Mittwoch, 5. November 2014

[Gelesen] "The Queen of Water" von Laura Resau und Victoria Maria Farinango

Eine wahre Geschichte:

Ein 7-jähriges Indio-Mädchen wird in Ecuador als Haussklavin gehalten, von einer Familie der spanischen Mittelschicht, die das als normal ansieht. Indiogene Haushälterinnen unter 10 Jahren sind generell eine völlige Normalität in ihrer Kleinstadt ...
Eine Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, vielleicht der Jahrhundertwende? Nein, aus den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hätte das nicht erwartet.

Ich habe das Buch im englischen Original gelesen, eine deutsche Übersetzung ist m.W. bis jetzt nicht verfügbar.

Zum Inhalt:

Virginia lebt in einer armen indigenen Bauernfamilie. Ihr ältere Schwester arbeitet als Haushälterin bei "Mestizos", wie die spanischen Familien genannt werden, und kommt monatlich zu Besuch. Virginia ist neidisch, weil sich dann alles um die Schwester dreht und immer diese die besten Stücke vom Essen bekommt.
Als Virginia etwa sieben Jahre alt ist, wird sie von den Eltern ebenfalls zu einer Mestizo-Familie gegeben, wo sie auf den kleinen Sohn aufpassen soll. Sie soll dafür bezahlt werden, und wird mit Melonen und dem Fernseher gelockt ... moderne Technik gibt es bei ihren Eltern nicht.
Als sie ankommt, ist das aber vergessen. Bezahlung gibt es keine, die Eltern wollen sie angeblich zu Besuchen nicht sehen, sie soll nicht nur auf das Kind aufpassen, sondern den kompletten Haushalt führen, und die technischen Geräte darf sie nicht anfassen. Dafür wird sie beschimpft und geschlagen. Bei Tisch bekommt sie einen eigenen Blechteller - sie darf nicht vom guten Porzellangeschirr essen.
Sie entdeckt auch positive Seiten an ihrem neuen Leben. Sie sieht heimlich fern - am liebsten mag sie McGuyver - sie spielt mit dem Kind, mit Hilfe des Familienvaters lernt sie Lesen. Und entfremdet sich über die Jahre mehr und mehr von ihrer indigenen Herkunft.

Worum geht es nun?

Um Rassismus. Darum, welche Zustände noch vor wenigen Jahren in anderen Teilen der Welt herrschten, von denen man als Europäer gar nichts mitbekommt. Um die Identitätsfindung einer jungen Frau zwischen zwei Kulturen. Um Familie und was sie ausmacht.

Wenn auch auf wahren Tatsachen beruhend, ist "The Queen of Water" keine Biographie, sondern ein Roman - wenn auch wohl sehr nah an den tatsächlichen Begebenheiten. Auf der Homepage von Laura Resau gibt es eine Seite über Virginia, die auch eine Übersicht enthält, was geändert wurde.
Dabei ist das Buch aber sehr angenehm zu lesen, und da als Jugendroman geschrieben, auch für nicht-englische Muttersprachler mit Schulenglisch gut zu verstehen.

Von mir gibt es eine absolute Empfehlung.

Eine schöne Zeit wünscht
Hana

1 Kommentar:

  1. Das klingt absolut lesenswert!
    Wäre ich von alleine nie darauf gekommen - vielen Dank für den Tipp!
    LG vonKarin
    vonKarin.blog.de

    AntwortenLöschen