Donnerstag, 28. Februar 2019

28 Days of Blogging - unser Fazit

Heute ist auch schon der letzte Tag der 28 Days of Blogging-Challenge!

Unserem Schriftkasten fehlt ein 3. G!

Wir haben tatsächlich an jedem Februartag einen Beitrag veröffentlicht. Das war gar nicht so aufwändig, weil wir im Vorhinein vorgearbeitet und schon im Dezember und Januar Blogposts für den Februar fertig gemacht haben und auch noch so ein paar ohne konkretes Zieldatum vorbereitete Blogposts hatten und dort oft nur noch ein paar ergänzende Sätze oder Fotos hinzufügen mussten.

Unser größter Problemfaktor, wenn es ums regelmäßige Veröffentlichen geht, sind nach wie vor Fotos. Wenn wir uns ein paar Wochenenden hintereinander nicht sehen (oder an den Terminen keine Gelegenheit für Fotos ist), haben wir ein Problem ... da sollten wir uns mehr mit Möglichkeiten von Selbst"portraits" auseinandersetzen.

Buch-Reviews fressen deutlich mehr Zeit als in unserer Vorstellung und Spiele-Reviews deutlich weniger. Fotos machen aber für beides Spaß (und sind immerhin auch mit einer Person gut zu bewerkstelligen ...)

Ein Mit-Teilnehmer der Challenge hatte schon während des Monats angemerkt, dass er es schade findet, dass dieses Mal recht wenig "gegenseitige Unterstützung" zwischen den Bloggern stattfände, also Kommentare etc. Allerdings sind die Themenfelder der diesjährigen Teilnehmer auch sehr weit auseinander - ich weiß nicht, wie es in den letzten Jahren war, aber zwischen Rentensystemen, Rennradfahren, Kochen und Garten, Restaurants in München und DIY gibt es wenig Überschneidungen und zuviel Abstand, als dass man sich da vernetzen könnte ... und die auch wenn ich einzelne Blogartikel der Mitteilnehmer gern gelesen habe, waren es insgesamt keine Themengebiete, an denen wir besonderes Interesse haben.

Stressiger als das Vorbereiten der Blogposts war übrigens das tägliche Verlinken ...

Würden wir nochmal mitmachen?
Nria: Ich weiß nicht so recht. Um der Herausforderung willen lohnt es sich für mich nicht, weil wir so viele Entwürfe im Ordner haben (aktuell sind es über 50!). Das Schreiben ist kein Stressfaktor, aber die Fotoplanung ist schwierig, wenn man allein lebt und die Digicam nicht stativtauglich ist (wenn jemand ein universelles Stativ kennt, an die jede noch so winzige Digicam passt, nur her mit den Tipps!).
Hana: Vermutlich dann, wenn unter den restlichen Teilnehmern mehr DIY- oder Nerdkram-Blogger dabei wären, mit denen gegenseitiges Kommentieren, Mitlesen und Vernetzen besser funktionieren würde. Ansonsten war es nett zu sehen, wie einfach es mit Vorausplanung ist, eine Weile lang täglich zu bloggen ... unglaublich viel gegeben hat es mir aber auch nicht.

Habt ihr auch schonmal täglich  gebloggt oder habt es vor?

Mittwoch, 27. Februar 2019

[Gespielt] Heckmeck am Bratwurmeck

Ja, dieses Spiel ist bereits 14 Jahre alt. Aber bei uns ist es ein Dauerbrenner!

Wir zocken an der Bratwurmbude um die besten Würmer! Okay, über Titel und Thema kann man sich streiten, aber das Spiel macht wirklich Spaß.

Gute-Laune-Würmer!


Die Startaufstellung ist einfach: Alle Bratwurmportionen liegen schön aufgereiht nebeneinander (das ist der "Bratwurmgrill". Es gibt die Zahlen 21 bis 36; je nach Zahlengröße sind 1-4 Würmer auf den Steinen eingeprägt. Jeder will am Ende die meisten Würmer sein eigen nennen. Aber der Weg dahin ist steinig!

Am Anfang hat man eine langweilige Reihe. Die abgebildete Wurmzahl wird erst am Schluss wichtig.


Wer an der Reihe ist, wirft die 8 Würfel (statt der 6 haben sie einen Wurm, mit dem Wert "5"). Danach sucht man alle Würfel mit einem bestimmten Zahlenwert heraus und legt sie beiseite - z.B. alle Würfel, die eine 4 zeigen oder alle, die einen Wurm zeigen. Mit den übrigen Würfeln darf man nochmal würfeln und legt dann wieder alle Würfel mit einem bestimmten Wert beiseite - aber man darf jeden Wert nur einmal herauslegen: Wenn die 4en und 2en schon auf der Seite liegen, darf man später keine weiteren 4en oder 2en mehr nehmen.

Man hat immer zwei Möglichkeiten: Aufhören (und eine Wurmportion nehmen) oder weiterwürfeln.
Um eine Wurmportion zu bekommen, muss man aber zwei Bedingungen erfüllen:
1. Man muss mindestens einen Wurm beiseite gelegt haben.
2. Man muss die Zahl auf einem der ausliegenden Würmer erwürfelt haben - dazu addiert man die Würfelwerte aller beiseite gelegten Würfel (Würfel, die noch nicht herausgelegt wurden, zählen nicht mit!).

Ein Beispiel: Man hat mit den Würfeln Wurm (=5), 5, 5, 4, 4, 2 den Wert 25 geschafft. Es ist ein Wurm enthalten und der Wurm mit der Zahl 25 liegt auf dem Grill, also darf man ihn nehmen!

Den erhaltenen Wurm legt man auf seine bereits vorhandenen Würmer; man bildet also einen Stapel.
Das hat folgenden Grund: Wenn die 25 nicht mehr in der Mitte, aber oben auf dem Stapel eines Mitspielers liegt, darf man sie von diesem Mitspieler klauen!
Liegt die 25 weiter unten in einem der Stapel, ist sie (vorläufig ...) sicher.

Wenn die 25 also nicht mehr verfügbar ist, aber noch Wurmportionen mit niedrigerem Wert auf dem Grill liegen, darf man einen von diesen nehmen. Von Mitspielern darf man die obenliegende Wurmportion aber nur dann nehmen, wenn man genau diesen Zahlenwert erwürfelt hat.

Der Spieler hat schon die 4en und die 5en aus vorherigen Würfen beiseite gelegt. Jetzt darf er entweder die 1 oder die 2 nehmen - und sollte hoffen, dass er später noch einen Wurm würfelt ...

