Im Schlussverkauf habe ich ein tolles royalblaues Leinen gekauft - etwas fester und dicker, schön weich im Griff und überhaupt bin ich ja ein großer Leinenfreund.
Zu Hause lag es dann da, ich wusste nicht so recht etwas damit anzufangen und befürchtete schon, dass ich es nur gekauft hatte, weil es so großartig zu meinem roten Nagellack aussah ... aber dann fiel mir ein, dass ich schon länger einen etwas weiter schwingenden Leinenrock wollte (ich liebe meinen Bambusrock, aber der ist weder sehr weit noch sonderlich raffiniert geschnitten).
Mit Taschen! Mit Taschen! |
Also kurz in meiner Schnittübersicht geblättert und sofort fiel mir der Rock 116 aus der Burdastyle 1/2016 ins Auge, der mir beim Kauf schon gefiel.
4 Schnittteile sind schnell abgepaust und los gings!
Hier wirken die Godets schöner als in der Realität ... |
Beim Zuschnitt habe ich etwas Tetris gespielt. Burda sieht die Nahttaschen aus dem Rockstoff vor, aber ich mag Taschen lieber dünn, damit sie nicht auftragen oder sich durchdrücken. In der Musterrestekiste (ich hab Restekisten für jede Farbe - außer für Exotenfarben wie Gelb und Lila, die liegen in der Grün- bzw. Blaukiste, weil ich davon wenig Reste habe) fand ich einen royalblauen Pünktchenstoff, der perfekt zur Rockfarbe passte. Ohne Taschenbeutel funktioniert der Burda-Schnittplan aber nicht bzw. verschwendet viel Stoff, also habe ich teilweise einlagig zugeschnitten.
Die Taschen stehn etwas auf. Aber dafür sieht man Pünktchen. |
Bei den paar Teilen hat der Rock dann auch nur 4-5 Stunden gedauert. Die größten Hürden waren die Nahttaschen und der Nahtreißverschluss, obwohl ich beides schon öfter genäht habe - aber eben nicht ständig. Bei den Taschen war das größte Problem, dass ich normalerweise welche nähe, die nicht im Bund mitgefasst werden. Einfach runterhängende Taschen sind sehr einfach; bei mitgefassten muss man mitdenken.
Der Reißverschluss war an sich kein Problem; ich schiebe den nur immer vor mir her. Und wenn man zu faul zum Heften ist, trifft man den Bruch auch mal nicht so genau, deshalb ist der RV jetzt nicht völlig verdeckt.
Hana hat die Kamera schief gehalten! |
Den Bund habe ich anders gemacht als Burda es vorsieht - ich habe einen Formbund konstruiert. Das war erstaunlich einfach und schnell und sitzt wesentlich besser als ein gerader Bund. Für einen geraden Bund braucht man auch einen geraden Körper; das habe ich ja schon bei meinem Faltenrock Livorno (Bunddetail) festgestellt.
Bisschen fusselig innen. Ist halt Leinen. |
Bei der Verarbeitung hab ich daher dann auch nicht weiter in die Anleitung geguckt, sondern einfach Vlieseline aufgebügelt, Bund angenäht, Oberkante verstürzt und das Futter per Hand angenäht.
Seitdem ich vor einigen Jahren angefangen habe, viel zu sticken, nähe ich nämlich gerne per Hand! Ich hab einfach Übung. Und bei Leinen ist es so schön einfach, einzelne Fäden mit der Nadel aufzunehmen.
Den Bund habe ich innen nicht eingeschlagen, weil ich einen möglichst flachen Bund haben wollte, sondern nur versäubert - sieht natürlich weniger sauber aus, aber ist ja innen.
Und wie man sieht, habe ich vergessen, die Taschenbeutel zu versäubern ...
Pünktcheneinblicke! |
Anfangs war ich nicht so wirklich begeistert von dem Rock - der Schnitt sah irgendwie spektakulärer aus als das Ergebnis (liegt vielleicht auch am Kürzen, das verändert nunmal die Proportionen). Aber mittlerweile habe ich mich angefreundet. Ich hatte auch mal die Idee, entlang aller Nähte mit Vorstich in Weiß zu sticken, aber das wäre wiederum recht speziell ... erstmal lasse ich's, wie's ist, und trage vielleicht ein gemustertes Oberteil dazu.
Das Tragegefühl ist jedenfalls sehr angenehm.
Schnitt: Rock 116 aus burdastyle 1/2016
Stoff: Mittelschweres Leinen und gemusterte Popeline
Änderungen: Gekürzt, Formbund statt geradem Bund
Tutorials: Formbund-Konstruktion, Nahtreißverschluss und Nahttaschen, Methode für exakte Abnäher
Verlinkt beim Me-Made-Mittwoch und AfterWorkSewing.
Lg
Nria
Der Rock ist wirklich schön geworden. Der Nahtverlauf ist total außergewöhnlich mit den geschwungenen Linien, das gefällt mir. Eine schöne Farbe hast du dir ausgesucht. :) Das mit den Taschen verstehe ich, ich benutze dafür auch gerne einen dünnen Baumwollstoff.
AntwortenLöschenUnd man kann dann so tolle gemusterte Stoffe verwenden :D
LöschenDie Rockform steht dir sehr gut und fie ungewöhnliche Linienführung macht ihn besonders! Gegen das Aufstehen der Taschen steppe ich immer 0,5 cm am oberen und unteren Rand zu. Vielleicht magst du das auch mal testen?
AntwortenLöschenDanke, werde ich mal ausprobieren! Möglicherweise ist der Rock an der Stelle auch einen Tick zu eng, dann hilft das vielleicht nicht so viel, aber einen Versuch ist es wert :)
LöschenSehr toll - der Schnitt ist mir in dem Heft irgendwie entgangen, die Teilungsnäht gefallen mir total gut! Die Nähte nachzusticken wäre bestimmt nicht schlecht, aber ich weiß, was du meinst: Mit solchen Verzierungen legt man sich fest, was die Kombinationsmöglichkeiten betrifft. Ich denke in soclhen Fällen meistens: ach, nähe ich mir später noch einen mit Verzierungen, aber dazu kommt es natürlich nie.
AntwortenLöschenManchmal bessere ich tatsächlich nach Monaten oder Jahren noch nach, aber meistens lasse ich es *gg*
LöschenDer Vorteil an Vorstich-Stickereien ist, dass sie im Zweifelsfall sehr schnell wieder entfernt sind, wenn es einem doch nicht gefällt.
Der Rock ist ja wirklich sehr raffiniert geschnitten. Auch die Farbe gefällt mir super. Ich stricke gerade eine Jacke in dieser Farbe und frage mich, welche Farben ich dazu wohl kombinieren kann. Dein Oberteil in schwarz passt jedenfalls sehr gut dazu. LG Angela
AntwortenLöschenWeiß passt super; mir gefallen auch Rottöne sehr dazu, aber das ist halt recht knallig, das mag nicht jeder.
Löschen