Dienstag, 11. September 2012

Asymmetrischer Gambeson - Teil 5 (fertig!)



Wir schreiten zur Vollendung!
Die Empfängerin war zu Besuch und hat anprobiert. Die Ärmelsäume habe ich mit viel Gefriemel genäht (äh, nähen lassen …) und empfehle wirklich dringend, das Säumen vor die Ärmelseitennaht zu setzen, zumindest, wenn die Ärmel sehr eng sind … (aber diesmal gings eben nicht anders, und es war auch gut so, weil ich die Ärmel nach der Anprobe noch etwas kürzen musste).

Widmen wir uns lieber den Verschlüssen. Man kann einen Gambeson mit Nestellöchern und Nesteln verschließen, aber das sieht bei dem asymmetrischen Schnitt m.M.n. blöd aus. Also habe ich den typischen Riemenverschluss gemacht.

Passende Schnallen von Lederkram habe ich im Vorrat entdeckt, hurra! Riemen dazu aber nicht (wer es sich einfach machen will, besorgt sich ein Set aus Riemen und Schnallen und nietet die Dinger einfach an). Also mache ich selber welche:


Woohoo, ich arbeite mit bösem schwarzen Leder! Es ist sogar nur gefärbt, die Unterseite ist braun. Sieht aber keiner und wenn ichs nicht weitererzähle, merkts auch keiner …

Also erstmal Riemen aufmalen. Die müssen natürlich ein bisschen schmaler sein als die Schnalle, damit sie auch durchpassen. Wieder mit dabei: Mein bester Freund, der Kreideminenstift. Damit kann ich super auf dem Leder malen, es hält, solange es nötig ist und wenn ichs fertig ausgeschnitten habe, lässt sich die Kreide ohne Mühe mit den Fingern abwischen.

Ich werde 3 Schnallen verwenden und brauche dazu 6 Riemen. Die habe ich jetzt flott ausgeschnitten. Und jetzt brauchen drei davon ein Loch, damit ich die Schnalle samt Dorn am Riemen befestigen kann. Zum Markieren des Lochs klappe ich den Riemen so um, dass ich neben der Schnalle eine Naht setzen kann.
Wer’s eilig hat oder es sich leicht machen will, kann das Stück auch festnieten. Aber Perfektionisten und Masochisten nähen, statt zu nieten. Ich sag jetzt nicht, zu welcher Gruppe ich gehöre …


Auch hier darf mein heißgeliebter Kreideminenstift wieder mitspielen.
Auf dem Bild habe ich den Riemen übrigens zuwenig umgeklappt, denn die Schnalle ist beim Nähen mit der Maschine dem Nähmaschinenfüßchen im Weg, man braucht also etwas mehr Abstand. Wer per Hand näht, braucht darauf nicht zu achten. Besser ists natürlich, wenn man näher am Dorn näht, dann ist die Schnalle weniger lose befestigt. Aber das geht kaum per Maschine.


Die hebelübersetzte Lochzange kommt zum Einsatz! Hat in Nullkommanix das Leder gelocht. Liebe das Teil. Gehört leider meiner Schwester. Noch …


Der Riemen darf seine Schnalle anprobieren! Oder umgekehrt. Und schonmal anfreunden.


Denn jetzt werden beide vereinigt. Untrennbar! Denn beim Auftrennen sieht man die Löcher im Leder …
Auf dem Bild sieht man, dass ich zuwenig Platz gelassen habe für die Naht, das Füßchen kämpft mit der Schnalle. Bei den folgenden Schnallen habe ich das korrigiert. Bin ja lernfähig.
Aufpassen, dass der Dorn vom Riemen wegzeigt!

Übrigens näht man Leder am besten mit einer Ledernadel (die ist scharf und „schneidet“ das Leder beim Nähen) mit der Maschine oder mit vorgestochenen Löchern beim Handnähen.

Das Ganze habe ich noch zweimal wiederholt und bin stolze Besitzerin von 3 Riemenpaaren. Die lege ich - nachdem der Gambeson anprobiert und die optimale Riemenposition mit Kreide markiert wurde - auf den Gambeson und klebe sie fest. Stecknadeln gehen nicht, hinterlässt ja Löcher. Also habe ich die Dinger mit Tesafilm festgeklebt.


Das ist normalerweise mein Trick17, wenn Stecknadeln keine Option sind. Hält normalerweise gut, diesmal aber gar nicht. Schade, musste die Riemen dann einfach festhalten beim Nähen. Ideal wäre es wohl gewesen, nochmal rundherum um die Riemen deren Position zu markieren, damit man beim Nähen sieht, ob die Riemen noch richtig liegen. Hab ich leider nicht gemacht, deshalb ist ein Riemen ein bisschen schief geworden (es war aber auch schon dunkel und im Dunkeln Schwarz nähen ist nicht so der Hit), aber na ja.

Befestigt habe ich die Riemen mit je einer Längsnaht entlang der langen Kante, je einer Quernaht an jedem Ende (also, am äußeren Riemenende und möglichst nah an der Schnalle) und einem X am äußeren Ende. Sollten also wirklich nicht abreißen können. Ich hoffe nur, dass mein Leder stabil genug ist.

Das Annähen der Riemen war ziemlich friemelig. Der Gambeson ist schon deutlich schwerer als eine Tunika und je mehr Stoffmassen man unter der Nähmaschine herwälzt, desto mehr muss man aufpassen, dass das Gewicht nicht den Stoff unterm Füßchen wegzieht. Vermutlich wäre es besser, die Riemen schon anzunähen, bevor die Ärmel dran sind, dann hat man etwas weniger Gewicht und Volumen auf dem Nähtisch.
Die rechten Riemen (die ohne Schnalle) habe ich nur am rechten Ende bis etwa zur Hälfte angenäht, man braucht ja noch ein bisschen Spielraum, um die Dinger durch die Schnallen zu fädeln.

Aber die Friemelei hat sich gelohnt:


Da liegt er unschuldig und platt herum.
Ich habe nur noch fix ein paar Löcher in die Riemen gelocht (liebe die Lochzange!) und die linken Enden der rechten Riemen ein bisschen rund geschnitten.

Die Empfängerin hat auch sofort anprobiert:


Man sieht, er könnte noch ein bisschen enger sein, aber es wird ja noch ein Gürtel drübergetragen und wenn man auch Wintercons besucht, ist etwas Platz unterm Gambeson für zusätzliche Kleidungsschichten nicht schlecht. Aber etwas enger nähen könnte man das Ganze zur Not immer noch.

Der Bastelblog ist abgeschlossen, ich hoffe, es war interessant/lehrreich/hilfreich/nützlich oder diente zumindest als Objekt der Belustigung :D
Der Gambeson wurde am Wochenende eingeweiht und für bequem befunden und hat seine Trägerin vor all den fiesen Gegnern beschützt.

Mission accomplished!

Die anderen Teile:
Teil 1
Teil 5

Nria

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