Und dann sind da noch die Fehlwürfe ...
Ein Fehlwurf ist es, wenn
a) man keinen Wurm beiseite legen konnte und schon alle Würfel aufgebraucht sind
b) man zu niedrig gewürfelt hat, um eine Wurmportion zu nehmen, und schon alle Würfel aufgebraucht sind
c) man keine Würfel beiseite legen kann, weil alle gewürfelten Zahlen schon vorher rausgelegt wurden

In diesem Fall darf man keine Wurmportion nehmen. Wenn man schon welche hat, muss man die oberste von seinem Stapel auf den Grill zurücklegen und danach die Portion mit dem höchsten Wert auf dem Grill umdrehen, sie ist aus dem Spiel.

Ihr seht: Es reicht nicht, eine Wurmportion zu erwürfeln; sie ist genauso schnell wieder verloren, wie man sie bekommen hat. Kein Spiel für Menschen, die sich beim Mensch-ärgere-dich-nicht darüber ärgern, wenn sie ständig rausgeworfen werden! Alle anderen können sich königlich darüber amüsieren, wie die schon sicher geglaubten Würmer die Runde machen ...

Das Spiel endet, sobald die letzte offene Bratwurmportion auf dem Grill entweder genommen oder umgedreht wird.
Dann zählen alle die abgebildeten Bratwürmer auf ihren Portionen (die 1-4 Würmer, nicht die Zahlenwerte!). Der mit den meisten Bratwürmern hat gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der mit dem höchsten Zahlenwert.

Fazit: 
Wenn man dem gewissen Ärgerfaktor leben kann, ist es ein tolles Zockerspiel! Bis zum Schluss ist kaum eine Wurmportion sicher und sei der eigene Stapel noch so hoch.
Besonders schön ist das Material der Steine - ein glatter, schwerer Kunststoff, der sich einfach toll anfühlt, ein haptisches Erlebnis! Die Würfel sind aus Holz und haben irgendwann schon ein paar Gebrauchsspuren, was der Benutzung aber nicht im Weg steht.

Übrigens: Auch die Erweiterung "Extrawurm" können wir empfehlen - sie beinhaltet Zusatz-Wurmportionen (mit bestimmten Bedingungen), kleine Rostbratwürmer, die man für herausgelegte 1en bekommt und 5 Spezialfiguren, die auf die Würmer gestellt werden und Vorteile mitbringen.
Bringt frischen Wind in das Spiel und ist sehr lohnenswert für Leute, die das Grundspiel schon 1000x gespielt haben!
Toll ist auch: Der Inhalt der Erweiterung ist klein genug, um noch in die Schachtel des Grundspiels zu passen; praktisch für Leute mit wenig Platz im Schrank ;)

Extra-Spaß!

Ein Spiel für:
Glücksspieler
Würfelfreunde

Kein Spiel für:
Ärgerspiele-Hasser 
Vom Würfelpech Verfolgte 

Autor: Reiner Knizia
Titel: Heckmeck am Bratwurmeck
Verlag: Zoch
Erscheinungsjahr: 2005
Mindestalter: 8 Jahre
Spieleranzahl: 2-7
Spieldauer: 20-30 Minuten

Dienstag, 26. Februar 2019

Rettung fürs eingelaufene Woll-Deel

Vor langer Zeit (d.h. vor über 10 Jahren) habe ich mir einen asymmetrischen Larp-Mantel im Stil eines mongolischen Deels aus Wolle genäht, für kühlere Tage. Aus einem Wollstoff mit aufgenähtem Fadenmuster, was eine Zeitlang mal ziemlich trendy war und eine tolle Struktur schafft. Ich habe das Deel auch jahrelang zufrieden getragen und war ziemlich glücklich damit.

Es ist auch schon ein paar Jahre her - ich habe noch bei meinen Eltern gewohnt - da hat meine Mutter versehentlich die mit Wollkleidung gefüllte Waschmaschine auf "Buntwäsche 60°" eingestellt.
Das Deel war auch in dieser Wäsche.

Großes Mantel-Unglück!

Wie man sieht, ist es ordentlich eingelaufen und passt hinten und vorne nicht mehr.
Aber ich finde den Stoff immer noch so wunderschön - und da der Fädchenstoff-Trend wieder abgeebbt ist, ist kein vergleichbarer Stoff mehr zu bekommen. Deswegen und weil ich irgendwie den Schnitt und besonders die Ärmel wirklich mag, habe ich mich zu einer Deelrettungsaktion entschlossen.

Werfen wir nochmal einen Blick darauf, wie es früher mal aussah:

Foto von Ralf Hüls, kamerakata.de
 Wadenlang, lockerer Sitz - heißgeliebt!

Eingelaufener Torsoteil - mit nicht eingelaufenem überstehenden Futter

Erstmal die Ärmel raus- und die Seitennähte und Säume aufgetrennt. Das Futter ist aus Baumwollstoff und daher nicht eingelaufen - glattgestrichen sieht man, wie stark der Wollstoff sich zusammengezogen hat. Diesen Überstand habe ich erstmal abgeschnitten.

Seitlich eingesetzter Streifen

Seitlich habe ich einen geraden Streifen eingesetzt, um wieder zur alten Weite zu kommen. Einen ähnlicheren Farbton habe ich aktuell nicht bekommen - mal sehen, ob mich der Kontrast auf Dauer stört und ich versuche, noch einen ähnlicheren Braunton zu bekommen, oder ob es so bleibt.

Links: Original-Ärmel; rechts: Ärmel mit eingesetztem Keil

Die Ärmel würden zwar an sich noch passen, aber durch den seitlich eingesetzten Torso-Streifen ist natürlich die Ärmelkugel größer geworden. Damit die Ärmel wieder passend eingesetzt werden können, habe ich dort einen Keil eingesetzt, hierfür haben noch die Reste des Originalstoffs gereicht - und für das Futter der abgeschnittene Überschuss des Torsos.

Zum Schluss habe ich die Ärmel wieder eingesetzt und die Säume wieder geschlossen. Knopf und Schlaufe am Kragen habe ich entfernt, weil der Kragen nicht mehr komplett schließt (was nicht schlimm ist, weil ich enge, geschlossene Krägen ohnehin nicht mehr gerne trage).


Dass die Ärmel vergrößert wurden, kann man am getragenen Mantel nicht erkennen. Der Sitz der Ärmel ist aus nähtechnischer Sicht nicht mehr besonders gut, man betrachte die Falten - für Larpzwecke ist das für mich aber okay.


Auch der Einsatz-Stoff ist getragen deutlich unauffälliger als er auf dem Nähtisch gewirkt hat ...


Die vorherige Länge hat mir etwas besser gefallen als die jetzige Knielänge, ich bin noch nicht sicher, ob ich auf Dauer auch unten noch einen Streifen ansetze. Das hat aber Zeit.


Auf jeden Fall muss ich aber noch schauen, ob Vorder- und Rückseite unterm seitlichen Verschluss wirklich ungleich lang sind und ich den Verschluss nochmal versetzen muss oder das Deel auf dem Foto nur unglücklich fällt!

Insgesamt bin ich überglücklich mit meinem neuen alten Deel, das ich endlich wieder tragen kann!

