Zum 20. Larpjubiläum letztes Jahr habe ich begonnen, mein erstes Larp-Outfit (damit auch meine ersten selbstgenähten Dinge) neu zu interpretieren. Jetzt kommt das Mieder dran! Und es ist kurz vorm 21. Jubiläum fertiggeworden, also kann ich hoffentlich bald mein Gesamtoutfit präsentieren.
Teil 1: Der Plan
Teil 2: Die Bluse
Zum Glück habe ich den Schnitt und das Futter fürs Mieder wiedergefunden!
Zur Erinnerung: Es handelt sich um Butterick B4669.
Als erstes musste ich aber den Schnitt ändern. Ich habe ihn bereits so abgepaust, dass er oben eine kleinere Größe hat als unten - die Zusatzweite brauche ich oben ja nur vorne.
- FBA
- Rückenlänge kürzen
- Trägerwinkel ändern für meine sehr schmalen Schultern - wenn ich einfach nur die Schulterbreite anpasse, wird der Träger viel zu schmal.
Fangen wir an mit der FBA. Das ist an sich nicht schwierig; hier gibt es z.B. eine Anleitung für die FBA bei Wiener Nähten. Das Problem: Der Schnitt hat keine Seitennaht, sondern es gibt nur ein durchgängiges Schnittteil für das vordere und rückwärtige Seitenteil. Da weiß man nicht so recht, wo man eigentlich ansetzen soll und wieviel Weite genau fehlt ...
Ich habe also fröhlich geraten und irgendwo eine Seitennaht eingezeichnet. Schließlich muss ich die aufschneiden, um den Abnäher aufzudrehen!
Durchführung dann wie gehabt (bzw. wie im Link gezeigt) - als ich den Abnäher dann wieder zugedreht habe, wanderte das rückwärtige Seitenteil auch wieder an seinen Platz :)
Das hat besser geklappt als erwartet! Aber eine Markierung für die Seitennaht und den Brustpunkt wäre wirklich hilfreich gewesen ...
So sieht dann der vorläufig geänderte Schnitt aus (ohne das Schößchen, da nutze ich die Originalschnittteile und füge einfach die 2,5 cm Mehrweite am Ende ein, ist ja rund ...):
An eins muss ich beim tatsächlichen Stoff aber unbedingt denken: Der Schnitt hat keine Nahtzugabe an den Ausschnitten, weil er im Original mit Schrägband eingefasst wird. Wenn ich Oberstoff und Futter verstürzen will, wäre das ungünstig ...
Ich hatte noch ein gutes Stück Stoff von meiner Canton-Bikerjacke von Cashmerette übrig, das als Probestoff herhalten durfte!
Das Probeteil ergab folgende Probleme:
- Vorne viel zu eng!
- Außerdem waren die Träger wie befürchtet zu weit außen.
- Und das Schößchen gefällt mir als Volant nicht. Zu einem Rock vielleicht ok, aber zur Hose sieht doof aus.
So richtig hatte ich keinen Bock auf die Korrekturen, also flog das Ding wieder ein paar Monate in die Ecke. Aus einem normalen Schößchen ein Volantschößchen ist einfach; umgekehrt funktioniert das nicht (genau wie bei normalen und Raglanärmeln).
Und dann eilte zur Rettung: McCalls 6819. Ein Kostümschnitt für ein SciFi- oder Fantasy-Outfit, das in der weißen Version ein Schößchen am Oberteil hat.
Das habe ich abgepaust und als Basis für ein neues Schößchen benutzt; dafür habe ich einfach die Schnittteile überlappend nebeneinander gelegt, Oberkante und Seitennähte abgepaust und eine gefällige Linie für den Saum gezogen. Ich wollte nämlich eine andere Saumform. Beim Oberteil habe ich noch mehr gepfuscht und statt - wie es wohl nötig gewesen wäre - die FBA zu vergrößern, einfach vorne 2,5 cm zugegeben.
Außerdem habe ich die Träger weiter nach innen versetzt und noch etwas nach innen gekippt.
Ich bin immer noch nicht sicher, ob die Teilungsnaht wirklich so weit außen sitzen soll, aber über den Brustpunkt soll sie offenbar nicht verlaufen.
Jedenfalls saß das zweite Probeteil deutlich besser! Ich habe dann nur noch den Armausschnitt vorne etwas vergrößert und die Teile auf den Oberstoff gelegt, ein Reststück vom Walli-Kleid. Den eigentlich extra gekauften braunen Viskosestoff habe ich dann zum Futter "degradiert" (daraus habe ich offenbar auch schon irgendwas genäht, nur was? Vielleicht ebenfalls ein Futter ...).
Gut, dass ich mich doch gegen ein Volantschößchen entschieden habe. Es hat nämlich alles nur um Haaresbreite und mit Stückeln draufgepasst! Bei historischer oder Larpkleidung stückle ich übrigens inzwischen hemmungslos. Das ist nämlich authentisch - habt ihr euch schonmal historische Kleidung, z.B. die schicken Brokatroben von Adeligen, im Museum genauer angeguckt? Da stimmt bei der kleinteiligen Stückelei nicht mal die Musterrichtung!
Leben am Limit! |
Beim Futter gings ohne Stückeln, aber mit gnadenlosem Ignorieren des Fadenlaufs:
Es gab noch ein paar Anproben und ich habe den Schnitt an verschiedenen Stellen enger genäht oder ausgelassen.
Beim Zusammennähen von Oberstoff und Futter habe ich mich für eine Wendeöffnung im Inneren des Futters entschieden (man nimmt i.d.R. eine Seitennaht), damit ich die Armausschnitte nicht per Hand nähen muss. Dafür müssen aber die Schultern offen bleiben, sonst funktioniert das nicht. Nach dem Wenden kann man dann die Schultern des Oberstoffs per Maschine und die des Futters per Hand zusammennähen, außerdem noch die Wendeöffnung schließen.
Aus Zeitmangel gibt es nicht mehr Work in Progress-Fotos - wann lerne ich eigentlich mal, nicht alles auf den letzten Drücker zu erledigen?
Die Nestellöcher sind auch entsprechend quick & dirty, aber immerhin mit perfekt passender Garnfarbe!
Hier also die fertige Weste:
Im Prinzip habe ich jetzt alles beisammen, es fehlt nur noch eine Idee für den Kopf. Damals hatte ich weder Flechtfrisur noch Schmuck oder Kopfbedeckung, aber heute würde ich irgendwas damit machen.
Vielleicht schnappe ich mir meine braune Langhaarperücke und experimentiere? Ein paar Tage habe ich noch Zeit zum Überlegen.
Anfang Juni werden wir uns also zum großen Finale hier sehen ...
Lg
Nria
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