Donnerstag, 14. Januar 2016

Rotwehr – Evolution eines Wappenrocks 2003-2015 - mit Bonuspelerine

In meinem Larpland Danglar ist die Rotwehr die örtliche Miliz. Wie der Name verrät, trägt die Rotwehr Rot, und zwar in Form von Wappenröcken.

Und diese Wappenröcke haben sich im Laufe der Zeit etwas verändert …
(Fotos mit mir drin gibts weiter unten :))


ca. 2000 - 2005 - 2015

Version 1: Um 2000

Ein Wappenlappen!

Damals, als das Liverollenspiel, das Internet und wir noch ziemlich jung waren, waren die Kostüme noch auf bescheidenerem Niveau. Wer heute mit Larp anfängt, findet Schnittmuster, Informationen und Läden (sowohl für „Pseudo-Mittelalter“- als auch für fast authentisch historische Kleidung) zuhauf online. Früher hingegen waren die Klamotten eher improvisiert. Oft waren normale Kleidungsstücke dabei und auch die Nähkenntnisse waren oft noch mäßig (das heißt nicht, dass es nicht auch damals schon begnadete Hobbyschneider und tolle Kostüme gab, aber eben seltener).

Also, wie sahen Wappenröcke damals aus? 
Es war die Ära der "Wappenlappen".
Die danglarischen Rotwehrwappenröcke – übrigens NSC-Wappenröcke, damit macht man sich auch mal weniger Mühe, wenn man sie im Dutzend anfertigen muss ;) – waren eher Überwürfe: zwei lange Rechtecke mit Kopfloch (nicht mal! Nur eine Lücke zwischen zwei Schulternähten), an den Schultern zusammengenäht. Der Saum einmal nach innen geschlagen und mit Zickzackstich festgenäht; auch die schwarzen Besätze sind einfach schwarze Streifen, mit Zickzackstich aufgenäht. Das Ganze aus festem Baumwollstoff, fertig. Die untere Kante gehört eigentlich auch schwarz, das hat man sich wohl gespart :D
Suboptimal. Wenn mans sehr freundlich ausdrückt.

Dieses Ding wurde mir bei einem NSC-Einsatz um 2004 in die Hand gedrückt. Und ich war unzufrieden.
Erstens hatten die Teile Einheitsgröße. Großen, etwas breiteren Männern passen sie ganz gut, aber eine kleine schmale Frau kann die Teile kaum tragen (vom Aussehen ganz zu schweigen) – ich trete einfach drauf! Die Verarbeitung hat mich auch nicht grade umgehauen.

Version 2: Um 2005

Hier im Originaloutfit - 2006 hatte ich noch lange Haare!

Als meine Schwester und ich Anfang 2005 beschlossen, Rotwehrgardistinnen als Charaktere zu spielen, haben wir den Wappenlappen einen neuen Schliff gegeben:

Zunächst haben wir das Teil an unsere Größe angepasst. Und dann das Rechteck ein wenig variiert – der Rechteckschnitt funktioniert nämlich nur dann, wenn die Schulterbreite ungefähr dem halben Brustumfang entspricht. Meine Schulterbreite ist aber eher ein Drittel als die Hälfte meines Brustumfangs, deshalb habe ich die Schulterpartie deutlich schmaler gemacht.
Außerdem haben wir dem Wappenrock eine ordentliche Verarbeitung (eingeschlagen aufgenähte Besätze - juchu, endlich saubere Kanten!) und ein Futter spendiert. Damit fällt das Ganze schöner und wirkt nicht mehr wie ein Lappen.

Besserer Wappenlappen.
 
Kleiner Bonus: Auf Taillenhöhe befestigte Bändchen zum Zubinden. Wappenlappen neigen dazu, von den Körperseiten wegzurutschen zur Körpermitte hin, und es sieht eher blöd aus, wenn man nur noch vorn und hinten in der Mitte ein zerknülltes Stoffläppchen hängen hat …

Von vorne: Schick. Von der Seite: Na ja ...

 Schon ganz schön, aber noch deutlich Luft nach oben.