Ist euch schonmal Wäsche in der Maschine eingelaufen?

Verlinkt beim Creadienstag und Handmade on Tuesday

Eine schöne Zeit wünscht
Hana

Montag, 25. Februar 2019

Warum du mit dem Nähen anfangen solltest


So im Alter zwischen 12 und 14 Jahren habe ich angefangen, mich ein bisschen für Mode zu interessieren (vorher war mir das ganz egal). Ungefähr in dem Alter habe ich auch angefangen, Kleidung zu entwerfen, wenn mir langweilig war. Stilecht auf Collegeblock-Karopapier, wie man das als Schülerin halt so macht ;)
Nie hätte ich damals gedacht, dass ich als Erwachsene in der Lage sein würde, diese Entwürfe umzusetzen.
Schon seltsam, dass ich damals Modeentwürfe hingekritzelt habe, ohne im Mindesten daran zu denken, dass ich sie nachzunähen versuchen könnte. Obwohl unsere Mutter eine Nähmaschine besitzt und früher Karnevalskostüme für uns genäht hat, habe ich immer nur über das Ergebnis nachgedacht, nie über den Prozess an sich.

Vielleicht ging es mir wie so vielen Menschen und ich glaubte, Nähen sei etwas unheimlich Komplexes, Schwieriges, wie Genmanipulation.

Dabei ist es im Grunde ganz einfach:
Man klemmt ein Stück Stoff unter das Nähmaschinenfüßchen und tritt aufs Pedal. Schwupps, hat man eine Naht. Jeder kann das. 


Jeder kann nähen. 

Und jeder sollte es mal versuchen ... darum:

Genau DEIN Stil
  • man ist unabhängig von der Mode
  • man kann genau das anziehen, was man will, meist ohne viele Kompromisse eingehen zu müssen (wann kann man schonmal genau das Teil kaufen, was man haben will?) - the Stoffverfügbarkeit is the limit! Und die Stoffverfügbarkeit ist nicht mal das Ende der Fahnenstange. Man kann Stoffe mit Wunschmuster bedrucken lassen, selbst Stoffe bedrucken lernen (da gibt es viele Möglichkeiten) oder mithilfe eines Plotters eigene Folienmotive aufbügeln.
  • man trägt Unikate


Genau für DEINEN Körper
  •  man kann wirklich passende Kleidung herstellen (zur perfekten Passform ist es ein langer Weg, aber schon mit einfachen Anpassungen erzielt man oft bessere Ergebnisse als mit Kaufkleidung)
  •  man lernt seinen Körper gut kennen. Beim Nähen kann man sich nicht mit Schmeichelgrößen behumpsen, sondern muss sich dem Maßband stellen. Und: Wenn man sich darauf einlässt, kann man leichter herausfinden, was einem am besten steht. Schließlich kann man einfach ausprobieren, ob der Rocksaum in 5 cm kürzer besser aussieht (Tipp: Auf Fotos erkennt man mehr als im Spiegel)

Money, money, money ...
  •  man kann Geld sparen (sofern man nicht jeden Stoff kauft, der einem gefällt ...). Natürlich ist Selbernähen nicht billiger als Kik oder Primark (das sollte allen zu denken geben, die dort einkaufen!), aber man bezahlt i.d.R. sehr viel weniger, als man für ein vergleichbares (!) Teil im Laden bezahlt hätte. Gut, wer sich selbst vorrechnet, wieviel Gehalt er sich für seine eigene Freizeit ausbezahlen würde, kommt vermutlich nicht günstiger weg, aber das ist nicht die Lebenseinstellung, mit der ich leben möchte.
  • praktischer Nebeneffekt: Man spart sich den Gang zur Änderungsschneiderei und kann auch gekaufte Kleidung selbst ändern und reparieren. Auch hier gilt natürlich: Wenn man mehr Geld als Zeit hat oder wenn es um aufwändige Änderungen geht, kann die Änderungsschneiderei eine sinnvolle Alternative sein, aber bei einer offene Naht oder zu kürzenden Hosenbeinen kostet mich das Selbermachen weniger Zeit als allein der Fahrtweg, von Wartezeit, Geld und Abholen ganz abgesehen.


Worth it!
  • man lernt seine Kleidung wertzuschätzen
  • die eigene Kleidung wurde nicht von Kindern oder hoffnungslos unterbezahlten Arbeitssklaven in Ostasien gefertigt (Fortgeschrittene kaufen dann auch Fair Trade-Stoffe)

Hobbyfreuden
  • nicht zu unterschätzen: Das Gefühl, seine Zeit sinnvoll zu verbringen, etwas Sichtbares zu erschaffen und irgendwann auch stolz auf seine handwerklichen Fähigkeiten zu sein. 
  • man kann seine Kreativität ausleben. Aber Achtung, irgendwann ist der Kleiderschrank voll ... ich empfehle, von Anfang an auf Sorgfalt statt auf Zeitersparnis zu setzen. Am Anfang mag es befriedigend sein, Dutzende einfacher Teile binnen kurzer Zeit anzufertigen, aber in vielen Fällen hält die Freude an den Sachen nicht sehr lange an.
  • man lernt eine Menge über Materialien, Verarbeitung, Details und kann dieses Wissen auch auf Kaufkleidung anwenden.


Aber wir wollen nicht lügen, es ist nicht alles eitel Sonnenschein:  
Achtung, Fallstricke!

 Aller Anfang ist schwer

  •  Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Nähen muss man erst lernen und auch wenn das Prinzip nicht schwierig ist, gibt es viele Techniken, die nicht unbedingt beim ersten Mal perfekt klappen. Man braucht kein Talent fürs Nähen, aber was enorm hilfreich ist, ist: Geduld. Wer sich hetzt, schludert schnell und das sieht man hinterher. Bitte lasst euch Zeit, näht langsam und seid sorgfältig! Wer trennen muss, braucht doppelt so lange.
  •  Passend dazu: gerade am Anfang dauert Nähen lange. Ich bin heute, nach vielen Nähjahren, ziemlich schnell, aber am Anfang habe ich viel Zeit für ein Teil gebraucht. 

Wie's aussieht, sieht man erst hinterher

  • Am besten achtet man von Anfang an darauf, nicht wahllos Stoffe zu kaufen. Nicht jeden Stoff, der ein tolles Muster oder eine wunderbare Farbe hat, muss man besitzen! Sonst häuft man mehr Stoff an, als man vernähen kann und gerade Muster und auch Farben unterliegen der Mode. Auch bei Trendstoffarten aufpassen.
  • Ebenfalls wichtig: Man sollte versuchen, sich Stoffe - besonders welche mit Mustern oder sonstwie auffällige - als Kleidungsstück vorzustellen. Bei Markenstoffen kann man oft im Internet Nähbeispiele vom Hersteller oder von Bloggern, auf Instagram o.ä. finden.
  • Auch bei Schnittmustern heißt es Aufpassen: Der Schnitt, der Bloggerin Nähmaus**95 so super steht, muss an einem selbst nicht zwangsläufig auch gut aussehen. Ich fühle mich von manchen Schnittformen magisch angezogen, die nur an kleinbrüstigen Frauen super aussehen ... es kann helfen, sich eine Don't!-Liste zu machen mit Schnittformen, Details, Farben oder Mustern, von denen man die Finger lassen sollte, weil sie einem an anderen Leuten besser gefallen.

