Intermezzo zwischen den Kleidungs-Projekten:
Da der neue Larp-Charakter als Späherin unterwegs sein soll, wage ich mich nach 21 Larp-Jahren ans Bogenschießen.
Einen Bogen und Pfeile hat mir ein Kumpel geliehen, eine Armschiene als Unterarmschutz hat mir der Liebste geschenkt, folgendes habe ich noch benötigt:
- einen Köcher
- einen Handschutz für die linke Hand
- einen Daumenring. Einen was? Daumenringe stammen aus dem asiatischen/osmanischen Raum und werden für eine etwas andere Schießtechnik als die europäische verwendet
Ausstattung für Larp-Bogenschützen! |
Das Wichtigste ist erstmal der Köcher. Erstaunlicherweise habe ich einen im Orga-Fundus gefunden, von dem niemand weiß, wie der dahin gekommen ist, möglicherweise hat den irgendwann mal jemand auf einer Veranstaltung liegen lassen und sich dann nie gemeldet.
Das Leder ist meiner Einschätzung nach ein eher billiges Spaltleder mit Beschichtung für einen Glattleder-Look und sieht entsprechend auch nicht hochwertig aus, das Hauptproblem ist aber ein anderes:
Köcher vorher |
Der Köcher ist recht kurz und ein großer Teil der Pfeile steht heraus. Echte Pfeile stecken mit der schweren Metallspitze nach unten im Köcher, Larp-Pfeile muss man wegen der dicken Schaumstoffköpfe allerdings mit dem Kopf nach oben in den Köcher stecken - und dadurch wird der volle Köcher so kopflastig, dass er am Gürtel kippt.
Außerdem ist da der Riemen - viel zu kurz als Umhängeriemen, und als Gürtelhalterung ergibt ein einzelner langer Riemen ebenfalls keinen Sinn.
Es folgt also: Mittelgroßer Köcherumbau.Tatsächlich ist das als Provisorium gedacht - das Leder ist nicht toll, es lohnt nicht, da noch groß Geld reinzustecken (deshalb habe ich auch kein "gutes Leder" für den Umbau verwendet) oder viele Arbeitsstunden. Sollte ich den Charakter regelmäßig spielen, wird der Köcher irgendwann ersetzt.
Köcher-Umbauschritte |
- Zuerst habe ich die Schnürung des Umschlags entfernt und diesen aufgeklappt, ebenso den Aufhängeriemen entfernt.
- Danach habe ich eine Verlängerung zugeschnitten: Innen aus festem Filz, außen aus dunkelgrünem Wollstoff. Der gerade untere Teil wird in den bisherigen Köcher geschoben, nach oben hin läuft die Verlängerung auseinander, um bequemeres Einfüllen der Pfeile zu ermöglichen. Die beiden Schichten habe oben vernäht, dann wellenförmig abgesteppt (gegen Verschieben und für mehr Struktur), und schließlich per Hand Stoß auf Stoß zusammengenäht
- Die Verlängerung habe ich in den Köcher geschoben, die Positionen der Schnürlöcher markiert, wieder entnommen und gelocht (und das war wirklich der anstrengendste Teil, an die obere Lochreihe zu kommen - die Schlaglocheisen waren nicht scharf genug und die Lochzange etwas zu kurz). Dann konnte ich die Verlängerung festschnüren.
Köcher-Abschluss und Aufhängung |
- Damit der angesetzte Teil nicht nach nachträglicher Korrektur aussieht, sondern wie ein bewusstes Designelement wirkt, habe ich aufs obere Ende den früheren Aufhängeriemen aufgesetzt und im gleichen Look festgeschnürt wie den unteren Bereich.
- Für die Aufhängung hatte ich jetzt nichts mehr vom Original-Leder übrig, deshalb habe ich einen alten Gürtel verwendet. Und die Aufhängung diesmal auf sinnvolle Art gemacht: Oben einen kurzen, in der Mitte einen langen Riemen, jeweils mit Gürtelschlaufe oben. Und wie ihr seht, ist mir an dieser Stelle dann der dünne Lederriemen zum Schnüren ausgegangen.
Köcher vorher und nachher |
So kann sich der Köcher doch viel eher sehen lassen! Mal sehen, ob ich tatsächlich irgendwann noch ein besseres Modell mache oder das so ein "Nichts hält länger als ein Provisorium"-Fall wird ...
Als nächstes ein schnelles Teil, das für mich wirklich nötig ist: Ein Handschutz für die linke Hand. Da der Bogen keine Pfeilauflage hat und ich den Pfeil vorne mit der Hand fixiere, fletschen mir die Nocken manchmal zwischen Daumen und Zeigefinger über die Hand und reiben mir die Haut auf. Also habe ich einen höchst professionellen Schnitt mit der "Um die Hand rumzeichnen und alles Unnötige wegnehmen"-Methode erstellt:
Schnittmuster Bogenschützenhandschuh |
Das hat ganz gut funktioniert und ist funktional, ich werde den Handschuh aber nochmal neu machen. Der Grünton gefällt mir nicht, das Leder färbt durch Schweiß ab und die Ausführung kann noch ein paar kleine Verbesserungen vertragen.
Bogenschützenhandschuh getragen |
Abschließend komme ich noch zu einem wirklich tollen Teil: Dem Daumenring. Den verwende ich aus drei Gründen:
1. rutscht mir der klassische Dreifinger-Fingerkuppenschutz vom europäischen Bogenschießen zu leicht von der Hand
2. passt diese Schießtechnik einfach gut zu unserem "östlichen" Larp-Hintergrund
3. sind diese Teile einfach so ultracool!
Wenn ihr wissen wollt, wie man das Ding jetzt benutzt: Hier gibts ein Video zur Bogenschießtechnik mit Daumenring.
Daumenring Kaufversion |
Daumenringe gibt es in diversen Versionen zu kaufen, ich mag diese Version aus Blech mit einer Lederhalterung, die kein klassischer Ring ist.
Diese gibt es in verschiedenen Lederfarben und mit innen- oder außenliegendem Blechteil, nur - nicht für Frauenhände. Größe S gibt es nur außenliegend und schwarz, was mir beides nicht gefällt. Fürs komplette Selbermachen fehlen mir Skills und Werkzeuge zur Metallbearbeitung, also habe ich einen kleinen Ring gekauf, diesen auseinandergenommen ...
... den schwarzen Lederteil auf rotes Leder übertragen und den Ring wieder zusammengenäht, diesmal mit außenliegendem Blech. Das hat wirklich keinen Spaß gemacht, weil der Faden sich an den Blechlöchern durchgescheuert hat und ständig gerissen ist, ABER schaut euch das Ergebnis an:
Vergleich Daumenringe |
Links: Daumenring groß mit außenliegendem Blech
Rechts: Daumenring klein mit innenliegendem Blech, Bastelgrundlage für meine Version
Mitte: Meine umgebaute Version. Man sieht gut, dass der Ring dadurch nochmal schmaler geworden ist, perfekt für kleine Frauenhände!
Also, dieses Ding liebe ich wirklich heiß und innig! Das hat sich wirklich gelohnt.
Damit ist die Ausstattung meiner Monsterjägerin schon ziemlich weit fortgeschritten - als nächstes geht es mit dem Deel weiter.
Bisherige Blogposts:
WIP Teil 1: Konzept und Material
WIP Teil 2: Planung und Oberteil-Entwürfe
WIP Teil 3: Schnitterstellung und Probeteile
WIP Teil 4: Tunika mit Ärmel-Trick
WIP Teil 5: Haare und Makeup-Tests
WIP Teil 6: Die Hose
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