Heute gibts einen Oldie. Die Stoffe habe ich vor 4 Jahren gekauft (so alt ist auch der Schnitt), das Top vor 2 Jahren genäht und jetzt wird es endlich angezogen und gezeigt!
Ab und zu kaufe ich Reststücke. Vorteil: Sie sind günstig. Nachteil: Sie sind sehr oft recht klein und dann zerbreche ich mir jahrelang den Kopf darüber, was genau ich damit eigentlich anstellen soll.
So geschehen mit zwei Webstoff-Resten aus Viskose:
Einer in Petrolblau, knapp 50 cm lang und aus dem örtlichen Stoffladen, einer in Weiß mit Kranichen, nur ca. 23 cm lang und online mitbestellt.
Für ersteren hatte ich ein luftiges Sommershirt geplant, aber die Länge ist selbst für mich etwas knapp als Oberteil; man muss ja noch Nahtzugaben und Saum dazurechnen. Bei dem schmalen Streifen mit Kranichen war ich völlig ratlos. Hätte ich mir gut als Saumblende an einem gerafften Rock(teil) vorstellen können, aber das wäre ein ziemlich schmaler Rock gewesen, sowas trage ich nicht.
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Für Resteverwertung gar nicht schlecht!
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So lagen die im Sommer 2018 erworbenen Stoffe also 2 Jahre im Schrank herum, ich habe diverse Pläne dafür entwickelt und wieder verworfen und 2020 endlich Nägel mit Köpfen gemacht: Ich habe mich mit lockeren Webstoff-Oberteilen für heißes Wetter angefreundet und einen passenden Schnitt in der Ottobre Woman 2/2018 entdeckt. Sogar mit Abnähern! Die habe ich gleich in einer Passe versteckt, die ich aus dem Kranich-Stoff nähen wollte.
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So passt's genau drauf! Seitlich ist noch Platz für die angestückelten Träger.
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Kurz darauf habe ich festgestellt, dass ich genau so einen Schnitt mit Passe (und darin enthaltenem Abnäher) schon in der Meine Nähmode 3/2014 gehabt hätte, aber da war der Schnitt schon abgepaust und ich hatte keine Lust, das nochmal zu machen. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass mir Ottobre sowieso besser passt als die Simplicity-Schnittmuster. Also vielleicht ganz gut so!
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Die Weite reicht geraaade so dafür, dass ich keine FBA gemacht habe ...
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Die Kranichviskose habe ich einlagig zugeschnitten - war auch notwendig. Ich habe oben an den Schultern der Passe ein Stück abgeschnitten und dann einen gemeinsamen Einsatz für Vorder- und Rückenteil draus gebastelt: Die Schulternähte aneinandergelegt, zusammengeklebt und dann das Schulterstück so abgeschnitten, dass der Kranichstoff reicht. Dadurch habe ich eine zusätzliche Stückelnaht vermieden und es sieht harmonischer aus. Eine Schulternaht gibt es jetzt nicht mehr.
Selbst so passte das Teil nur so gerade eben auf den Stoff. Noch mehr kürzen wollte ich nicht, weil das m.M.n. nicht mehr harmonisch ausgesehen hätte.
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Die Schultern liegen aneinander und dann wurde ein einziges Zwischenstück draus.
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Bei der petrolfarbenen Viskose wäre es einfach gewesen - von der Höhe her passten Vorder- und Rückenteil locker drauf. Allerdings war es Millimeterarbeit, die Schrägstreifen zum Einfassen der Ausschnitte draufzukriegen. Da hatte ich nur sehr wenig Luft.
Das Annähen genau dieser Streifen habe ich auch ein paar Wochen vor mir hergeschoben. Kontrastfarbige Sachen müssen präzise genäht werden und die Einfassung ist wirklich sehr schmal - beim Originalshirt ist sie komplett innenliegend, aber dafür ist die weiße Viskose zu durchsichtig und ich wollte nicht extra neuen Stoff kaufen, nur um 3 Schrägbänder herzustellen.
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Hinten ist der Sitz nicht soo toll, Hohlkreuz und so.
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Irgendwann - inzwischen war es 2021 - habe ich mich doch mal überwunden: Die Aufgabe wird vom Rumliegen ja nicht einfacher. Mit viel Bügeln und Sorgfalt erleichtert man sich die Arbeit allerdings: Schon der Zuschnitt sollte möglichst exakt sein. Ich habe die Einfassbänder dann längs gefaltet und gebügelt, bevor ich sie zum Ring geschlossen habe. Beim Annähen habe ich mich am Mittelfalz statt an der Stoffkante orientiert und immer genau eine Füßchenbreite Abstand gelassen, damit der Einfassstreifen außen wirklich überall gleich breit ist.
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Zwischenstand. Ich glaube, der Halsausschnitt ist doch etwas schief ...
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Dann habe ich die Nahtzugabe in den Streifen gebügelt (vorsichtig, damit nicht der Mittelfalz weggebügelt wird!) und die zweite Seite des Einfassbands eingeklappt und von außen festgenäht. Hier hilft Bügeln und Heften wieder sehr. Ich hätte diese Naht am liebsten per Hand genäht, aber das ist bei dem dünnen Stoff auch nicht so einfach. Vielleicht brauche ich feinere Handnähnadeln?
Dann war ich mit den Nerven am Ende (die Nähte wurden nicht so perfekt, wie ich sie gern gehabt hätte), hab das Teil in die Ecke bzw. den Bügelstapel geworfen und 2022 hocherfreut wieder rausgekramt. Manchmal muss man die Sachen einfach nur eine Weile liegen lassen, dann fallen einem die Fehler gar nicht mehr so auf!
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Jaa, der Halsausschnitt geht besser. Was solls!
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Bei dem Top bin ich inzwischen am "Ismirjetztauchegal!"-Zustand angekommen und kann es jetzt fröhlich tragen!
Schnitt: Shirt "Golden Amber", Mod. 5 aus der Ottobre Woman 5/2018
Material: Viskose-Webstoff in Petrolblau und mit Kranichen
Änderungen: etwas gekürzt und verschmälert, am Abnäher zu einer Passe geteilt, Schrägstreifen sichtbar angenäht
Nachnähpotential: Tatsächlich gefällt mir das Shirt erstaunlich gut - also: möglich!
Verlinkt bei MeMadeMittwoch.
Lg
Nria