Hana hat letztes Jahr ein Kranich-Sweatshirt genäht. Ein Teil vom Musterstoff ist übriggeblieben und das habe ich mir jetzt geschnappt! Carpe reliquum und so. Im Schrank lag noch ein schwarzer Sweat, der gut dazu passte (na gut, eigentlich passt Schwarz ja zu allem ...).
Von der Seite ergibt sich eine interessante Optik, die gar nicht geplant war. |
Leider war die Form des Rests etwas schwierig. Ich habe ein bisschen hin- und herüberlegt und mich dann entschieden, die größeren Stücke auf Vorder- und Hinterteil aufzuteilen und mit Schwarz zu ergänzen. Zwischen den weißen und den schwarzen Stoff habe ich einen breiten roten Streifen gesetzt, damit eine etwas harmonischere Optik entsteht.
Ich hatte übrigens eigentlich gar keinen roten Sweat da (und hab mich etwas geärgert! Letztes Jahr oder so hatte ich ein abgetragenes rotes Sweatkleid entsorgt, das eine super Stoffquelle gewesen wäre ...). Als ich im Nähkromantenforum nach Resten gefragt habe, hat mir aber eine liebe Userin einfach so ein passendes Reststück zugeschickt - hurra!
Der schlichte Basis-Schnitt stammt aus einem Sonderheft für Fleecejacken und -shirts von Meine Nähmode. Es ist nur ein ganz dünnes "Heftchen" (kann man das überhaut so nennen, wo es doch gar keine Seiten hat?), bestehend aus einer Umschlagseite und einem Schnittbogen mit gerade mal 5 Modellen, alle recht basic, aber ganz hübsch. Hana hat diesen Schnitt schon für ihr Star Wars-Sweatshirt verwendet, ebenfalls mit Resteverwertung und Strukturstoff.
Die Teilungs-Planung. Man beachte meine originalgetreuen Kranichskizzen. |
Der Schnitt hat eigentlich durchgehende Teilungsnähte; ich wollte den Musterteil vorne und das rote Zwischenstück aber einteilig haben. Dazu habe ich vorn die Konturen des Reststücks abgezeichnet, die beiden Teile des Vorderteils zusammengeschoben und aufgemalt, welche Breite das Musterteil haben muss und auf welcher Höhe ich die Schnittteile kürzen muss. Ich wollte das komplette Reststück ausnutzen, deshalb habe ich die Wölbung des Rests als Vorlage für die Teilungsnaht verwendet.
Hinten habe ich die grobe Form der Kurve übernommen, aber für den oberen Teil des Rückenteils und der Kranichstoff ist dort auch länger als vorne - nichts verschwenden!
Das Musterstoff am Rückenteil habe ich entgegen der Skizze doch über die komplette Breite gezogen. Die Teilung setzte nämlich weiter oben an, als ich gedacht hatte, und da hätten nur ganz kurze Stückchen in Schwarz hingepasst. Stückeln musste ich trotzdem; das Stück Kranichsweat war nämlich nicht breit genug. Fällt aber kaum auf!
Ebenfalls entgegen der Skizze habe ich das untere Rückenteil dreiteilig gemacht. Ich habe schlicht vergessen, die drei Teile zu vereinigen, dabei hätte das so gut zum Vorderteil gepasst! Na ja, ist schwarz, sieht man nicht so sehr.
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Eine leichte Trotteligkeit zog sich aber durch den ganzen Nähprozess: Als ich das Rückenteil zusammennähte, wunderte ich mich beim Bügeln, warum da eine Wölbung entstand und ich es partout nicht hinbekam, den Stoff glatt hinzulegen. Einen Blick später offenbarte sich das Problem - den Saum hatte ich nämlich ganz sicher nicht geschwungen geplant. Sprich, ich hatte das untere Rückenteil verkehrtherum gehalten und den geraden Saum an den roten Streifen genäht ... Schweigen wir drüber!
Wie man sieht, habe ich das noch korrigiert ;)
Die Anleitung ist ausreichend, aber eher nichts für Anfänger - und dazu muss man sich die Belege selbst einzeichnen, obwohl sie als Schnittteil angegeben sind. Auf dem Bogen finden sie sich nämlich nicht, weder einzeln noch im Schnittteil für das Vorderteil.
Etwas weit am Rücken. Ist halt auch eigentlich eine Nummer zu groß. |
Vorm Einnähen des Reißverschlusses habe ich mich eine Weile gedrückt, weil das etwas knifflig ist, gerade am unteren Ende. Zum Glück hatte ich einen Reißverschluss gekauft, der VIEL zu lang war (er war 50 cm lang und ich hätte nur 20 cm Länge gebraucht). Es gab nämlich keinen anderen in passender Farbe. Ja, eigentlich Verschwendung, aber im Nachhinein ein Glück: Ich hatte übersehen, dass man einen teilbaren nehmen sollte, und meinen nicht-teilbaren hätte ich in passender Länge nur über Umwege einnähen können.
