Dienstag, 22. März 2016

Claner-"Patchwork"-Tasche - nix für Veganer

Diese Tasche besteht aus Leder, Fell und Wolle. Ein Veganer-Alptraum ;)


In ganzer Pracht!

Im Jahr 2014 habe ich fleißig mein Claner-Outfit überarbeitet. Tragbar ist es bereits, aber bisschen Finetuning geht immer. 2015 hielt sich meine Muße dazu in Grenzen, weil ich den Charakter nicht gespielt habe, aber dieses Jahr steht wieder ein Con an, also gehts weiter!

Bereits seit September 2014 lagen hier Leder- und Fellreststücke vom Stoffmarkt in Würzburg, auf dem ich auch das Material für Hose und Tunika (und jede Menge andere Stoffe) gekauft hatte. Neben Ufos liegen in meinem Ufo-Wäschekorb (jaja, über das Stadium "kleine Kiste" bin ich längst hinaus) auch NaNos (nicht angefangene Nähobjekte, sprich, Stoff und fertige Kleidung, aus denen in näherer  - oder auch fernerer - Zukunft Dinge werden sollen) und irgendwann soll der blöde Korb ja auch mal leerer werden. Und obendrauf lag die Tasche in spe, denn für genau diesen Zweck hatte ich das Zeug gekauft.

Raum für Kreativität! Oder für Planlosigkeit.

Diese Fell- und Lederreste-Wühlkisten sind ja immer verlockend, aber gratis sind die Reste auch nicht, und wenn man dann zu geizig ist, steht man mit einer eher geringen Menge da. Für eine Gürteltasche sind die Stücke groß genug (zum Vergleich: das rote Leder ist ca. 45x31 cm groß); für eine Umhängetasche ein bisschen klein, denn ich wollte es vermeiden, einfach jede Taschenseite aus anderem Material zuzuschneiden, und Westernoptik ist auch nicht so passend fürs Fantasylarp.

Aber gut abgelagertes Material verarbeitet sich ja am besten ...

Nachdem ich mich ein bisschen durch Pinterest geklickt habe, formte sich langsam eine Taschenidee in meinem Kopf und es konnte losgehen!

Angefangen habe ich logischerweise mit Vorder- und Rückseite.

Mut zur Lücke!

Zunächst habe ich aus dem roten Leder das Maximum rausgeholt: Für Vorder- und Rückseite brauche ich zwei Rechtecke. Bei der größtmöglichen Fläche hatte ich etwas ausgefranste Ränder, weil das Lederstücke keine geraden Kanten hatte, aber das macht nichts, die werden durch Applikationen und Seitenteile verdeckt.


Die Applikationen sind aus Fell. Zum Glück ist die Rückseite hell, sodass man gut mit Filzstift die Formen aufmalen kann. Das Ausschneiden habe ich dann überm Mülleimer erledigt, das haart doch ziemlich ...

Die weiße Kante leuchtet so durch den Blitz. Normalerweise ist sie zwar sichtbar, stört aber nicht.

 Das Aufnähen war dann so eine Sache für sich: Trotz Ledernadel und untergelegtem Seidenpapier ließ die Maschine jede Menge Stiche aus, gerne auch mal 5-10 am Stück. Das hat mich einige Nerven gekostet und ich musste die Nähte zum Teil drei- bis viermal nähen ... zum Glück kann man die Nähte ein bisschen kaschieren, indem man mit einer Nadel das Fell aus der Naht zieht, sodass es sich über den Faden legt.

Die weißen Fitzelchen sind Seidenpapierreste :D

Auf der Rückseite sieht man gut die Stellen, an denen die Fellapplikation die unregelmäßigen Lederränder ausgleicht. Außerdem kann man die Stellen erahnen, an denen ich mehrfach nähen musste.

Jetzt gefiel mir die Höhe der Tasche ganz gut, aber sie war noch ein bisschen schmal, deshalb habe ich mit braunen Wollkanten ein paar Zentimeter dazugegeben. Erst wollte ich den Rest von der Gugel nehmen (oben auf dem Material-Foto zu sehen), aber der ist recht voluminös und lässt sich nicht gut in kleine Formen schneiden. Bei Tageslicht stellte sich der dünnere, erst für schwarz gehaltene andere Wollrest in der Kiste dann doch als dunkelbraun heraus, den habe ich dann stattdessen verwendet.

Stückwerk! Und oben kommt die Taschenklappe raus.

Den Ursprungsplan, gerade Kanten mit aufs rote Leder ragenden Ornamenten anzunähen, habe ich dann doch abgewandelt: Stattdessen sind die Kanten asymmetrisch geworden, sodass die Tasche eine Trapezform annimmt, und die Ornamentbänder habe ich an die Oberkante genäht (und zwar so, dass die Wolle etwas über das Leder hinausragt nach oben hin - so kann man das Futter besser einnähen).

Ich hatte die Ornamentbänder allerdings schon als Seitenteile zugeschnitten und jetzt waren sie zu lang, allerdings nicht nur an den Seiten, sondern auch der Platz zwischen den Ornamenten. Also kurzerhand die Dinger auseinandergeschnitten und mit kürzerem Abstand wieder zusammengenäht.
 
Beim hinteren Taschenteil habe ich zudem eins der Fellstücke (nachdem ich die weißen Teile abgeschnitten hatte, gibt auch eine schön unregelmäßige Kante) unter den Ornamentbesatz geschoben als Taschenklappe. Bei dieser Naht habe ich auf der Innenseite des Leders einen breiten Wollstreifen mitgenäht, um eine Nahtzugabe fürs Futter zu haben.
Das war deshalb nötig, weil die Taschenklappe nicht gefüttert wird, d.h. da ist sonst kein Stoff vorhanden und am nackten Leder kann ich das Futter schlecht annähen.
Dann noch schnell Seitenteile und Boden angenäht. Für eine Tasche aus nur zwei Teilen (Vorder- und Rückseite) waren mir die Grundteile etwas zu klein.
 
