Diechlinge sind mittelalterliche Textil"panzer" für die Oberschenkel - in der Machart vergleichbar mit einem Gambeson.
Ich hatte mir schonmal genau sowas gemacht, wie beim typischen Gambeson mit abgesteppten Streifen, und die Nähmaschine hatte alles gut gepackt, nur eine Naht musste ich per Hand machen - also habe ich gern zugesagt. Da wusste ich noch nicht, was auf mich zukommen sollte ...
Ausgangsmaterial |
Besagter Bekannter wollte gern dunkelgrünes Leder als Oberstoff und hat mir auch ein paar Stücke sehr dünnes Leder zugeschickt. Die Stücke erschienen mir groß, bis ich das Schnittmuster erstellt habe ...
Anfang der Flickarbeiten |
... danach habe ich angefangen zu puzzeln.
Und Löcher von hinten zuzukleben. Zum Drumherumschneiden war beim besten Willen nicht genügend Material da.
Und nach den ersten Arbeitsstunden hatte ich dann ein Ergebnis, für das es bei Stoff als Obermaterial nur ein schnelles Schnittmustererstellen und Ausschneiden gebraucht hätte. Das Nähen ging annehmbar, ab und zu hat die Nähmaschine ein, zwei Stiche ausgelassen, aber es hielt sich noch im Rahmen.
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Die Füllung war das nächste Problem - ich hatte nur ein Stück Wolldecke zum Zerschneiden mitgenommen, eine Schicht fand ich zu dünn, die Decke hat aber - auch gestückelt - maximal für 3 Diechlinge gereicht. Eine hat gefehlt ... zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, die Diechlinge schnell fertig zu bekommen, um sie bald darauf auf einem Con übergeben zu können, zum Bestellen einer neuen Decke hätte die Zeit nicht gereicht. Also auf in den Baumarkt, nach Umzugsdecken schauen - laut Verkäuferin: "Haben wir nicht". Sie hat nochmal mit mir geschaut, und siehe da: "Oh, hilft Ihnen diese Hundedecke"? Stellte sich raus: Es war die klassische Allzweck-Umzugsdecke - mit einem Hund auf der Packung abgebildet. Passt! Davon 2 Schichten konnte hervorragend eine Schicht Militärwolldecke ersetzen.
Also flugs alle Schichten zugeschnitten, alles verstürzt und - Ernüchterung. Die Nähmaschine ließ nicht mehr einzelne Stiche aus, sondern nähte nur noch einzelne Stiche - alle 5-10 cm mal einen - und ließ den Rest komplett aus ... trotz Nähen mit Ledernadeln, Durchprobieren diverser Garnsorten und mehrerer Nähmaschinen.
Irgendwann habe ich 5-cm-stückchenweise die Ränder zusammengenäht bekommen, den Diechling gewendet und mit dem Absteppen begonnen - es wurde nicht besser. Der Transport lief kaum, trotz Oberstofftransport, Stiche ausgelassen - und die Steppung ist ja später sichtbar, pfuschen wie bei den verstürzten Nähen ging da gar nicht.
... bis ich mich erstmal wieder ans Auftrennen machte. Den gesteppten Streifen und die verstürzten Nähte, denn die Säume für ordentlich liegende Stoffschichten abzusteppen hätte genauso wenig geklappt. Also habe ich die polsternden Schichten nochmal entfernt und nur Leder und Futter verstürzt - nach Durchprobieren wieder einiger Garne ging das einigermaßen - und die Nahtzugaben der Wollstoffe gekürzt.
Dann die Wollschichten ordentlich zwischen die Schichten geschoben, alles ordentlich festgesteckt - nur Wolle und Futter, nicht durchs Leder - und das per Hand gemacht, was mir erfolgversprechender schien als Streifen abzusteppen: Punktsteppung.
Das dauerte zwar auch seine Zeit, weil man ständig Fadenenden vernähen muss, aber jetzt sind alle Schichten gegen Verschieben gesichert und ich finde das Ergebnis auch ganz nett.
Geschlossen habe ich die Diechlinge auch per Handnaht, das hatte ich aber von vornherein so geplant - so viele Schichten passen einfach nicht mehr unter die Nähmaschine. Einmal genäht, einmal einfach versäubert ...
Schicke Schnallen - haben sich leider jeder Beleuchtungsart verweigert. |
... und dann durften schon die Schnallen ran, naturfarbenes Leder und messingfarbenes Metall.
Als Gegenstück für die Schnallen habe ich Gürtelschlaufen mit Riemen genäht - ziemlich simpel.
So könnte man die Diechlinge eigentlich schon verwenden ... aber es soll ja noch ein Kettenbesatz drauf.
Eigentlich sollte der recht flächig werden, aber die Kettenstücke haben nicht ausgereicht - daher wurde es nur ein Kettenstück jeweils auf Kniehöhe. Die Kette aufzunähen ging fixer als gedacht!
Da sind sie nun, in ihrer ganzen Pracht!
Auf ein Band aufgefädelt statt mit ordentlich festgeschnallt - der zukünftige Besitzer ist einfach größer als die Puppe ... |
Mit diesem Monsterprojekt geselle ich mich jetzt zum Creadienstag.
Eine schöne Zeit wünscht
Hana
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