Version 3: 2015

Hana und ich haben diese Charaktere nach 2006 nicht mehr gespielt. Warum hole ich also diese ollen Kamellen raus?
Weil andere Leute noch Rotwehrcharaktere spielen und ich auch wieder einsteigen möchte. Und Wappenlappen sind – obwohl sehr praktisch, weil man sie problemlos sowohl mit als auch ohne Rüstung tragen kann – leider nicht mehr zeitgemäß.
Heute sind einfach geschlossene Wappenröcke das Ding. Und Baumwolle muss es auch nicht mehr unbedingt sein.

Bei der Rotwehr gab es sowohl IT als auch OT eine Zäsur (in-time: in der fiktiven Spielwelt, out-time: in der realen Welt), also ein super Anlass, die Kleiderordnung zu reformieren :)
Außerdem wollten einige Rotwehrspieler auf ein Con, das bestimmte Kleidungskriterien hat. Ich hatte also einen Plan und eine Deadline und konnte loslegen!

Kathul und Kathul-Gor sind Ränge. Und ich hab vergessen, das Bild kleiner zuzuschneiden, deshalb ist so viel Weiß dran ;)

In meiner Wollrestekiste lag noch ein großes Stück von einem dünnen, blutroten Wollstoff. Perfekt! Leider zuwenig für einen Wappenrock, geschweige denn für mehrere. Aber wir wollten sowieso Pelerinen haben. Praktisch und schick. Also wurde der Wollstoff zum Pelerinenstoff erklärt und ich machte mich auf die Suche nach dünnem, rotem Wollstoff für Wappenröcke.

Soweit der Plan. In der praktischen Umsetzung sah das so aus, dass ich erfolglos durch 6 Stoffläden in 4 Städten marschiert bin. Das Internet gab nämlich nichts her. Erst als ich in meiner Not schon rotes Leinen bestellt hatte, wurde ich im 7. Stoffladen fündig – war ja klar!

Den Wappenrockschnitt habe ich ähnlich konstruiert wie ein Kleid, dann ein Probeteil genäht und darauf die Breite der Besätze eingezeichnet. Die müssen schließlich bei allen Leuten unterschiedlich sein, damit es von vorne gleich aussieht – denn jeder hat ja einen anderen Körperbau.

Perfekt!

Die Wappenröcke sind der Körperform angepasst und seitlich bis zur Hüfte geschlitzt. Die Einsätze sind aus Leinen - erstens hatte ich keinen Bock mehr, die ganze Stoffsuchtour auch noch für dünne schwarze Wolle durchzuziehen, zweitens mag ich unterschiedliche Stoffarten an einem Kleidungsstück und drittens trägt das weniger auf. Das ist vor allem dann relevant, wenn man den Wappenrock sowohl mit als auch ohne Rüstung drunter tragen will: Ohne Rüstung ist man schmaler und dann muss sich der Stoff platzsparend zusammenfalten lassen an der Seite.

Super! Die Passform ist bei mir nicht so 100%, weil der Wappenrock nicht für mich ist.

Die Pelerinen haben dagegen Wollbesätze - ich hatte noch kleine Reststücke. Außerdem habe ich das Rotwehrwappen (das gabs früher auch nicht, wurde mal von uns für ein Banner designt) drauf platziert, damit sie nicht so nackig wirken.

Mit dem Wappen bin ich sehr zufrieden!


Insgesamt brauche ich für eine Wappenrock-/Pelerinenkombi ca. 7-8 Stunden. Ich wette, die ursprünglichen Wappenlappen haben nur eine halbe Stunde gedauert. Aber - der Unterschied ist schon erheblich ...

Hier ist die vollständige Version mit meinem Claner-Outfit:

Hurra! Die Rottöne beißen sich nicht!

Natürlich verschwinden viele Detail unter dem Wappenrock. Aber ich weiß, dass sie da sind :)

Mit Gugel noch "clanerischer".

Mit der Gugel gefällts mir noch besser - weniger Rot-Overkill.
Alles, was jetzt noch fehlt, ist ein Con-Termin :)

Lg
Nria

2 Kommentare:

  1. Ich finde nicht gut, wie Du an den Wappenröcken herummäkelst, die ich als erstes (und, AFAIK, einziges) je genäht habe. ;)

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    1. Für damals hast super Wappenröcke genäht :D
      Aber wirklich nicht in meiner Größe. Und der schwarze Streifen unten fehlt auch! Also echt mal.

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