Mittwoch, 13. Juli 2016

Schnörkel und Bögen - Claner-Hut plus Taschen-Update

Mein Claner-Outfit ist ja schon recht weit fortgeschritten. Aber bei einem Teil habe ich wieder einen Schritt zurück gemacht: Der Hut.

Eigentlich habe ich ja schon einen. Und der sieht auch toll aus. Aber er hat ein Problem: Er sitzt nicht fest auf meinem Kopf, weil er spitz zuläuft und mein Kopf nunmal rund ist.
Statt den vorhandenen Hut aufzumöbeln, hätte ich lieber einen neuen nähen sollen - Faulheit rächt sich manchmal ...
Für Feierlichkeiten o.ä. eignet sich auch der lose sitzende Hut. Aber für Cons, bei denen es unerwartet zu Kämpfen kommen kann, ist das blöd: Ich möchte nicht pausenlos einen schweren Helm tragen, aber es ist auch äußerst lästig, beim Kampf auf seinen Hut achten zu müssen!

Deshalb habe ich dann doch eine neue Kopfbedeckung genäht. Der Trend geht sowieso zum Zweithut.

Und es war eine gute Idee - ich bin sehr glücklich mit meinem neuen Hut!

So ein schöner Hut!

Ein Inspirationshut hockt seit Längerem auf einem meiner Pinterest-Boards:
tolle Filzkappe!
tolle Filzkappe (für Leute ohne Pinterest-Account)

Genau die wäre ideal gewesen. Nach Michigan reisen und Kappe klauen hätte aber zeitlich nicht mehr hingehauen, also musste ich eine eigene machen.

Zunächst habe ich die Materialien gecheckt: Rote Wollstoffreste habe ich en masse, blaue leider so gut wie gar nicht mehr. Nur noch ein paar blassblaue (und wenn einem die Hutnot kurz vorm Con einfällt, hat man auch keine Zeit mehr, neuen Stoff zu kaufen) - also erstmal die Stofffarben mit den Klamottenfarben verglichen:

oben: Kappe, blassblauer Stoff; unten: Pelerine, Weste, Tunika.

Passt vielleicht nicht perfekt, aber annehmbar.

Auf dem Bild sieht man auch schon den Grundhut. Bei der Filzkappe war kein Schnittmuster dabei, also habe ich einen vage passenden Schnitt gezeichnet und ausprobiert. Kappe 1 war nicht spitz und gewölbt genug oben, Kappe 2 gefiel mir und wurde in Wolle umgesetzt. Wie beim Vorbild mit außenliegenden Nähten. Und zwar per Hand.

Der Schnitt - beim 2. Versuch prima!

Eigentlich wollte ich eine Art Festonstich verwenden, aber umgekehrt (sprich: die waagerechte Naht innen, nicht an der Stoffkante). Habe ich nicht hingekriegt, also habe ich so etwas ähnliches (immer abwechselnd ein waagerechter und ein senkrechter Stich) improvisiert. Sieht ganz gut aus und die Naht muss nicht viel aushalten.

Hier erkennt man die Form des Schnittmusterteils.

Wie bei der Vorlage besteht die Kappe aus vier gleichen Teilen.

Dem Glaskopf ist der Hut zu groß. Aber für den ersten Eindruck reichts.

Sieht der Vorlage doch gar nicht so unähnlich!

Als nächstes habe ich die "Klappen" genäht. Die habe ich aus dem taubenblauen Wollstoff und einem royalblauen Leinenstoff (als Futter) zugeschnitten, und dann musste ich nachdenken: Die Klappenteile wollte ich verstürzen, weils einfach sauberer aussieht - der Festonstich beim Originalhut bietet sich doch eher bei Filz an. Aber hätte ich die Klappenteile einzeln gemacht, hätte das Ganze wohl nicht gehalten und sie wären immer nach unten geklappt.

