In der Pattydoo-Gruppe auf Facebook hat neulich jemand gefragt, ob schon irgendwer das Knotenkleid Gloria als Trägertop mit Spaghettiträgern genäht hat. Hatte noch keiner. Kein Wunder, das ist auch etwas Arbeit. Woher ich das weiß? Mir ging die Frage nicht mehr aus dem Kopf und daher habe ich es einfach ausprobiert. Und wo ich grad dabei war, gibts auch gleich eine Anleitung!
Das Kleid Gloria habe ich
schon zweimal genäht - der Schnitt gefällt mir ziemlich gut!
Für eine Trägerversion muss man aber einiges ändern. Ich habe breite Träger gemacht; über Spaghettiträger bin ich seit dem Teenageralter hinweg und meine BH-Träger sind auch viel zu breit dafür.
Ich habe grünen und schwarzen Viskosejersey verwendet. Zweifarbig aus Stoffmangelgründen! Jedenfalls eine prima Resteverwertung.
Zunächst mal: Ich empfehle, diese Abwandlung erst zu machen, wenn man schon eine normale Gloria genäht hat (egal, ob als Kleid oder gekürzt als Shirt-Version). Und besser erstmal günstigen Stoff zu verwenden ...
Außerdem ein Hinweis zur Fertigstellung: Eigentlich wollte ich das Top mit einem Beleg säumen. Leider hat sich bei der Anprobe herausgestellt, dass ich die Armausschnitte zu tief gezogen habe, sodass mein BH sichtbar war - deshalb habe ich stattdessen Schrägband verwendet (es war einfach kein Spielraum für Nahtzugabe mehr da). Bei angesetzten Trägern ist das ist problematisch, weil die Übergangsstellen sehr dick werden, ich habe dort jetzt unschöne Stoffknubbel.
Wenn man die Träger dagegen nicht ansetzt, sondern übergangslos anzeichnet (sodass die oberen Vorder- und Rückenteile aus einem Stück bestehen und zur Schulter hin einfach zu Trägern schmal zulaufen), ist das Einfassen mit Schrägband eine gute Option.
Schritt 1: Ausmessen.
Wer einen BH trägt, sollte unbedingt zuerst eine fertige Gloria anziehen und z.B. mit Stecknadeln darauf markieren, wo dessen Außenkanten verlaufen. Relevant ist, bis zu welcher Höhe mein BH-Träger-Ansatz reicht und wie breit das Körbchen an der Seite ist. Wenn die Unterwäsche rausguckt, ist das echt ärgerlich und lässt sich im Nachhinein schwer korrigieren.
Schritt 2: Vorderteil verändern.
Ich habe eine Querlinie für den Trägeransatz gezogen, Ausschnitt und Armausschnitt weiter zur Mitte verlagert und einen 3 cm breiten Träger mittig drangezeichnet.
Mein Trägeransatz wird dann gerafft, sodass er genauso breit ist wie der Träger. Sieht hübsch aus, aber man hat schon wirklich viel Stoff dort, wo die Träger angenäht werden ... Eine weitere Möglichkeit: Man spart sich das Ansatzen des Trägers und lässt das Oberteil direkt in einen schmalen Träger auslaufen.
Schritt 3: Rückenteil verändern.
Hinten habe ich einfach nur eine gerade Linie (etwa auf gleicher Höhe wie der vordere Trägeransatz außen) gezogen und ebenfalls gerade einen Träger aufgemalt.
Ja, so hat man außen eine Kante. Da ich noch nicht wusste, wo exakt der Träger hinten enden soll (um den BH zu verdecken und nicht zu rutschen), wird der rückwärtige Armausschnitt nachträglich angepasst.
Man kann das Rückenteil auch viel niedriger machen, z.B. auf Achselhöhe. Dann braucht man keinen Bogen zum Träger hin. Ich wollte aber relativ kurze Träger, damit sie weniger rutschen (das tun Träger bei meinen schmalen Schultern nämlich gerne).
Schritt 4: Ergänzende Anpassungen.
Ich habe das Einfassband für den vorderen Ausschnitt verkürzt (Achtung, es reicht jetzt natürlich nicht mehr einmal rundherum über den Halsausschnitt, sondern befindet sich nur an den beiden Vorderteilen, daher braucht man 2x das Stück vom "Zipfel" bis zum Trägeransatz!) und einen einzelnen Träger aus dem des Vorder- und des Rückenteils gemacht.
Wenn man den Träger nicht ansetzt, sollte man die Träger nicht verbinden, sondern auf der Schulter annähen. Und ausmessen, ob und wieviel man das Band für den Ausschnitt kürzen muss.
Schritt 5: Zuschnitt und Nähen.
Das Vorderteil wird wie gewohnt zusammengenäht, das Rückenteil auch, dann die Seitennähte und dem unterem Saum nähen. Jetzt die Träger fixieren - erstmal heften! Auf jeden Fall einen Stich wählen, den man leicht wieder auftrennen kann. Und dann könnt ihr das Ganze auch schon anprobieren!
Wie man sieht, habe ich für die Rückseite erstmal einen Probestoff (äh, ausgemustertes Werbe-T-Shirt) benutzt. Dort die endgültige Trägerposition festgelegt und einen neuen Armausschnitt angezeichnet.
Wenn ihr direkt den "richtigen" Stoff nehmt, verwendet dazu bitte keinen Filzstift! ;)
Schritt 6: Armausschnitte säumen.
Die Träger werden wieder entfernt und der Armausschnitt mit Jerseyschrägband eingefasst. Ich habe das Schrägband leicht gedehnt, damit es sich an der Rundung schön anlegt und nicht absteht.
Schritt 7: Rückenteil fertigstellen.
Ich habe ein Schrägband angenäht und die gerade Oberkante genauso gesäumt, wie man es bei Vorderteil der Gloria macht. Die Stellen des Trägeransatzes werden hier aber schon sehr dick - ein Beleg wäre besser gewesen.
Theoretisch kann man die Kante auch einschlagen und normal säumen, anschließend die Träger annähen - weniger dicke Stofflagen, aber der Trägeransatz ist dann eben innen sichtbar.
Schritt 8: Träger vorne annähen. Jetzt werden die Träger vorne befestigt. Beim Raffen kommt da sehr viel Stoff zusammen, deshalb habe ich die Trägerenden lediglich versäubert, nach unten geklappt und mit ein paar Stichen an den Außenkanten fixiert, damit die Naht nicht hochklappt.
Fertig!
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Sommer-Gloria! |
Viel Spaß beim Nachnähen, falls ihr's auch mal versuchen wollt :)
Schnitt: Kleid "Gloria" von Pattydoo (nur als Basis), Gr. 40
Material: Grüner und schwarzer Viskosejersey
Änderungen: FBA, Raffung des unteren Teils entfernt, oben einiges gekürzt, Armausschnitt vergrößert, vorderes Oberteil gekräuselt und Träger angenäht, Oberteil mit Schrägband gesäumt
Nachnähpotential: Durchaus vorhanden.
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag.
Lg
Nria