Donnerstag, 28. September 2023

Gewänder für Walli - vage historisierendes Larpoutfit

Larpkleidung habe ich ja schon länger nicht mehr gezeigt. Die Zeiten, in denen ich ständig welche genäht habe, sind vorbei - nicht nur, weil ich nicht mehr (wie am Anfang meiner Larpkarriere) ständig den Charakter wechsle, sondern auch, weil mein Vorrat an NSC-Kleidung und kombinierbaren Teilen mittlerweile so groß ist, dass ich neue/einmalige Rollen inzwischen recht gut einfach mit  zusammengestellten Teilen aus meinem Fundus einkleiden kann. 

Aber jetzt wollte ichs mal wieder wissen!

Nachdem ich schon viele Jahre lang nur danglarische Charaktere gespielt habe, wurde es mal Zeit für was Neues. Neues Hintergrundland, neue Weltsicht für den Charakter, neue Perspektiven, whoohoo!

Und zwar wird es eine Schreiberin (oder eher: Schreiberlehrling, Möchtegern-Schreiberin, Rumstümperin) aus dem Land Doria. Die Sachen sollen historisch orientiert sein und vor allem: Grün!

Ja, ehrlich, der Hauptstoff hat einen Grünton! Aber Kameras und Grün ...

Wegen des Böser-Wald-Hintergrunds ist das für Danglar eine sehr ungünstige Farbe, also ist die Unterscheidung zu den vorhandenen Charakteren gut möglich. Außerdem hatte ich bereits 2020 bei meinem Lieblings-Wollstoffhändler Tuch und Stoff ein Restepaket (eigentlich zwei, die werden in 45 €-Sets angeboten) bestellt und in den Kommentar "bitte viele Grüntöne" geschrieben.

Ich wollte Grüntöne, ich bekam Grüntön! 6,85 m Stoffe für 90 €, was einem Meterpreis von nur knapp über 13 € entspricht - eine Wahnsinnsersparnis bei einem Händler, dessen Stoffe üblicherweise um die 40 €/m und gerne auch darüber kosten (was für die Wahnsinnsqualität aber angemessen ist).

Der Ausschnitt ist etwas groß, aber immerhin kratzt dann kein Wollstoff?

Und was passiert mit so tollen Schnäppchen? Man traut sich nicht, sie anzuschneiden. Natürlich fehlte mir in den letzten Jahren auch einfach der Anlass, klar. Aber verschiedene Grüntöne und verschieden dicke Stoffe lassen sich auch nicht ganz ohne Weiteres kombinieren, da braucht man erst die richtigen Projekte.

Für den Charakter - der Walpurga, kurz Walli, heißen soll - hat mir Hana ihre braunen Beinlinge geliehen; ich will nämlich flexibel sein, was männliche oder weibliche Klamottensätze angeht, je nach Wetter, Aktivität, Lust und Laune. Also gibts zum Teil Kleider, zum Teil die frühmittelalterliche Bruche/Beinlinge/Tunika-Kombi.

  • 2 m Wolltuch mittelbraun --> langes Kleid (Mieder aus dem Rest)
  • 1,05 m Wolltuch flaschengrün I --> kurzärmelige Tunika
  • 0,75 m Wolltuch flaschengrün II --> Besatzstreifen fürs Kleid
  • 0,8 m Wolltuch dunkelgrün --> Beinlinge
  • 0,75 m Wolltuch olivgrün --> Hana aufs Auge drücken, die hat schon einen Charakter dafür und der Stoff passt farblich nicht zu meinem Rest ;)
  • 1,5 m Wolltuch flaschengrün III --> eigentlich wollte ich eine langärmelige Tunika, aber dafür ist es zuviel Stoff und auch etwas zu schwer. Für einen Umhang aber zu leicht. Bin unschlüssig. 

Das Brett ist ziemlich groß, aber eine Tintenfasshalterung wäre noch gut.

Für den Schnitt habe ich einfach ein vorhandenes Larp-Kleid auf Zeitungen abgemalt. Dann an den Ärmeln und am Saum eine Teilung aufgezeichnet und abgeschnitten. Mein Kleid hat vorn in der Mitte eine Naht, weil man so viel bequemer den Schlitz für die Schnürung nähen kann :)

Eigentlich müsste es viel enger sitzen, aber ich hatte keine Zeit für große Experimente und wollte schnell fertigwerden. Na ja, "schnell" - den Halsausschnitt habe ich per Hand gesäumt, weil das historischer aussieht, als schnell mit der Maschine drüberzurattern. Bei den Ärmeln werde ich das nachträglich auch noch machen; das sind halt die Stellen, wo der Blick drauffällt. Am Saum ists mir ziemlich egal!

Diese Schnürung heißt übrigens "Spiralschnürung" und ist die historische Variante: Im Mittelalter hat man nicht über Kreuz geschnürt wie heute (braucht ja auch viel mehr Schnur). 

Am längsten haben wie immer die Nestellöcher (wo die Schnürung durchgefädelt wird) gebraucht - davor habe ich mich so lange gedrückt, dass ich sie erst auf dem Con selbst genäht habe. 

Auf Dauer möchte ich mir noch eine vernünftige Nestelschnur besorgen oder herstellen. Aktuell habe ich einfach eine Kordel aus dem Stoffladen drin, an deren Enden ich Nestelspitzen genäht habe. 

Gut verstaubar.

Das praktische Brett zum Umhängen hat übrigens vor fast 20 Jahren unser Papa für uns gemacht und ich habe es wieder ausgebuddelt und benutzt! Hier seht ihr einen Larpwiki-Artikel dazu mit nostalgischen alten Bildern von uns:  Schreibbrett
Man kann es hochklappen, wenn man es gerade nicht braucht, und es ist dann sehr platzsparend.

So war das Outfit natürlich noch nicht komplett: Ein neues Unterkleid hatte ich letztes Jahr genäht, Schuhe habe ich sowieso im Schrank, jetzt kam noch eine neue Bundhaube dazu (dreiteilig, nach dem Schnitt für eine Polsterhaube genäht) und ein gefilzter Hut, den ich vor Jahren auf der Reenactormesse in Minden gekauft habe. Im Schrank fand sich noch ein Zinnguss-Kelchabzeichen und eine Federbrosche in zwar nicht historischer Optik, aber hey, Feder für eine Schreiberin!

Hier sieht man, wie das Brett aufgebaut ist.

Was mir noch fehlt, ist die typische kleine Gugel, die erstens den Nacken vor Wind und Sonne schützt und zweitens noch eine Schicht mehr bietet, was die Optik interessanter macht. Dazu bin ich kurz vor dem Con leider nicht mehr gekommen, wird aber nachgeholt.

Für Walli geht es jetzt erst so richtig los - im November besucht sie eine Reichsgerichtsverhandlung in Doria! Ich bin gespannt ...

Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag.

Lg
Nria

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