Ich nähe richtig gerne Jacken und Mäntel. Dummerweise braucht man davon nur sehr wenige und dann halten die auch noch ewig!
Aber so langsam war mal wieder ein neuer Mantel fällig. Meine alten sind so um die 10 bzw. 15 Jahre alt und gerade die Kunstlederbestandteile lösen sich langsam auf, die Wolle ist auch nicht mehr so 100% schön ...
[Apropros Wolle: Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich mit dem falschen Material echt den Spaß verdirbt!]
Okay, und ich hatte Lust auf einen neuen Mantel. Diesmal sogar in einer für mich ziemlich ausgefallenen Farbe: Hellblau. Habe ich früher rauf- und runtergetragen, aber schon länger nicht mehr. Den Mantelstoff (keine Wolle, ich habe mich zu einem günstigen Polyesterstoff verleiten lassen und dann war er nunmal da) habe ich im Sale bei Evli's Needle gekauft, weil ich eine größere Menge brauchte, und eigentlich den Vogue-Mantel 1669 geplant. Hier sieht man eine Umsetzung davon - von den Big 5 findet man im englischsprachigen Raum ja durchaus öfter Reviews.
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Also ... der Mantel ist ganz okay ...?
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Mir war zwar klar, dass Doppelreiher eher für große und/oder sehr schlanke Leute tauglich sind, aber probieren kann mans ja mal ...
Der Kauf war schon ein Jahr her und langsam wollte ich mich an die Umsetzung machen, nachdem ich im letzten Jahr doch sehr mit Hochzeitskleidung, u.a. dem Adeona-Mantel, beschäftigt war. Und dann stellte ich fest, dass der Vogue-Schnitt für leichte Stoffe vorgesehen ist und mein blauer Stoff ist mindestens mittelschwer. Mist.
(okay, vielleicht war ich auch ein klein wenig erleichtert, weil mir bei der schönen, aber ungewöhnlichen Linienführung wirklich vor der FBA graute ...)
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Aus dieser Perspektive macht er nicht gerade schlank.
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Gar nicht so schweren Herzens bin ich dann spontan auf einen Schnitt umgeschwenkt, den ich schon länger angeschmachtet hatte, dabei war er nicht mal im Sale! Nämlich Ember von Purpurnaht.
Was mir beim Schnitt fehlt, sind Passzeichen an den Wiener Nähten! Dafür bin ich mit den Bildern in der Anleitung sehr zufrieden: Es sind Zeichnungen statt Fotos, aber man erkennt alles bestens, Vorder- und Rückseite sind unterschiedlich farbig dargestellt ... viel besser als all die Fotoanleitungen mit wildgemustertem/schwarzem Stoff oder überbelichteten Fotos von weißen Stoffen!
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Der Ärmelaufschlag ist ganz hübsch, auch wenn ich die Verarbeitung kompliziert fand.
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Allerdings musste ich die ein oder andere Stelle schon 5x lesen. Ich finde die Anleitung nicht so richtig klar; z.B. beim Ärmelaufschlag (wie genau muss ich ihn jetzt an den Ärmel stecken? Das Bild war etwas irreführend) oder beim Beleg (bekommt der 4 cm Saumzugabe wie der Außenstoff oder 1,5 cm wie das Futter?).
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Schwarzes Futter! Passt zu den Knöpfen.
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Richtig blöd: Das Futter wird per Hand ringsherum festgenäht - mit keinem Wort wird aber erwähnt, wie man den Beleg unten verarbeitet.
Überwiegend ist die Anleitung ganz okay, aber einige Stellen sind wirklich unklar oder unvollständig.
In der Anleitung sind übrigens nur Schulterpolster erwähnt; ich habe zusätzlich Ärmelfische ergänzt. Hier bei Simply Kreativ gibt es eine schöne Anleitung, wie man beides einsetzt! Und Burda hat eine kleine Warenkunde für Schulterpolster, falls ihr wie ich auch wie der Ochs vorm Berge steht, wenn's darum geht, welche Art Schulterpolster man eigentlich braucht.
Ebenfalls ergänzt habe ich einen Aufhänger. Ja, Mäntel sollte man eigentlich auf Bügel hängen, aber die gibts nunmal nicht überall!