Also habe ich die Klappen als Ring geplant. Dazu habe ich erst markiert, bis zu welcher Höhe die Teile aneinandergenäht werden sollen, dort die Nahtzugabe bis knapp vor die Nahtlinie eingeschnitten und oberhalb dieser Stelle die Klappen mit dem Futter verstürzt. Danach habe ich die Klappenteile zu einem Ring zusammengenäht, erst am Oberstoff, dann am Futter. Hat ganz gut funktioniert, war nur ein bisschen friemelig.

Dann musste die fertige Krempe angenäht werden. Ich habe zuerst das Futter der Krempe mit dem Oberstoff des Huts verstürzt und danach den Oberstoff der Krempe mit dem Futter des Huts. Klingt widersinnig, aber die Krempe wird ja nach oben geklappt, sodass das Futter der Krempe außen am Hut anliegt.

Sieht schon viel fertiger aus!

Eine Wendeöffnung habe ich im Hutfutter gelassen (im Futter ist die Wendenaht meist am besten aufgehoben, dort sieht man sie am wenigsten) und die Öffnung ganz faul mit Zickzackstich verschlossen. Ist nicht so unsichtbar wie per Hand (ich hab etwas schlampig gearbeitet), aber wer guckt schon in meinen Hut? (okay. Ihr. Sagts nicht weiter!)

Eins der vier Futterteile habe ich gestückelt. Fällt aber nicht auf.

Die Naht rings ums Futter dient dazu, Futter und Oberstoff an der Hutkante zu fixieren, damit das Ganze sich nicht wölbt und schön aufeinander bleibt. Von außen ist sie auch "sichtbar", wird aber von der Krempe verdeckt, wenn ich sie nicht nach unten klappe:

Auch eine interessante Hutversion ...

Als nächstes folgte eine Anprobe!

Nicht schlecht für eine Zwischenversion!

Gefiel mir grundsätzlich schon mal gut und auch die Passform ist wesentlich besser als beim rein spitztütigen ersten Hut. Aber die Klappen waren noch nicht flach genug an den Kanten und ich wollte auch mehr Verzierungen dranhaben. Als erste Maßnahme kam schonmal eine blaue Bommel dran. Die hat Hana für mich gemacht!

Danach habe ich die Klappen mit zwei Schnörkeln pro Seite bestickt. Damit die halbwegs gleichmäßig und symmetrisch werden, habe ich eine Schablone gebastelt - funktionierte nur so mäßig gut, aber mir ist das Ergebnis trotzdem symmetrisch genug (ich habe "auswärts" gestickt und hatte meinen Schneiderkreidestift vergessen. Spontan ein Stück Schneiderkreide nachgekauft, aber filigrane Muster sind damit schwierig exakt aufzuzeichnen.).

Zum Sticken habe ich ein kornblumenblaues mattes Sticktwist verwendet, das ichbin meinem blauem Sticktwist-Kästchen gefunden habe (ich glaube, aus dem Bastelmaterialtauschpaket im Nähkromantenforum). Die Marke passt aber super zum Rollenspielthema - sie heißt "D&D" *gg*

Als ich das Garn auf die Klappe legte, wirkte es nicht so blass ...


Ich hatte mit viel größerem Kontrast zwischen Schnörkeln und Klappen gerechnet, aber erstaunlicherweise ist das Ganze relativ dezent. Fand ich aber gar nicht schlecht! Wenns mich doch mal stören sollte, kann ich die Schnörkel noch mit dunklerem Garn umranden.
Für einen "wilderen" Eindruck habe ich der Hana noch ein paar Knochenscheibchen geklaut und angenäht (Knochenperlchen waren alle).  Die sind mir wiederum schon zu kontrastreich ... aber jetzt bleibt das Ganze so.

Ein Bild mit der restlichen Gewandung wird nachgereicht. Vorerst gibts ein Vergleichsbild zum alten Hut:

Neuer Hut - alter Hut. Man erkennt hier gut die Passformmängel der alten Version.


