Manchmal brauche ich einfach ein bisschen länger ...
Im Februar 2016 habe ich die aktuelle Ausgabe der
Handmade Kultur gekauft - keine Schnittmusterzeitschrift, sondern eine mit allerlei interessanten DIY- und Handarbeitsthemen, aber es sind zwei Schnittmuster enthalten: Eine Rüschenschürze (für mich nicht so relevant) und ein schöner Kleiderschnitt. Der hat mich dann zum Kauf motiviert! Im
März 2016 habe ich es angefangen zu nähen. Im
Februar 2017 habe ich es fertiggestellt - immerhin lag kein ganzes Jahr dazwischen!
Nur fast ...
|
Big damn hero! Mit zu langem Pony. |
Ich mag Raglanärmel. Dummerweise sind die schwierig bei meiner Figur - ich habe sehr schmale Schultern, deshalb sitzt die Raglan-Schulterpartie immer blöd und wirft Falten. Außerdem habe ich viel Oberweite, deshalb sitzt die Raglan-Brustpartie immer blöd und wirft Falten. Ich habe bisher keine Anleitung für Raglan-Anpassung gefunden (ist auch knifflig, glaube ich) und deshalb drauf verzichtet.
Das Handmade Kultur-Kleid hat eine Art Hybridärmel -
halb normaler Ärmel, halb Raglan. Faszinierend und irgendwie futuristisch, und ich
mag futuristisch!
Die französischen Abnäher (ebenfalls Hybriden, eine Mischung aus Brust- und Taillenabnäher, im Englischen
French Darts genannt, also übersetze ich sie einfach mal wörtlich) fand ich auch gut: Weniger Abnäherarbeit bei gleicher Passform - super!
|
Bildunterschrift hinzufügen |
Vorgesehen ist das Kleid für Webstoff; ich habe
Sweat genommen. Den hatte ich nämlich noch rumliegen und er nahm Platz im Stoffschrank weg. Nachdem ich den Schnitt um etwa 15 cm gekürzt hatte, passte er auch super auf den Stoffrest!
Und Überraschung: Das Kleid saß auf Anhieb ziemlich gut. Die Schulternaht auf dem Ärmel musste ich ein wenig abflachen und den Rücken verschmälern (wie immer), aber beides nicht sehr aufwändig. Den Reißverschluss konnte ich dank elastischem Stoff weglassen. Die Ärmelnaht ist an der Schulter bei mir nicht so extrem nach innen gezogen wie bei Leuten mit breiteren Schultern (bei mir ist einfach nicht so viel Platz dafür ;)), aber der Effekt ist doch deutlich erkennbar.
Mit dem Kürzen aus Platzgründen habe ichs aber etwas übertrieben, jetzt war mir das Kleid nämlich zu kurz. Also musste ein Stück Jersey zum Verlängern her.
Ich habe einen relativ dicken Jersey in Dunkelrot gefunden, fast schon ein Strickstoff (oder eine Mischung aus beidem. Für einen schönen Lagenlook habe ich zunächst das Stück Strick mit dem Sweatsaum normal aneinandergenäht und dann den Strick ein Stückchen unter den Sweat geschoben und festgenäht, sodass es so aussieht, als läge der Strick unter dem Sweat.
Der Versuch, den roten Stoff als Halsbündchen zu verwenden, scheiterte leider; dafür ist der Stoff zu fest. Den Halsausschnitt habe ich stattdessen mit einem Streifen aus weißem dünnem Jersey verstürzt.
|
Einen Versuch war's ja wert ... |
Nur ein schlichtes weißes Kleid war mir aber zu langweilig. Aber ich hatte da ja noch so einen
Firefly-Patch, der eine neue Bestimmung brauchte. Also gleich das Kleid zum
Firefly-Kleid erklärt und entsprechende Dekoration geplant!
Der Plan sah Folgendes vor:
- der
Firefly-Patch sollte wieder auf einen Ärmel
- vorne wollte ich ein
Serenity-Stencil
- hinten habe ich einen
Schriftzug vorgesehen, "I aim to misbehave", und die Vorlage dafür ist eine
Applikation von Fandom in Stitches.
Und mit letzterem nahm das Drama seinen Anfang (das hatte auch sein Gutes, aber dazu später): Ich habe bisher für Stencils immer
Klebefolie benutzt. Eine gespiegelte Vorlage gedruckt, auf die Papier-Rückseite der Folie abgepaust, ausgeschnitten, aufgeklebt, gestencilt. Funktioniert eigentlich recht gut - aber nur bei kleinen Stencils.
Bei großen Stencils passiert es leicht, dass sich die Folie beim Ablösen vom Trägerpapier mit sich selbst verklebt und dann kann man sie wegwerfen, das kriegt man nämlich nicht wieder auseinander. Ärgerlich, wenn man schon stundenlange Schneidearbeit reingesteckt hat!