Und wenn du glaubst, dass dir zum Nähen das Talent fehlt: Hier erklären wir, warum Nähen keine Talentfrage ist!

Na, habt ihr jetzt Lust bekommen? ;)

Sonntag, 24. Februar 2019

7 Sachen 8/2019

Immer wieder sonntags: 7 Bilder von Sachen, für die wir an diesem Wochenende unsere Hände gebraucht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.


Gasthände: Der Liebste hat ein Kistchen gebeizt. 


Ungefähr 783x eine Falte gelegt, gebügelt, zum Festnähen festgesteckt, alles wieder rückgängig gemacht und von vorne begonnen. Irgendwann habe ich die Anleitung dann doch mal kapiert und ich hoffe, dass es jetzt richtig ist ...



Die Probestofftonne ausgeleert, alles ordentlich gefaltet und wieder eingeräumt. Wenn man in der Kiste wühlt, gerät der Inhalt schonmal etwas durcheinander und nimmt dann wesentlich mehr Raum ein als in gefalteter Form. 


Alten und neuen Blumenstrauß vereint. Die Ranunkel stammt noch vom 14. Februar und hat sich doch wohl echt gut gehalten!


Gestickt.


Eine Tasche genäht. Der Blazer Ellen von Pattydoo hat wirklich hübsche Details!


Nutella-Bananen-Pfannkuchen zum Abendbrot aufgewickelt.

Mehr 7 Sachen findet ihr bei Cherry's World - 7 Sachen-Sammlung.  

Samstag, 23. Februar 2019

5 years later - Nährückblick

In Nähblogs (und anderen Plattformen) sieht man viel frisch Genähtes. In der Anfangseuphorie wird das meiste bejubelt, aber die wichtigste Frage ist doch: Bewährt es sich auf Dauer? Oder näht man blindlings für die Tonne, nur mit Zeitverzögerung, weil die Teile einen ungetragenen Zwischenaufenthalt im Schrank bekommen?

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich eine neue Kategorie starten - den Rückblick auf genähte Dinge, 5 Jahre später. Wurden sie geliebt und abgetragen bis zur letzten Faser oder doch ein verzögertes TfT?

Schauen wir also zurück ...

Ich beginne mit unseren Bloganfängen Juli 2012 bis 2014 - anfangs sind das mehr als 5 Jahre, aber ich hab diesen Rückblick halt zu spät angefangen und die paar Beiträge können jetzt auch noch mit rein.

Denn was mir bereits aufgefallen ist: Damals haben wir noch wenig gebloggt und sehr viel weniger genäht. Je mehr Übung man hat, desto schneller geht es und desto mehr kann man in der gleichen Zeit produzieren!
Außerdem haben wir früher noch viel, viel mehr Larpdinge und auch mehr für andere (z.B. Swaps) genäht. Deshalb sieht es nach so wenigen Teilen aus (für 2 Leute) - denn ob Dinge für andere noch in Gebrauch sind, können wir nicht wissen und bei Larpkleidung hängt es nicht von der Qualität oder Stoffwahl ab, ob sie getragen wird, sondern davon, ob der Charakter noch (regelmäßig) bespielt wird.

2012 (zweite Jahreshälfte)
Schmetterlingsrock: Wurde eine Weile lang gern getragen, ist aber inzwischen nicht mehr mein Stil und aussortiert.
Star Trek-Nachthemd: Liegt im Schrank und wird getragen! Aber nur ab und zu, weil ich recht viele Sommerschlafsachen besitze.
blaues Hochzeitsgastkleid: Selten getragen, aber immer voller Freude. Ich überlege, die Ärmel nochmal zu ändern, die spannen etwas, wenn man sich bewegt
Adventskalendertasche 2012:  Nicht mein Stil, kaum benutzt, dann recycelt.


2013
hellblaue Sweatjacke: Ich habe sie viel getragen, irgendwann sah sie nicht mehr schön aus, war auch zu weit und wurde entsorgt.
Buchstaben-Pyjamaleggins: Ich krieche immer noch gern damit ins Bett.
Schneiderpuppenschürze: Besitze ich immer noch, liebe ich immer noch. Interessant, im Vergleich zu einem Stoffrest zu sehen, wie ausgeblichen die Farbe inzwischen ist.
sehr buntes Streifenshirt: Ich mochte den Stoff, aber ideal war er nicht und weil dazu das Shirt etwas zu kurz war und immer hochrutschte, wurde es gelegentlich getragen und irgendwann aussortiert.
blauweißer Faltenrock: Ich habe ihn ab und zu getragen (es gibt aber praktischere Röcke). Aktuell liegt er in der Ufo-Kiste, weil er zu weit ist und einen neuen Bund braucht.
Now!-Pulli: Vollflop, gar nicht getragen. Die Farbe des Basis-Pullis war einfach ein Fehlgriff, da hat auch das Upcycling nichts mehr retten können.
blaues Schalkragenshirt: Habe ich oft und gerne getragen, bis es zu weit wurde. Vielleicht nähe ich mal ein neues.
Skyline-Shirt: Habe ich oft und gerne getragen, bis es zu weit wurde und auch etwas ausgeleiert war.


2014
Burdashirt mit Musicalprint: Ich trage es ab und zu. Ist aber nicht 100% mein Stil.
Lila Sweatbolero: Liegt in meiner Stoff-Recycling-Kiste. Früher habe ich sehr oft Boleros getragen, aber 2014 flaute meine Bolero-Begeisterung bereits ab.
Winterfell-Sweatshirt: Gerne getragen, auch wenns nicht perfekt war. Inzwischen aussortiert, weil nicht mehr so schön und zu weit.
Grünes Sweatkleid: Für ein Kuschelkleid hatte es leider ein Riesenproblem: Der Stoff war einfach nicht kuschelig. War halt ein geerbter Stoff ... wurde recycelt/entsorgt.
Roter geraffter Rock: Leider ein Vollflop. Sah am Model einfach besser aus ... wurde recycelt.
Türkisfarbenes Leinenkleid: Gelegentlich getragen, aber nicht oft. Wie befürchtet - die überschnittenen Ärmel sehen nicht gut an mir aus. Inzwischen ists eh zu groß und wird gerade überarbeitet.
Blaues Pikeekleid: Einmal habe ichs getragen, aber nicht öfter. Ich mag Schnitt und Material sehr, aber es passt nicht zu meinem Leben.
Zitronenshirt: Lieblingsteil, immer noch gern getragen. Leider leiert der Jersey langsam aus.
Drachenhautshirt: Immer noch gern getragen.
Strandtasche: Für den Zweck zu klein und auch nicht mehr so richtig mein Geschmack. Ich denke, ich werde das Material recyceln.
Adventskalendertasche 2014: Ich mag sie sehr gerne und benutze sie regelmäßig.


