wunschmaße an)
- eine Gürtelschnalle nach Belieben
- Vlies-Einlage (ich habe Vlieseline H250 zum Stabilisieren und H630, ein dünnes Volumenvlies, für mehr Volumen verwendet)
- Reflektorband
- nach Wunsch: Reflektoraufnäher (meiner ist von Blaubeerstern)

Zuerst habe ich ausgemessen, wie lang der Gürtel sein muss - optimalerweise macht man das natürlich über der Jacke ;)
Wieviel Zugabe man für den Verschluss braucht, hängt natürlich vom Verschluss selbst ab. Eine normale Gürtelschnalle braucht etwas Zugabe auf der einen Seite, um die Schnalle zu befestigen und zusätzlich Länge auf der anderen Seite, um die Löcher drin unterzubringen. Am besten mit einem Papierstreifen vorher testen.
Für meine Einhängeschließe habe ich vom Taillenumfang (über der Jacke natürlich!) die Breite der Schließe abgezogen und danach etwa 2,5 cm pro Ende dazugegeben, um die Schließe anzunähen. Das hätte aber noch etwas mehr sein dürfen - hier braucht man nicht zu geizen; abschneiden geht immer noch, wenns zuviel ist!
Mein Gürtel verjüngt sich ein wenig zur Schließe hin, weil die Schließe schmaler ist, als ich den Gürtel haben wollte. Wer eine ausreichend breite Schnalle findet, kann den Gürtel einfach als geraden Streifen zuschneiden. Alternativ: Für eine schmalere Schnalle einfach ein Stück Gurtband o.ä. in passender Breite als Befestigungsschlaufe abschneiden, die Schnalle einnähen und das Gurtband hinter das Gürtelende nähen.

Das Ganze braucht man dann 2x, einmal als Oberstoff und einmal als Futter (man kann auch zwei verschiedene Stoffe verwenden, aber ich wollte genug Stabilität).

Anschließend musste ich mir Gedanken darüber machen, welcher Bestandteil als erstes aufgebügelt wird. Der Fisch-Aufnäher brauchte mehr Hitze als die Vlieseline, deshalb habe ich damit angefangen.
Es wäre mir lieber gewesen, den Fisch erst zum Schluss zu platzieren, aber ich hatte ein wenig die Befürchtung, mit zuviel Hitze die Vlieseline zu beschädigen.

Den Fisch habe ich auf dem Ärmelbrett aufgebügelt, weil man einen harten Untergrund verwenden soll.

Danach habe ich die beiden Einlagen aufgebügelt. Auf einen Streifen die H250, auf den anderen Streifen das Volumenvlies. Gut aufpassen, dass man die Vlieseline jeweils auf die Innenseiten aufbügelt!

Viel Vlieseline!

Nach dem Abkühlen habe ich das Reflektorband aufgenäht - ein kurzes Stück zwischen Fisch und Schließe und ein langes Stück auf der anderen Seite. Es geht viel einfacher, wenn man in der Mitte der Borte ein schmales doppelseitiges Klebeband (z.B. Stylefix) aufklebt; so wird das Band fixiert, ohne dass man Stecknadellöcher produziert oder die Nadel verklebt wird, denn man näht ja am Rand entlang und nicht in der Mitte.
Ein Hinweis: Es ist einfacher, die Borte jetzt anzunähen und nicht erst dann, wenn der Gürtel fertig ist, weil man sich durch viele Stoffschichten arbeiten müsste. Allerdings ist das Band auf dem fertigen Gürtel einfacher in der Mitte zu platzieren - das muss man sich vorher überlegen, was einem wichtiger ist.

Gut eingebetteter Fisch.

Jetzt kann man die Streifen rechts auf rechts aufeinanderlegen und auf einer Seite zunähen. Nicht beide Seiten zunähen; durch die Vlieseline wird der Gürtel zu steif zum Wenden!
Bei einem sehr breiten Gürtel und der Wahl von weniger fester Vlieseline kann man versuchen, den Gürtel komplett (bis auf die Enden) zusammenzunähen und zu wenden; bei meiner Einlagenwahl und ca. 4 cm Breite rate ich davon ab.

 Eine Seite habe ich komplett aneinandergenäht, bei der zweiten nur das Endstück (ab da, wo das Füßchen steht).

Ich bin so vorgegangen: Eine Seite habe ich komplett zugenäht, bei der zweiten nur ein paar Zentimeter entlang der Verjüngung - die Ecken darin hätte ich nicht vernünftig per Hand einschlagen können. Diese kurzen Stücke waren schwierig genug zu wenden ...
Mit Stoffklammern kann man hier übrigens wesentlich besser arbeiten als mit Stecknadeln.

So siehts jetzt aus: Die Enden sind beidseitig verstürzt, der Rest nur auf einer Seite.

Nach dem "Wenden" (der größte Teil der Unterkante ist ja noch offen; kann man das wirklich Wenden nennen?) habe ich zunächst die bereits fertige Kante abgesteppt für mehr Stabilität und dann auf der noch überwiegend offenen Seite die Kanten nach innen geschlagen und ebenfalls daran entlanggenäht.

Die noch offene Seite wird per Hand eingeklappt.
 
Die kurzen Enden habe ich nicht gesäumt, sondern nur versäubert. Wenn man einen richtig sauberen Abschluss auch innen haben möchte, kann man die Enden mit Schrägband einfassen.

Die Schnallenbefestigung von außen und von innen. Etwas unordentlich.

Jetzt musste ich nur noch die Schließe annähen! Hier habe ich ein bisschen Zugabe vermisst - wohl zu knapp kalkuliert.

Durch die beiden Einlagen hat der Gürtel genug Stand, um sich nicht zusammenzukrumpeln und zu verknittern und ich kann Autofahrern fröhlich entgegenleuchten!

Und wie sehen die mich jetzt?
So!

Nicht mehr unsichtbar im Dunkeln!

Verlinkt bei RundumsWeib.

Lg
Nria

1 Kommentar:

  1. Sicher UND schick! Die perfekte Kombination! :D
    Ich hab mir zum Radeln und dabei fotgrafieren mal ein Holster genäht und auch mit Reflektorband verziert, aber ich hatte keinen Fisch. Das macht mich jetzt schon ein bisschen neidisch.

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