Genau das ist mir mit dem Schriftzug passiert, und dann habe ich das Kleid für ein paar Monate
in die Ecke in den Ufo-Korb in der Ecke geworfen und geschmollt.
Abgenommen habe ich außerdem. Und dann war das Kleid zu weit. So lag es dann ungeliebt rum.
Dieses Jahr habe ich es frisch motiviert aus dem Korb gezogen, angezogen und Hana abstecken lassen. War überraschenderweise gar nicht so viel Aufwand, das Teil enger zu machen, aber jetzt war ich wirklich froh, dass hinten noch kein Stencil drauf war, das hätte ein Problem gegeben beim Abstecken der hinteren Mittelnaht!
|
The best ship in the 'verse! |
Dann habe ich mich den Verzierungen gewidmet. Zunächst musste ich einsehen, dass der
Patch nicht auf den Ärmel kann - ich habe zu schmale Arme und der Patch ist zu steif, der biegt sich nicht. Bei weiten Ärmeln wäre es okay, bei relativ engen hätte sich der Stoff an dieser Stelle verzogen. Schade! Auf der Brust sieht er aber auch ganz gut aus und ließ sich zugegebenermaßen auch leichter per Maschine aufnähen. Den Ärmel hätte ich dafür wieder auftrennen müssen.
Aufbügeln konnte ich den Patch nicht mehr, das hatte ich nämlich schon beim Firefly-Bolero getan, und weil er sich nicht mehr ablösen ließ, einfach mitsamt Stoff drunter ausgeschnitten. Aber mit dem doppelseitigen Stylefix-Klebeband ließ er sich gut fixieren.
Mit den Stencil-Arbeiten habe ich vorne angefangen; die Schablone für das Raumschiff samt Schriftzeichen hatte ich nämlich bereits zusammen mit dem Schriftzug ausgeschnitten, aber nach dem Desaster nicht aufgeklebt. Es ist relativ klein, deshalb kam ich mit der Folie gut zurecht und das Ganze ließ sich problemlos aufkleben.
Ich habe
braune Stoffmalfarbe verwendet (erstens passt es zur Western-Thematik der Serie und zweitens nennen sich sowohl eine Fraktion in der Serie als auch die Fans der Serie
Browncoats), in zwei Nuancen. Zuerst habe ich die hellere aufgetragen, dann mit der dunklen vom Rand aus die noch feuchte Farbe etwas schattiert. Fotografieren lässt sich der Effekt kaum, aber real sieht man's.
|
Von ganz Nahem ist es sehr fleckig, von Weitem siehts okay aus. |
Für den Schriftzug habe ich keine Folie mehr verwendet (ich bin ja lernfähig!), sondern das
Freezer Paper, das Hana sich neulich gekauft hat. Das ist Papier mit einer Beschichtung zum Aufbügeln - da kann sich nix verkleben!
Fun Fact: Das Freezer Paper ist von der Marke
Reynolds, und das ist der Nachname des Captains der Firefly - wie passend! :D
Es ist übrigens gut, dass sich das Freezer Paper mehrfach aufbügeln und wieder abziehen lässt; es war nämlich etwas tricky, den Schriftzug gerade auf den Rücken zu bringen. Das Anzeichnen der Mittellinie hat etwas geholfen, aber der Ausschnitt scheint nicht völlig symmetrisch zu sein. Jetzt müsste es aber halbwegs stimmen.
|
Wenn ich die Arme nicht verschränke, hat das E auch keinen Strich ... |
Beim Anprobieren war ich dann mit den Verzierungen sehr einverstanden, aber der
Ausschnitt machte mich noch nicht glücklich: Ich habe nämlich mal wieder meinen Kardinalfehler begangen - der Ausschnitt war zu groß. Ein Sweatkleid zieht man naturgemäß nicht im Hochsommer an und zu jeder anderen Jahreszeit friere ich sofort, wenn der Ausschnitt größer ist als mein Hals.
|
Viel besser und endlich zufrieden! |
Also kam ich doch noch zum Wiederaufgreifen des roten Strickstoffs - daraus habe ich nämlich einen Einsatz genäht und eine
Anleitung dazu geschrieben. Jetzt bin ich sowohl von der Optik als auch vom Tragegefühl rundum zufrieden.
Nach fast einem Jahr ist das Teil also endlich fertig und ich bin so froh, dass es nicht mehr rumliegt und mich vorwurfsvoll anschaut!
Material: angerauter Sweat und Strickstoff
Schnitt: aus der Handmade Kultur 1/2016
Änderungen: Schultern verschmälert,
Einsatz zum Verkleinern des Halsausschnitts, Saumeinsatz
Verlinkt beim
Me Made-Mittwoch und
After Work Sewing.
Lg
Nria