Neulich hatte ich schon mein Outfit fürs SciFi-Cthulhu-Larp gezeigt, heute präsentiere ich die Tasche im Detail!
Zur Erinnerung: Das Setting war eine Raumfähre im Jahr 2083, der Charakter eine Mathematikerin mit Okkultismus-Faible.
Daher wollte ich die Tasche gern nerdig in beide Richtungen halten. Ich hätte auch stumpf die Aufnäher und Pins auf einem Stück schwarzen Stoff befestigen und selbiges auf die Taschenklappe meiner schwarzen Alltagstasche heften können, aber seien wir ehrlich: Ich hatte Bock, eine Tasche zu nähen ...
Meine Kriterien:
- schwarz
- schlichte Form
- genug Platz für Aufnäher
- etwas ungewöhnlich
Wenn es mir an einem nicht mangelt,
dann sind das Taschenschnittmuster! Einige habe ich günstig im Angebot
gekauft, andere - wie dieses - kostenlos heruntergeladen. Die Beginner Bag von Kleiner Polli-Klecks
gab es im Rahmen der Ebookmacher-Adventskalenderaktion im Jahr 2021
gratis. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Messenger-Bags, weil mich
Taschenklappen meist eher stören. Aber bei dem Schnitt gibt es ein
Nähbeispiel aus hellgrauem Canvas, das ich sehr schick fand, daher habe
ich ihn damals doch runtergeladen.
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Bin ziemlich zufrieden mit der Optik!
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Die Original-Tasche war mir
allerdings zu groß. Daher habe ich den Schnitt um fast 13 cm
verschmälert. Das ging ganz leicht - die Taschenposition auf der Klappe
sind schön eingezeichnet, da habe ich einfach bei einer der Taschen die
senkrechte Mittellinie eingezeichnet und den Schnitt daran gespiegelt.
Schon hatte ich eine schmale Tasche mit nur einer einzigen
Blasebalgtasche auf der Klappe.
Natürlich musste ich dann noch alle anderen Taschenkorpusteile ebenfalls um den verschmälerten Betrag ändern.
Ich habe einen schwarzen Jeans aus meinem Vorrat verwendet, dazu eine hellgraue Popeline mit Planeten vom Frühjahrsstoffmarkt in Soest, von dem ich ohne einen bestimmten Plan einen halben Meter mitgenommen hatte. Ich finde, dass Planeten wunderbar zu Naturwissenschaft und Okkultismus passen, außerdem reichte die Menge genau!
Und dann habe ich noch 3 verschiedene Verschlussarten kombiniert: Magnetknopf für die Blasebalgtasche, Klett für die Klappe, Reißverschluss für das Hauptteil der Tasche (plus zwei Reißverschlusstaschen innen und außen, und ich habe fröhlich drei ganz verschiedene Reißverschlüsse verwendet).
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Auf dem runden Button steht "There's magic in all of us".
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Der eigentliche Spaß: Dekoration! Auf der Blasebalgtasche konnte ich gerade eben zwei Geometrie-Aufnäher unterbringen, und die musste ich schon stapeln. Darauf und daneben kamen dann zwei Pins, einer mit "Magic-Thema" und einer mit Mathe-Witz - ich konnte nicht widerstehen; "shit just got real" passt inhaltlich nämlich perfekt zu einem Cthulhu-Con!
Die Sachen sind jetzt etwas wild angeordnet, aber für mich sieht das sehr realistisch und irgendwie studentisch aus.
Zu
diesem Taschenschnitt: Sie ist an Anfänger gerichtet, daher der Name.
Was mich etwas irritiert hat: Gleich am Anfang wird erklärt, dass die
Designerin ebenfalls Taschen-Anfängerin ist - nanu? Aber als darauf die Info folgte,
dass sie sich für den Schnitt mit der Macherin von Hansedelli
zusammengetan hat, war ich wieder beruhigt.
Am Anfang des Ebooks gibt
es daher eine ausführliche Materialkunde und es sind einfachere
Varianten enthalten. Diese Infos hätte ich aber lieber in einem
separaten PDF gehabt; man muss ganz schön viel scrollen, bis man zur Nähanleitung kommt.
Was mir auch nicht so gefällt: Z.T. gibt es
Verweise auf den Blog statt einer Erklärung (z.B. für den
Magnetknopf-Verschluss) - die Seite ist aber gar nicht mehr verfügbar.
Außerdem gibt es eine Missverständnisquelle/Fehler auf einem
Schnittteil: Der Beleg für den Hauptreißverschluss soll 2x aus
Oberstoff, 2x aus Futterstoff und 2x aus Vlieseline zugeschnitten
werden. Alle 4 Teile sollen aber verstärkt werden - dieser Fehler ist
leicht korrigierbar, aber ärgerlich, wenn man schon alles fertig hat und
dann nochmal die Vlieseline auspacken muss.