So 100% passt die Farbe nicht zum Rot der Streifen (im Geschäft wirkte das besser ...), aber damit muss ich jetzt wohl leben.
Außerdem hatte ich beim ersten Versuch den Reißverschluss ganz ordentlich eingesetzt, aber die Unterkante (das kleine Quer-Stückchen) saß schräg. Soviel zum Thema "Aaach, das muss ich nicht einzeichnen, das kriege ich freihand hin!" Beim Korrigieren habe ich das Ganze verschlimmbessert, sodass ich jetzt eine leichte Rundung statt einem Rechteck an der Unterkante habe, aber es wurde bei jedem Versuch schlechter, also habe ich es jetzt so gelassen und kann damit besser leben als mit einer schiefen Kante.
Natürlich passiert einem sowas genau dann, wenn man einen richtig großen Kontrast hat ...
Real drückt sich der Beleg weniger stark durch ... |
Das Shirt war mir einen Tick zu kurz geraten, um es durch Umschlagen zu säumen, also habe ich einen schwarzen Jerseystreifen unten angenäht und so umgeschlagen, dass die Naht innen liegt, man also nicht sieht, dass etwas angesetzt ist. Der Saum wird dadurch ein klein wenig steifer als gewohnt, aber die zusätzlichen anderthalb Zentimeter, die diese Methode gebracht hat, waren's mir wert! Manchmal ist es eben ein kleines Stückchen, das einem zur perfekten Länge fehlt (kann mich da bitte beim nächsten Mal jemand dran erinnern, wenn ich beim Kürzen wieder etwas übereifrig bin?).
Nachdem das Shirt fast fertig war, habe ich die Ärmel nochmal rausgetrennt und die Schultern um 2 cm verschmälert. Eigentlich sind sie immer noch zu weit außen, das werde ich einfach fürs nächste Mal auf dem Schnitt vermerken. Habe nämlich keine Lust, die Ärmel ein drittes Mal einzusetzen.
Dafür habe ich den Beleg mit Handstichen festgenäht; ich mag es nicht, wenn der lose herumflattert. Dummerweise zeichnet er sich jetzt deutlich ab ... vielleicht trenne ich das doch wieder auf und fixiere nur an einigen Ecken.
Und mein Fazit?
Die ganze Bastelei hat sich gelohnt! Ich mag das Shirt sehr und der Restehaufen ist ein winziges bisschen kleiner.
Mut zur Teilungsnaht!
Schnitt: Selbstgemacht auf Basis von Pullover 4, Meine Nähmode Fleece-Special 013, Gr. 40Verlinkt beim MeMadeMittwoch. Und der Schnitt aus der Meine Nähmode passt auch prima zum Monatsbuchstaben M bei Maikäfer.
Material: angerauter Sweat verschiedener Hersteller, Reißverschluss (Achtung, es wird ein teilbarer benötigt!)
Änderungen: 7 cm gekürzt, manche Längs-Teilungsnähte zusammengefügt und geschwungene Quer-Teilungsnähte ergänzt, Schultern verschmälert, Reißverschlusslänge stark gekürzt
Nachnähpotential: Vorhanden. Aber dann pause ich vielleicht doch mal Gr. 38 ab statt einfach faul den Schnitt meiner Schwester zu übernehmen.
Lg
Nria
Hej Nria,
AntwortenLöschenDein kranichshirt ist ein echter blickfang! Total schön der stoff, fast wie auf den skizzen ...lach...das mit den roten streifen ist auch mega! Und der reissverschluss....alles passt so toll zusammen :-) ganz lg aus dänemark, ulrike :0)
Das ist fein geworden! Mir gefällt der tolle Kranichstoff als Akzent ja fast noch besser. :-)
AntwortenLöschenDer Reißverschluss ist auch toll. Mit denen kämpfe ich immer, die nehme ich wirklich nur als Verschluss, wo sie hoffentlich nicht auffallen. Als gestalterisches Element müssen sie schon richtig gut werden. Also so wie bei dir. :-)
Sehr gekonnt hast Du die Stoffe kombiniert und die Linienführung gewählt. Und wie schön,dass Du rundrum zufrieden bist. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenSuper! Das gefällt mir gut, wie du das Projekt angegangen bist inklusive Skizzen. Das Ergebnis sieht richtig gut aus - wer käme darauf, dass das Resteverwetung ist? Das ist ein Designerpulli und einzigartig. Die Farben finde ich toll für dich.
AntwortenLöschenOh wow, das nenne ich mal konsequent... Ich habe immer so garkeine lust auf Stoffreste... Aber dein Beispiel zeigt es kann funktionieren. Du hast hier die Gratwanderung geschafft, dass es nicht zu wild aussieht! Toll... LG Sarah
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