Und noch ein Update zur Tasche:

Nachdem Centi sagte, dass sie die Rückseite der Tasche schöner fände als die Vorderseite und Hana mir das auch noch bestätigte, ließ es mir keine Ruhe mehr - zumal eben auf der Vorderseite kein Platz für den Knopf war ...
Also habe ich im Mai kurz vor einem Con mit dem Charakter tatsächlich nochmal das Futter an den langen Kanten abgetrennt, die Taschenklappe auf die (bisherige) Vorderseite genäht und das Futter neu angenäht. Es war übrigens gar nicht so viel Arbeit, wie ich vermutet hätte!

Währenddessen habe ich auch gleich mal dokumentiert, wie ich das Futter an die Taschenklappe genäht habe:

Zuerst habe ich einen Stoffstreifen (Wolle, weils zum Rest passt) innen an die Klappe genäht - die Naht sitzt genau auf der Höhe, auf der das Futter angenäht werden soll und oberhalb der Naht sind etwa 1,5-2 cm Stoff.

Der braune Stoffstreifen ist breiter als nötig, aber besser zuviel als zuwenig!

 Zum Festnähen des Futters (per Hand natürlich, anders gehts kaum) habe ich einfach den Stoffstreifen nach unten geklappt, beim Futter ebenfalls die Nahtzugabene nach innen geklappt und beide Stoffbrüche mit Matratzenstich aneinandergenäht.

Friemelig, weil auf der einen Seite die Taschenklappe etwas im Weg ist. Aber beim zweiten Mal gings schon schneller.


Danach passte auch der Knopf hin.

Formschön und gebogen!

Der war unerwartet ein Problem: Das Leder der Tasche ist relativ dünn und ich hatte Angst, dass es ausreißt, wenn ich einfach zwei Löcher mache und den Knopf festbinde. Nach einer Weile des Prokrastinierens rückte dann ein Con mit meiner Clanerin näher und dann musste ich die Tasche fertigmachen: Ich habe ein Stück festeres Leder genommen, gelocht und den Knopf angebunden (hoffentlich hält der Knoten dauerhaft! Ich bin zu spät auf den Gedanken gekommen, dass ich das Ganze zusätzlich hätte kleben können ...). Das Lederstück ragt etwas unter dem Knopf hervor und dort habe ich es mit der Maschine auf die Tasche genäht. Gar nicht so einfach, weil ich dicht mit der Maschine an den Knopf musste und Teile der Füßchenhalterung immer mit dem Knopf kollidiert sind (daher kommt auch die kleine Macke, die man unterhalb der Löcher sieht).

So sieht der Knopf an der Tasche aus (beim Tragen ist die Knopfhalterung weniger sichtbar als im Liegen):

Dicker Knopf! Hält hoffentlich viel aus!

Ich bin jetzt viel zufriedener, weil es wirklich viel harmonischer aussieht!

Die Kordel ist auch weniger sichtbar beim Tragen. Bei der Klappe hab ich einfach zwei Löcher gemacht und durchgefädelt.

Vorne ist das neue Hinten:

Die Ornamente oben möchte ich noch festkleben.

Wer jetzt sagt, dass es ihm vorher besser gefallen hat, wird eiskalt ignoriert :D

Hier gehts zu den anderen Teilen:

Lg
Nria

1 Kommentar:

  1. Also vorher fand ich die Tasche ja schöner... :D
    Neeeein, Späßle gmacht, sie ist jetzt viel toller! Der Knopf ist klasse und kommt prima zur Geltung, und die Gesamtwirkung der Tasche find ich jetzt echt gut. =)
    Außerdem gefällt mir der neue Hut auch viel besser als der alte. Die Form ist nicht nur praktischer, sondern auch kleidsamer und die Verzierungen sind echt gelungen. :)
    LG
    Centi

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