Fazit: Von 23 Teilen (aus 2,5 Jahren) sind 8 noch in Gebrauch, 7 wurden gern verwendet und in Rente geschickt, 2 befinden sich in Umarbeitung. Tendenziell bis vollständig Flops waren 6 Teile.
So schlecht finde ich den Schnitt gar nicht. Dass man beim Stoff oder stilmäßig danebengreift, kann halt passieren, wenn man auch mal Experimente macht und das meiste wird oder wurde gern getragen!

Freitag, 22. Februar 2019

Größer, gemusterter, besser: Mass Effect-Tasche #2 - MixMich von Farbenmix

Vor drei Jahren habe ich eine Pen&Paper-Tasche mit Mass Effect-Motiven genäht. Ich mag das Design und sie leistet mir gute Dienste, aber ... sie ist einfach ein wenig zu klein.
Eine Mappe, meine treue flache Blechdose für Würfel und Stifte (die mich schon seit meinen Rollenspielanfängen vor etwa 17 Jahren begleitet) und ein Block haben drin Platz, aber mit dem später dazugekommenen Würfelbecher wirds schon eng und Knabberkram hat gar keinen Platz, wenn man etwas Voluminöseres als eine Tafel Schokolade unterbringen will.

[Vorab-Anmerkung: Aktuell gibts bei den Lichtverhältnissen mal wieder nur wahlweise Regen oder gleißende Sonne. Schwarze Dinge zu fotografieren ist dadurch nicht gerade einfach - ich biete euch also heute mal schlechte Fotos auf beide Arten ;)]

So viel mehr Platz!

Natürlich hält nichts so lange wie ein Provisorium, deshalb habe ich mich eine ganze Weile davor gedrückt, eine neue Tasche zu nähen, aber dann kam 2018 die alljährliche Adventskalendertasche von Farbenmix.
Wer's nicht kennt: Farbenmix bietet seit ein paar Jahren im Advent gratis einen Taschenschnitt an und zwar jeden Tag ein Stückchen. Früher 24 Tage lang, inzwischen nur noch 12 Tage, weil manche sich über Zeitmangel beklagt haben (schade!). Die Taschen waren: 2012 - Alle(s)Zusammen, 2013 - Skippy, 2014 - Stoffschätzchen, 2015 - Fünf-Fach-Organizer, 2016 - PacksEin, 2017 - Strandläufer, 2018 - MixMich.
Zweimal habe ich schon mitgenäht, die Eulentasche (2012, inzwischen aussortiert) und das Stoffschätzchen (2014, gerne verwendet). Seitdem habe ich die Anleitungen aber nur gespeichert, nicht genäht - die Taschen von Farbenmix sind oft sehr groß und labberig, das entspricht nicht meinen Taschenanforderungen.
Auch die Tasche "MixMich" von 2018 ist ziemlich riesig - "Brauche ich echt nicht!", dachte ich mir, habe mir nur so zur Sicherheit aber trotzdem die Anleitung gespeichert ...

Die Rückseite. Was das für ein Muster ist, seht ihr später.

Und dann betrachtete ich einen Monat später meine Pen&Paper-Taschensituation und änderte Meinung: Das ist genau, was ich brauche!
Die Tasche besteht aus verschiedenen Streifen, auf denen man gut Deko unterbringen kann (Paper Piecing-Motive!) oder Stoffreste ausnutzen, sie hat einen Reißverschluss, sodass nichts rausfallen kann und einen eingesetzten Boden, der für das nötige Volumen sorgt, um auch eine Tüte Chips problemlos unterzubringen. Außerdem ist eine Tasche für Kleinkram vorgesehen - hoffentlich groß genug für meine Blechdose und den Würfelbecher.
Zusätzlich baue ich vielleicht noch eine Zwei-Fächer-Unterteilung ein, um meinen Block vom Knabberkram zu trennen.

Zunächst habe ich mich für ein Motiv entschieden: Das N7-Logo von Fandom In Stitches, das ich eigentlich letztes Mal schon abgelehnt hatte, weil es nicht 100% passt. Aber was solls! Ich habe versucht, Vorlagen für andere Motive selberzumachen, aber das wäre sehr kleinteilig geworden und ich wollte nur ein kleines Motiv. Außerdem ... war ich zu faul.
Der hintere Außenstoff ist ein gut abgelagerter Baumwollstoff - ein Teil meiner ersten Bestellung bei Spoonflower vor ca. 8 Jahren.

[Dazu eine Anmerkung: Spoonflower ist ein Shop, bei dem man selbst Stoffe bedrucken lassen kann - und sehr viele Designer bieten dort auch ihre eigenen Muster zum Drucken an. Leider sind manche Muster zu filigran für Stoff, wie man hier sieht; auf Papier hätte das bestimmt toll ausgesehen ... allerdings ist die Bestellung, wie gesagt, viele Jahre her; zieht daraus also bitte keine Rückschlüsse auf die aktuelle Qualität.]

Damals kamen die Stoffe noch aus den USA (mittlerweile gibt es auch eine Zweigstelle in Berlin), ich habe einige Wochen gewartet und dann kam dieser Stoff an (einer von zwei Fat Quarters).


So viel kann ich sagen: Auf dem Bild erkennt man das Motiv deutlich besser als live! Vermutlich ist der Winkel günstig.
Aufgedruckt sind sehr filigrane Umrisse von Raumschiffen in Hellblau auf Schwarz - auf dem PC sah das Bild sehr hübsch aus, aber die Linien waren zu fein zum Drucken und man erkennt kaum etwas. Schade! Zum Glück hatte ich nur ein kleines Stück von diesem Stoff bestellt ...

Mit der Lupe erkennt man die Raumschiffe halbwegs.

Jetzt wird er Teil meiner Mass Effect-Tasche. Es sind zwar Star Trek-Raumschiffe, aber - man erkennt ja nicht viel ;)

Nachdem die Tasche fertig war, habe ich übrigens das zweite Stoffstück dazu wiedergefunden - das ist schärfer bedruckt:

Im Vergleich schon viel besser! Aber: Auch der ist nicht gut bedruckt; die weißen Stellen sollten blau sein.


Ich habe mich im Nachhinein dann kurz geärgert, den schlechteren der beiden Stoffe verwendet zu haben, aber dann festgestellt, dass ich von diesem hier schon ein Stück verwendet hatte - er hätte also ohnehin nicht gereicht.