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Es ist tatsächlich ein Reißverschluss drin! Aber ich lass ihn immer offen ...
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Wo ich die
genauen, anfängerfreundlichen Erklärungen zu schätzen wusste, war die
Blasebalgtasche. Ich hatte nämlich tatsächlich noch nie eine genäht!
Allerdings hätte ich mir direkt am Anfang der Anleitung den Hinweis
darauf gewünscht, dass nach dem beschriebenen Vorgehen noch versäuberte
(statt gesäumten) Kanten zu sehen sind, dann hätte ich den Blasebalgteil
direkt mit Saumzugabe zugeschnitten.
Nach dem Aufnähen war ich
erstmal irritiert: Die aufgesetzte Tasche saß nicht mittig auf der
Klappe! Lange gerätselt, wo der Fehler herkommt, und dann habe ich es
gesehen: Das Schnittteil für die Taschenklappe hat eine Markierung für
die Blasebalgtasche, die auf der Klappe angenäht wird, und eine Markierung für das Klettband zum Verschließen der Klappe, das innen am
Klappenfutter angenäht wird. Es sieht auf den ersten Blick aber so aus,
als wäre die Klettmarkierung für die aufgesetzte Tasche, daher habe ich
mich beim Spiegeln offenbar daran orientiert.
Etwas ärgerlich, weil
ich wirklich froh war, als Blasebalgtasche und deren Miniklappe zu
meiner Zufriedenheit aufgenäht waren, und dann das Ganze nochmal machen
...
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Blick von oben in die Tasche.
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Finde ich die "Beginner Bag" wirklich anfängertauglich?Ich weiß nicht so recht. Manche Dinge sind überausführlich erklärt, bei anderen fehlt mir etwas - z.B. ein Hinweis darauf, dass man beim Einnähen der Reißverschlüsse auf die Richtung achten sollte, je nachdem, ob man es bevorzugt, sie nach vorne oder nach hinten zu öffnen. Aber vielleicht ist das der Erstellerin schlicht egal?
Was mir auch aufgefallen ist: S320 ist schon eine sehr steife Vlieseinlage. Das macht die Verarbeitung aber viel schwieriger und vor allem das Wenden anstrengender als bei einer "labberigen" Tasche - für absolute Taschen-Anfänger würde ich das eigentlich nicht empfehlen.Was mich schon überrascht, ist die Wahl einer Blasebalgtasche für die Klappe - das ist nicht gerade die einfachste Variante einer aufgesetzten Tasche, weil man die untere Hälfte des "Blasebalgs" sehr sorgfältig bügeln und nähen muss. Ist sicher einfacher mit einer passenden Bügelschablone.
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Die Rückseite. Ich persönlich mag es, wenn ein andersfarbiges Futter rausblitzt!
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An sich bin ich mit meiner Tasche ganz zufrieden, aber ich finde sie ein bisschen hoch für die Breite. Die Originalversion ist da sicher etwas harmonischer. Im Nachhinein hätte ich den Korpus lieber 5 cm breiter machen sollen.
Ursprünglich hatte ich den Reißverschlussbeleg (also die Einfassung des Reißverschlusses unter der Klappe) um die gleiche Breite verschmälert wie den Rest, aber das sah von den Proportionen her wirklich dämlich aus. Also längere Belege zugeschnitten. Es haben ziemlich viele Taschen eine große Lücke zwischen dem Reißverschlussteil und den Seiten der Tasche und ich verstehe das sowieso nicht; ich bevorzuge meine Taschen möglichst geschlossen.
Immerhin: Sie ist rechtzeitig fertig geworden und ist neutral genug, um sie auch im Alltag zu verwenden. Und wenn ichs irgendwann ganz schlicht haben will, trenne ich die Aufnäher einfach wieder ab.
Außerdem finde ich die Klappe mit Klett erstaunlich gut benutzbar!
Was sich aber nicht bewährt hat, ist der Reißverschluss: Durch die sehr hohe Klappe lasse ich ihn wirklich immer offen ...
Schnitt: Beginner Bag von Kleiner Polli-Klecks
Material: Schwarzer Jeans, hellgraue Popeline mit Planeten
Änderungen: Tasche um 12,8 cm verschmälert (das Reißverschlussteil weniger verkürzt)
Nachnähpotential: Möglicherweise, dann aber in der breiten Originalversion
Verlinkt bei Magic Crafts und DvD.
Lg
Nria