 Als nächstes war das Futter dran. Das habe ich aus einem mittelbraunen Wollstoff zugeschnitten, den Hana noch als Rest rumfliegen hatte.

Ehrlich, die Teile sind dreidimensional!

Und dann kam der wirklich mühsame Teil: Das Futter per Hand einnähen.

Den Nahtzugaben-Streifen habe ich nach unten geklappt und das Futter mit Matratzenstich drangenäht.

 Angefangen habe ich mit dem friemeligsten Teil, der Taschenklappe. An dem separaten Wollstreifen ließ sich das Futter ganz gut festnähen, aber die Taschenklappe war halt immer im Weg ... ich habe versucht, möglichst nah am Leder zu nähen (aber nicht zu nah), damit das Futter gut fixiert ist und nicht so viel Spielraum hat.
Der restliche Teil war dann ganz okay. Ich hatte aber bei der Vorderseite etwas wenig Nahtzugabe gelassen, da musste ich sehr aufpassen, genug Stoff zu erwischen beim Nähen.

Ich hab natürlich ausgerechnet die Stelle fotografiert, an der das Futter etwas beult, weil ich Mehrlänge ausgleichen musste.

Mit Matratzenstich angenäht. Bei den Trägern dann mit normalem Vorstich; da gabs ja keine Oberkante.
Theoretisch wäre das auch per Maschine möglich gewesen, aber erstens kommt man an gewisse Stellen (wie bei der Taschenklappe) dann schlecht dran und lässt möglicherweise zuviel Abstand und zweitens hätte ich vermutlich viele Stellen nicht richtig erwischt. Vorne war, wie gesagt, die Nahtzugabe ziemlich kurz und bei den Trägern musste ich aufpassen, sowohl Außenstoff als auch Futter zu erwischen. Beim Handnähen hat man einfach mehr Kontrolle darüber, was man tut, und das war hier nötig.

Rückansicht!

Viel Handarbeit waren auch die Träger: Ich habe einen breiten Streifen Wollstoff zugeschnitten und eingeschlagen wie Schrägband: Die Außenkanten beide zur Mitte gelegt und dann die neuen Außenkanten aufeinandergelegt. Der vierfach gefaltete Stoff hatte jetzt exakt die richtige Breite, Dicke und Festigkeit für einen Taschenriemen - super!

Das Band habe ich per Hand zusammengenäht: Wenden ist schwierig bei so einem langen, schmalen und dicken Teil und ich wollte eine wirklich flache Naht, die ich mit "einfach nah an der Öffnung drübernähen" nicht schön hinbekommen hätte.
Ich hab dann hinterher aber doch noch hinterher beidseitig eine Maschinennaht genäht, damit der Riemen flach bleibt. Eigentlich waren diese Nähte als Handnaht geplant; nachdem mir aber ständig der Faden gerissen ist beim Handnähen, hatte ich keine Lust mehr.
 
Die Träger sind direkt oberhalb der Lederverstärkung zwischen Futter und Oberstoff genäht.

In die letzten 7 Zentimeter beider Riemenenden habe ich ein Stück festes Leder geschoben, das genau hineinpasst: Diese 7 Zentimeter verschwinden komplett im Futter, die habe ich auch direkt mit einem X am Seitenteil festgenäht. Das soll einerseits die Träger sicher fixieren (zu riskant, sich auf eine kurze Handnaht zu verlassen) und andererseits die Seitenteile an der Taschenöffnung versteifen, damit die Tasche oben nicht so in sich zusammenfällt und man besser hineingreifen kann.
Funktioniert super!

So sieht die aufgeklappte Tasche von hinten aus:

Hier sieht man auch mal Boden und Seitenteile ein bisschen.

 Und so von vorne:

Bisschen geöffnet, damit man das Futter sieht.

 Ein Verschluss fehlt noch. Der Hornknopf, den ich nehmen wollte, passt irgendwie nicht so ganz zum Stil ...
Aber sonst gefällt die Tasche mir sehr. Es ist etwas Rot drin, damit die Tasche nicht wie ein Fremdkörper wirkt, aber auch jede Menge Braun, um das Gesamtbild mal etwas aufzulockern. Und endlich mal etwas Leder und Fell für ein wilderes, ursprünglicheres Aussehen. Ich glaube, ich nähe gleich mal ein paar Knochenringe an den Wickelgürtel ...

Lg
Nria

Verlinkt bei HandmadeonTuesday und Creadienstag.

Hier gehts zu den anderen Teilen:
Teil 6: Claner-"Patchwork"-Tasche - nix für Veganer
Teil 7: Claner-Hut plus Taschen-Update
Teil 8: Neue Gürteltasche
Teil 9: Langer Rock
 
Lg
Nria

2 Kommentare:

  1. Schick! Und haltbar und praktisch. Uuuuuun plüschig. =)
    Vom Design her gefällt mir die Rückseite allerdings noch besser als die Vorderseite.

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    1. Im Nachhinein hätte ich die Rückseite auch besser als Vorderseite verwendet, weil man da besser einen Knopf unterbringen kann. Aber jetzt wärs zuviel Arbeit, die Klappe umzusetzen. Na ja, im Nachhinein ist man ja immer schlauer :D

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