Beim Futter hatte ich kurz überlegt, einen meiner tollen Weltraum-Stoffe zu verwenden. Aber die sind dunkel. Und dunkles Taschenfutter sorgt dafür, dass man ständig seine Sachen in der Tasche sucht. Also habe ich einen hellgrauen Stoff mit Sternen genommen, den ich sowieso verbrauchen wollte. Eigentlich mag ich Sternenmuster nicht (also, die klassischen fünfeckigen Sterne) - diesen Stoff hatte ich gekauft, als ich dringend grauen Patchworkstoff brauchte und im örtlichen Stoffladen keinen unifarbenen fand. Ja, ich habe um die Sterne drumrumgeschnitten ... was tut man nicht alles!
Wird jetzt ein Taschenfutter. Ich setze meine "Was soll's!"-Sichtweise fort, das habe ich bei den anderen Taschenteilen ja auch schon getan ...

Innenansicht mit funkelnagelneuem Regelwerk.

Das Paper Piecing-Motiv war verhältnismäßig schnell genäht, es sind nur wenige Teile und mehr gerade Streifen als komische Formen. Der weiße Stoff ist ein Bettlakenrest und ich habe ihn doppelt genommen, weil er ein wenig durchscheinend war. Anschließend habe ich schwarze Streifen um das Motiv genäht und hatte eine komplette Vorderseite.

Zuviel Sonne, aber man erkennt den Aufbau besser.
 
Die Rückseite habe ich im Ganzen aus dem Raumschiffstoff geschnitten, es blieb auch nur noch ein kleiner Fitzel übrig. Auch vom grauen Taschenfutter ist nur noch ein Rest da - hurra, jede Menge ungeliebte Stoffe aufgebraucht!

Um schwere Bücher herumzutragen, eignen sich eigentlich feste Stoffe besser - ich habe Vlieseline aufgebügelt sowie den Boden mit Decovil (einer festen, pappähnlichen Einlage) verstärkt und hoffe, dass das ausreicht.

So sieht die Innentasche von innen aus.
Die Innentasche habe ich auf die Rückseite gesetzt. Im Nachhinein war das keine so gute Idee; ich will den Würfelbecher dort unterbringen und der könnte vom restlichen Inhalt plattgedrückt werden. Der eigentliche Grund für die Innentasche ist nämlich, dass die Schnur des Würfelbechers etwas abfärbt ... allerdings kann ich den Würfelbecher auch einfach in einen Beutel stecken.

Für die Träger habe ich einen Gurtband-Rest von der Stoffschätzchen-Tasche verwendet (ebenfalls ein Farbenmixschnitt! So ein Zufall!). Und ich muss sagen: Zu der Mass Effect-Tasche passt dieser Träger tatsächlich noch viel besser. Dabei hatte ich mich schon ein bisschen geärgert, nicht bei Metryicentymetry Space-Gurtband mitbestellt zu haben, aber mit dem vorhandenen bin ich wirklich sehr zufrieden.

Ich mag das Gurtband.


Wenn man nicht gerade blöde Fehler macht (Träger auf unterschiedlicher Höhe festnähen, Falten beim Reißverschluss-Absteppen einnähen ...), ist die Tasche wirklich schnell genäht, nur der Boden ist ein bisschen tricky. Perfekt habe ichs nicht hingekriegt, aber so oft schaut man sich seine Taschen jetzt auch nicht von unten an ...

Insgesamt bin ich sehr glücklich mit meiner neuen Tasche, in die problemlos alles Nötige und der Knabberkram reinpasst. Gut, dass ich das nicht noch länger vor mir hergeschoben habe!

Schnittmuster: MixMich-Tasche von Farbenmix, N7-Paper Piecing-Vorlage von Fandom in Stitches
Material: Ikea-Ditte in Schwarz und Rot, Raumschiff-Stoff von Spoonflower, Bettlaken-Rest, Patchworkstoff mit Sternen, Gurtband
Änderungen: Innentasche mit Reißverschluss eingebaut

Verlinkt beim Freutag

Lg
Nria

Donnerstag, 21. Februar 2019

Es hätte so schön sein können ... Ottobre-Blazerjacke "New Season"

Ich habe mal wieder einen Flop zu vermelden. Diesmal ist aber der Schnitt unschuldig.

In meinem Stoffschrank versauerte schon einige Jahre lang ein interessanter Stoff: Woll-Fischgrät in verschiedenen Brauntönen mit einem dunkelbraunen "organischen Gittermuster" beflockt. Das Flockmaterial hat einen relativ langen, aber platten Flor. Gekauft hatte ich ihn in einem Stoffladen in Bielefeld und für einen Rock vorgesehen, dafür gefiel er mir später nicht mehr. Er lag schon auf dem Aussortiert-Stapel, aber dann habe ich den Stoff doch noch vernäht.

Eine kleine Anmerkung: Ich habe den Blazer vor etwa einem Jahr angefangen und damals wog ich ein paar Kilo weniger als aktuell - bitte wundert euch nicht, dass der Blazer etwas zu eng ist ;)

Der Schnitt ist ja eigentlich schön. Aber der Stoff ist nicht mein Ding.


Es ist gefährlich, Stoffe zu kaufen, weil man sie "interessant" findet. Merke: "Interessant" heißt nicht "schön" ... wobei ich nicht ausschließen würde, dass der Stoff an anderen Menschen toll aussehen könnte. An mir aber leider nicht.

In letzter Zeit bin ich dabei, die Ottobre wiederzuentdecken; eine Weile lang habe ich weder Ausgaben gekauft (zuviele untaillierte Wallewalle-Modelle) noch aus vorhandenen Exemplaren genäht. Aber das Titelmodell der Ottobre 5/2012 gefiel mir schon lange - der Blazer "New Season", dort aus lila Samt genäht.
Und er hat viele schöne Merkmale: Doppelte Wiener Nähte auf der Vorderseite, abgerundete Kragen- und Saumecken, eine Taillennaht ... die aufgesetzten Taschen gefielen mir nicht so, aber das kann man ja abändern.

Das Schöne an dem Stoff ist aber: Man kann beide Seiten verwenden, für einen interessanten Effekt.

Als Stoffverbrauch waren 1,60 m angegeben und ich war aus irgendeinem Grund fest davon überzeugt, 2 m von dem Wollstoff zu besitzen. Also dachte ich mir, ich gebe der Sache mal eine Chance, auch wenn ich wieder blöde 40 cm übrig habe.
Beim Zuschnitt kam dann die Überraschung: Ich hatte nur 1,25 m von dem Stoff (huch! Vielleicht hatte ich damals vor, 2 m zu kaufen und es war nur noch ein Rest auf dem Ballen?), hat aber genau ausgereicht. Des Rätsels Lösung: Der Samtstoff aus der Ottobre lag nur 1,35 m breit und das war maßgeblich für den Stoffverbrauch ... aber gut, ich beschwere mich nicht! Denn so hatte ich keinerlei Reste übrig. Hätte ich 1,60 m extra gekauft für den Blazer, hätte ich mich ziemlich geärgert. Augen auf beim Blick in die Stoffverbrauchstabelle!