Ein kleines Problem war der Mantelstoff: Völlig unbügelbar. Nicht weil er keine Hitze ausgehalten hätte - er zeigte sich einfach vom Bügeleisen gänzlich unbeeindruckt. Ich musste dann mehr absteppen, als mir eigentlich lieb gewesen wäre.
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Die Passform ist nicht so toll und der Saum fällt blöd. Gut, das ist nicht die Schuld des Schnitts.
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Das ist auch blöd beim Saum: Der wird umgeschlagen, es gibt nur vorne einen Beleg. Bei einem gut bügelbaren Stoff geht das gut, bei diesem hier ... hmmm.
Zumal in der Anleitung die 4 cm des angeschnittenes Saums gerade nach unten verlängert gezeigt werden statt gespiegelt - das wird doch viel zu breit beim Umschlagen! Ich hatte so schon Probleme.
Noch etwas, das mich stört: Beim Adeona-Mantel, den ich letztes Jahr genäht habe, wird der Saum (mit Beleg, nicht umgeschlagen!) per Maschine am Futter angenäht, per Hand werden dann Ärmelfutter und Kragen anstaffiert. Beim Ember-Mantel wird der Kragen per Maschine genäht und den ganzen weiten Saum näht man per Hand. Dauert viel, viel länger und es ist auch eine Stelle, die man mehr sieht, besonders, wenn der Mantel offen getragen wird.
Wohl wegen des sehr störrischen Materials sah der handgenähte Saum einfach furchtbar aus (ich habe schon öfter Futter anstaffiert, es lag also nicht an mangelnder Übung). Ich habe ihn also wieder aufgetrennt und dann doch maschinengenäht und durch den Kragen gewendet.
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Die Taschenform ist jedenfalls interessant.
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Bei den Knöpfen war meine Devise: Use what you have! Bei einem Mantel im Vintage-Stil passen Retro-Knöpfe doch bestens! Meine favorisierten Knöpfe (ich glaube, von einem ausrangierten Mantel der Schwiegermutter meiner Schwester) waren nur in einer Stückzahl von 6 vorhanden; der Schnitt verlangt 8. Ich hatte auch noch schöne von einer meiner Großmütter, aber in Anthrazit und eigentlich wollte ich die Knöpfe unbedingt in Schwarz.
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Die Knöpfe sind sehr interessant und schwierig zu fotografieren.
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Dieses Problem löste sich zum Glück von selbst, denn bei der Anprobe zeigte sich: Die bis oben zugeknöpfte Variante, die ich bei der Makerist-Vorschau sooo schön fand, steht mir überhaupt nicht. Da steht mir mal wieder meine Kurzhalsigkeit im Wege ... aber dafür reichten dann meine Lieblingsknöpfe aus, hurra!
Die Knopfpositionen musste ich wegen des Kürzens neu anordnen. Bisschen doof, aber das kenne ich ja schon und was will man machen?
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Immerhin warme Hände.
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Ich muss leider sagen: Begeistert bin ich nicht. Die Form steht mir nicht so, das Material ist blöd zu verarbeiten und ich kriege den Saum einfach nicht flachgebügelt, aber der Mantel ist auch nicht toll genug, um ihn per Hand mit Punktsteppung zu fixieren (und ringsrum Absteppen sah ziemlich doof aus).
Ob ich ihn also wirklich tragen werde? Ich zweifle noch. Immerhin war das Material billig - aber daran werde ich nächstes Mal definitiv nicht sparen.
Schnitt: Mantel Ember von Purpurnaht, Gr. 42
Material: Mantelstoff von Evli's Needle, Futterstoff aus dem Vorrat, Knöpfe von einem alten Mantel
Änderungen: Ärmel um 5,5 cm gekürzt, Schultern um 1 cm verschmälert, Mantel um 16 cm gekürzt (2 cm am Oberkörper, 5 cm an der Hüfte, 9 cm am Saum), Ärmelfische und Aufhänger ergänzt
Nachnähpotential: Ich denke nicht.
Verlinkt beim MeMadeMittwoch.
Lg
Nria