Vor gut zwei Wochen präsentierte mir Facebook dann ein Bild "Sicher erinnerst du dich gern dran!" mit dem fast fertigen Gambeson, was ich vor einem Jahr gepostet hatte. Hinterhältig, mir einfach so Ufos vor die Nase zu halten! Jedenfalls hat mich dann der Ehrgeiz gepackt, das Ding, was ich schon letzten August tragen wollte, fertig zu stellen.
Gambeson ohne Ärmel. Durch die gleichfarbigen kurzen Ärmeln drunter wirken die Ausschnitte etwas breiter, als sie sind |
Es fehlte gar nicht viel, nur ein paar Säume, ein Verschluss und eine Ärmellösung. "Nicht viel" heißt natürlich nicht unbedingt "geht schnell" - denn es waren alles Handnähte, die noch fehlten.
Auf der To-Do-Liste stand entsprechend:
- Halsausschnitt und Ärmelausschnitte einfassen
- Oberen Ärmeleinsatz einfassen
- Nestellöcher für den Frontverschluss
- Befestigung für die Ärmel
- Nestelbänder
- Kelche als Lagerabzeichen aufnähen
[Für jeden, der mit dem Wort "Nestel" nichts anfangen kann: "Nesteln" bedeutet einfach "festbinden" oder "anknoten". Im Mittelalter war das Wort gebräuchlicher und entsprechend sind mittelalterliche Binde-Verschlusselemente benannt]
Zuerst waren die Einfassungen dran: Ich habe außen Stoffstreifen rechts auf rechts angenäht, nach innen geklappt und dort festgenäht.
Dann kam der zeitaufwändigste Teil: Die Nestellöcher. Erstmal für den Verschluss zwanzig Stück, jeweils paarweise angeordnet auf beiden Seiten.
Lauter Nestellöcher! Und durch mehr Nestellöcher gefädelte Kordeln. |
Vorn habe ich einen kleineren Kelch auf die linke Seite aufgenäht und hinten einen etwas größeren auf den Rücken.
Der vordere Kelch. Nur locker per Hand aufgenäht, damit das Motiv für andere Rollen austauschbar bleibt |
Danach war ich aber erstmal glücklich - denn der Gambeson war im tragbaren Zustand! Die Ärmel sind ja optional.
Habe ich aber auch noch fertig gemacht. Ich wollte die Ärmelbefestigung unsichtbar im Gambesoninneren machen, denn sichtbar angenestelte Ärmel gefallen mir nicht so gut. Der Plan sah vor: Innen in der Schulter Stoffstreifen mit Löchern (auf jeder Seite sechs) einnähen, entsprechende Löcher oben in die Ärmel machen (also nochmal zwölf Nestellöcher), innen festnesteln.
Innen angenesteter Ärmel |
Da man die Löcher beim Tragen nicht sieht, war mein Plan, erstmal Ösen einzuschlagen statt Nestellöchern und gegebenenfalls irgendwann mal diese Ösen zu umnähen - leider ist ein Teil vom Ösen-Einschlagwerkzeug verschollen und so musste ich noch mehr Nestellöcher machen. Hurra. Bei den letzten Löchern haben mir dann immerhin Nria und der Liebste geholfen, so dass ich noch rechtzeitig fertig geworden bin.
Innen angenähter Streifen mit durchgezogenen Nestelschnüren |
Angenestelte Ärmel, Innenansicht |
Die Nestelbänder habe ich dann auf der Veranstaltung selbst fertig gestellt - vorn Kordeln, an einem Ärmel ein letztes Kordelstück und zwei Bänder, die mir eine nette Mitspielerin fingergehäkelt hat und am anderen Ärmel drei fingerloopgefertigte Bänder, die mir ein Mitspieler im Spiel verkauft hat.
Gambeson mit Ärmeln. Wie gewünscht: Die Nestellöcher sind außen nicht zu sehen. |
Einige Stunden und 44 Nestellöcher später: Ich bin richtig glücklich mit dem Gambeson (und meinen lieben Nestellochhelfern). Bei wärmerem Wetter wird der Gambeson in der ärmellosen Tragvariante viel angenehmer sein, in angenestelter Form sehen die Ärmel aus wie angenäht und durch die Öffnung unter der Achsel knautscht sich der Ärmel dort nicht (das hatte ich beim Anprobieren, nachdem ich die Ärmel zunächst komplett angenäht hatte, als sehr unbequem empfunden).
Verlinkt bei RundumsWeib
Eine schöne Zeit wünscht
Hana
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