Das nenne ich ideale Stoffausnutzung! Gut, ohne aufgesetzte Taschen.

Der Zuschnitt dauert ewig. Aber gut, das ist bei einem gefütterten Blazer zu erwarten. Ich habe allerdings erstmal kein Futter zugeschnitten, weil kein passendes da war. Und dann ... aus anderen Gründen nicht.

Als ich den Blazer halbwegs zusammengenäht hatte (d.h. vollständiger Torso und mindestens 1 Ärmel dran), habe ich ihn anprobiert - und er sah furchtbar aus. Nicht die Passform, die war tatsächlich nahezu perfekt! Sondern der Stoff wirkte omahaft und altbacken, einfach nicht tragbar für mich.

Leider habe ich vergessen, das Desaster zu fotografieren, aber auf links gedreht seht ihr, wie der Blazer vorher ungefähr ausgesehen hat:

Natürlich sah man keine Belege, d.h. die einzigen hellen Stellen waren Revers und der Einsatz am oberen Teil.

So lag der halbfertige Blazer lange Monate als Ufo herum. Irgendwann habe ich mich aufgerafft und alle Nähte wieder aufgetrennt. Dann habe ich das Ganze schlicht umgedreht und auf links wieder zusammengenäht; die Rückseite ist ja deutlich schlichter. Zum Glück war ich faul und hatte die Nähte nicht (zusammen) versäubert - dann hätte ich mir die Arbeit sicher nicht angetan, das aufzutrennen!

Provisorisch verschlossen mit einer Sicherheitsnadel. Lohnt nicht, an einen zu engen Blazer Knöpfe zu nähen.


Mir war inzwischen klar, dass auch die Rückseite keinen perfekten Nria-Blazer ergibt: Brauntöne stehen mir nicht gut, erst recht keine hellen, ich trage solche Farben auch nicht gerne und ohne Flock sieht man sehr deutlich das Fischgrätmuster des Basisstoffs, bei dem die Streifen natürlich nicht passen an den Nähten. Aber ich wollte das Ganze fertignähen, um wenigstens den Schnitt beurteilen zu können - damit die Arbeit nicht völlig umsonst war.

Bei dem Flockmuster sieht man die Streifen nicht. Auf der Rückseite leider schon - und sie passen an den Nähten nicht.

Eigentlich mag ich Fischgrätmuster sehr - deshalb bin ich noch gar nicht sicher, ob die Jacke wirklich ein Flop ist. Die unpassenden Streifen sind halt nicht schön und grad bei einem Blazer stört mich das. Die Farbe ist nicht so mein Fall und das Flockmuster ist auch ein wenig pieksig innen ... ich vermute also, dass ich die Jacke auch dann nicht tragen werde, wenn ich wieder die richtige Größe dafür trage.

Der Schnitt an sich gefällt mir aber! Die Passform ist - wenn man von der zu kleinen Größe absieht - gar nicht schlecht, finde ich.
Was meint ihr, lohnt es sich, einen neuen Versuch mit einem anderen Stoff zu starten, der mehr mein Stil ist?

Schnitt: Blazer "New Season" aus der Ottobre 5/2012, Modell 5, Gr. 40
Material: Fischgrät-Wollstoff mit Flockmuster, Futterstoff
Änderungen:
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag und Sew La La.

Lg
Nria

Mittwoch, 20. Februar 2019

Ein gesprenkeltes Experiment - Tulpenkleid Chloe von Pattydoo

Es wird Frühling! Zumindest beim Jahreszeiten-Sew-a-long von Frau freut sich. Passend dazu habe ich ein Kleid zu bieten, das nur auf die ersten warmen Tage wartet!

An diesem Kleiderschnitt scheiden sich die Geister und allein schon deshalb war ich seit Langem neugierig darauf. Das Oberteil bietet Abnäher (hurra!), der Rockteil ist tulpenförmig (oben gerundet, unten eng zulaufend), was durch die Kellerfalten noch betont wird. Es wird daher auch ein Stoff mit etwas Stand empfohlen.

Nanu, wo sind denn die Kellerfalten hin?

Vielen Frauen steht dieses Kleid sehr gut - anderen gar nicht. Und das hängt gar nicht von der Kleidergröße ab! Ich vermute: Für Birnentypen ist die Form ideal, weil die Taille betont wird und breite Hüften/Oberschenkel unterm Rock verschwinden, aber je mehr Bauch man hat, desto schwieriger wird es. Also eigentlich nichts für mich - aber ich war eben neugierig, die Schnittmuster von Pattydoo kosten als Ebook nur 2,99 € und ich hatte noch einen stark reduzierten Sprenkeljersey in Türkis im Schrank, also habe ichs einfach ausprobiert.

Das Türkis ist übrigens eigentlich keinswegs so blau, sondern sehr viel grüner als auf den Bildern, ließ sich aber nicht mal mit Farbkorrekturen hervorlocken.

Die Farbe ist leider unfotografierbar. Aber ich mag die Sprenkel.

Genäht waren die paar Schnittteile schnell, aber es zeigte sich (nicht so überraschend): Diese Rockform ist nichts für mich. Die Falten sprangen zu sehr auf und die Rockform sah seltsam aus.

Also habe ich kurzerhand den Vorderrock nochmal abgetrennt und gekräuselt angenäht. Einige haben einfach den Hinterrock zweimal zugeschnitten und statt des Vorderrocks angenäht, aber der ist eben schmaler als der Vorderrock und ich fürchte, das wäre zu eng.
Dann habe ich die sehr geschwungene Hüftpartie etwas begradigt. Sieht schon deutlich besser aus! Besser wäre es, wenn der Rock unten nicht etwas enger zulaufen würde; gerade oder ausgestellt sieht besser aus an mir.

Hinten steht der Ausschnitt etwas ab, da hätte ich das Bündchen mehr dehnen müssen.

Den Ausschnitt habe ich vom Shirt "Marika" aus dem Lillestoff-Magazin 2/2018 (Nr. 2) übernommen. Wo ich gerade am Experimentieren war ... den V-Ausschnitt mit dem breiten Bündchen fand ich nämlich sehr schön und wollte ihn auch mal unverbindlich ausprobieren.

Hier seht ihr den Ausschnitt im Detail! Ungebügelt und unversäubert, Asche auf mein Haupt ...

Insgesamt finde ich das Ergebnis gar nicht so schlecht! Der gesprenkelte Jersey war grünstichiger, als ich vermutet hatte (ich hätte ein blaueres Türkis erwartet) und ich war unsicher, ob die Farbe zu mir passt, aber irgendwie passt sie zu dem Kleid und ich finde es tatsächlich sehr frühlingshaft.
Ob ich mit dem Rock so warmwerde, weiß ich noch nicht ganz - möglicherweise werde ich doch noch eine andere Rockform annähen (ein Keil, um die eng zulaufende Form auszugleichen, könnte auch reichen). Aber erstmal probetragen.

Jetzt muss es nur noch etwas wärmer werden!


Schnitt: Chloe von Pattydoo, Version ohne Taschen, Gr. 38 (mit anderem Ausschnitt)
Material: Baumwollsweat von Michas-Stoffecke
Änderungen: Vorderrock gekräuselt statt in Falten gelegt, Ausschnitt von Shirt Marika (Lillestoff-Magazin 2/18) übernommen, Rock-Seitennaht etwas begradigt, Ärmel gekürzt?
Nachnähpotential: Ist leider nicht mein Rock-Schnitt. Aber das Oberteil finde ich ganz gut.
Verlinkt beim Jahreszeiten-Sewalong von Frau freut sich und AfterWorkSewing.

Lg
Nria

Dienstag, 19. Februar 2019

Feldflaschen fürs Larp - Überblick und Feldflaschentaschen-Tutorial

Feldflaschen im Fantasy-Larp sind so eine Sache.

Metall-Feldflasche in Lederhülle mit Umhänge-Riemen - Tutorial gibts unten

Wer sich fragt "Was für eine Feldflasche fürs Larp soll ich verwenden?", dem stehen diverse Optionen offen:
  • Der hübsche Klassiker: Lederflaschen, mit Wachs gehärtet. Historisch, wunderschön, bruchfest, leicht - im Winter. Im Sommer werden sie meiner Erfahrung nach undicht und ich bin einfach zu faul, Feldflaschen regelmäßig neu mit Wachs abzudichten
  • Ebenso schön: Keramik-Feldflaschen. Leider sehr schwer und nicht bruchsicher
  • Die historische Variante: Kalebassen. Wer es nicht kennt: Das sind hohle Kürbisse. Damit habe ich keine Erfahrung - weniger bruchgefährdet als Glas oder Keramik, aber drauffallen sollte man wohl besser nicht
  • Billig, aber fies - Trinkschläuche: Bei Anfängern beliebt, ich würde sie niemandem empfehlen. Ich bin wirklich alles andere als pingelig, was Hygiene angeht, aber die Dinger können innen nicht richtig trocknen und nicht richtig gereinigt werden ... solltet ihr einen Trinkschlauch verwenden, füllt nie, nie, wirklich niemals etwas anderes als pures Wasser hinein, sonst trinkt ihr ab da mit Schimmel-Zusatz. Und nebenbei: So richtig ambientig sind die Dinger mit Kunststoff-Paspeln und Plastik-Mundstück auch nicht ...
  • Die Notlösung - versteckte Plastikflaschen: Meist in Stoff- oder Lederbeuteln verpackt, manchmal tatsächlich eingenäht. Das Problem - den modernen Plastik-Schraubverschluss bekommt man schlecht verdeckt, es bleibt eigentlich immer ein OT-Gegenstand
  • Glasflaschen - recht selten als Feldflasche genutzt, meist nur als Trankflasche, aber ersteres geht natürlich auch. In einer Halterung ähnlich wie Keramikflaschen: Gut ambientetauglich, aber schwer und bruchanfällig
  • Für mich kommt inzwischen nur noch eine Lösung infrage: Metall-Feldflaschen. Bekommt man in schönen, teureren Varianten (wie dieses römische Modell) oder ganz billig in Army-Shops.
    Bruchsicher, leicht, gut zu reinigen, hitzetauglich, optisch ins Setting passend, günstig erhältlich. Für meine Ansprüche perfekt!

Feldflaschen-Varianten: Historisch aus Keramik und gehärtetem Leder, modern aus Metall


Bei den Armee-Modellen rate ich allerdings dazu, sie etwas umzumodeln. Diverse an sich sehr taugliche Flaschen kommen mit einem Filzbezug - an sich ja durchaus passend für Fantasy-Settings, allerdings dürften viele diesen Anblick auch aus Weltkriegs-Filmen kennen.
Eine Feldflaschenhalterung ist wirklich anfängertauglich und man kann zugleich noch eine Halterung oder Riemen für die Flasche anbringen:


Mein Modell ist eine britische Feldflasche von 1937 - wie oben beschrieben mit Filzbezug. Den wollte ich einerseits austauschen und andererseits auch die Möglichkeit hinzufügen, einen Trageriemen anzubringen.


Zuerst: Nähte auftrennen und die Flasche auspacken. Wer eine unverpackte Flasche hat, macht sich eine Schablone aus Papier - die Bodenform bekommt man durch schlichtes "Flasche auf Papier stellen und drumrummalen" hin, für den Hauptteil Höhe und Umfang ausmessen, für das Deckelteil den Boden kopiere und mit Flaschenhalsloch versehen.


Wer möchte, kann die olivgrüne Farbe der Flasche abschmirgeln, zumindest am sichtbaren Hals-Stück - bei meiner Flasche war die Farbschicht zu dick, da hätte ich maschinelle Unterstützung gebraucht statt nur Schmirgelpapier.


Zum Übertragen aufs Leder drücke ich die Nahtzugaben mit einem Lineal flach, damit sie nicht hochstehen und zu kurz abgemalt werden.


Die benötigten Teile - plus zwei optionale Streifen für eine Umhängeriemen-Halterung.


Das Hauptteil um die Flasche wickeln und die Seiten unauffällig markieren, dort die beiden Lederstreifen als Schlaufen annähen. Geht bei dünnem Leder per Hand oder auch mit der Nähmaschine.
Wer den Umhängeriemen nicht abnehmbar gestalten möchte, kann ihn hier direkt statt der Schlaufen annähen.


Hauptteil zusammen- und den Boden annähen. Wenden und Flasche reinstecken.


Den "Deckel" aufsetzen und per Hand festnähen. Der "Deckel" ist natürlich optional - wer möchte, kann auch eine einfache Tasche machen. Hier tarnt er aber die recht modern armeemäßige grüne Flaschenfarbe.


Jetzt kann man einen Umhängeriemen (entweder direkt aus Leder geschnitten oder einfach ein alter Gürtel) anbringen - hier z.B. an beiden Enden zu Schlaufen genäht und mit dünnem Riemen an die Flasche angeknotet. Das hat den Vorteil, dass man die Flasche auch einzeln verwenden und auf den Tisch stellen kann ... man könnte auch eine einzelne Schlaufe auf der Flaschenrückseite anbringen und die Flasche an den Gürtel knoten, wenn man sie lieber dort tragen möchte.

Welche Arten von Feldflaschen verwendet ihr am liebsten?

Verlinkt beim Creadienstag und Handmade on Tuesday.

Eine schöne Zeit wünscht
Hana