Das hier ist schon die zweite Hose nach diesem Schnitt. Die erste habe ich aber noch nicht fotografiert, daher kommt zunächst diese Version an die Reihe.
Dank gewisser Coronapfunde (super Ausrede) passe ich nicht in meine Sammlung kurzer Hosen. Das ist echt blöd, wenn der Hochsommer naht, also habe ich ein paar neue genäht.
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Bei der Kordel bin ich noch nicht so ganz sicher, aber die Hose mag ich. |
Ich hatte ein paar feste Vorstellungen dazu:
- Gummizug (zum Rumsitzen, insbesondere auf längeren Fahrten in Auto, Bus oder Bahn)
- etwas längere Beine (erstens, damit die Beine auf längeren Fahrten nicht so zusammenkleben, zweitens, damit man sich weniger eincremen muss. Ich hasse Sonnencreme. Längere Kleidung ist mein Freund.)
- nicht zu tief geschnitten, sonst rutscht die Hose gern so tief runter
- Taaaschen! Ich nutze die nie dauerhaft, aber bringe da gerne mal kurz einen Schlüssel unter.
- hübsch
Zuerst gucke ich natürlich immer in meiner Zeitschriftensammlung, aber da war nichts Passendes zu finden. Die meisten Shorts hatten einen festen Bund und der Rest sah mir sehr schlabberig aus. Ich hätte nochmal die Summer-Shorts von Pattydoo nähen können (die hat
Hana in Gelb und
ich in Türkis genäht), aber da mussten wir feststellen, dass uns die lange Version nicht so steht.
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Taaaschen! |
Also habe ich mich anderweitig umgeschaut und bin bei der Pastinaca-Shorts von jusAsuj hängengeblieben. Ist das nicht ein toller Name für einen Schnitt?! (den Shopname finde ich mal wieder doof, aber mich fragt ja keiner.)
Die hat einen Paperbag-Bund (aber eher moderat, nicht mit superviel Stoffgeknubbel), Gummizug, sehr schicke und große Taschen, hinten eine Passe und optionale Beinaufschläge sowie Gürtelschlaufen und einen Gürtel. Finde ich super! Was sie leider nicht hat: Potaschen. Aber ich bin ja flexibel.
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Keine Taschen :( |
Das Zusammenkleben des Schnitts finde ich so mittelpraktisch - die Blätter werden nirgends abgeschnitten, sondern einfach so überlappend aneinandergelegt. Das ist sicher super, wenn man einen Drucker hat, der randlos drucken kann. Ansonsten hat man Lücken in den Linien. Also so mittelpraktisch.
Die Anleitung fand ich leider schlecht. Oft wusste ich überhaupt
nicht, was gemeint ist, obwohl ich schon diverse Hosen genäht habe und
wirklich keine Anfängerin bin. Die Bilder waren nicht hilfreich oder
passten schlicht nicht zu dem beschriebenen Schritt.
Und die
Verarbeitung - der Bund wird einfach doppelt gelegt und angenäht. Sieht
von innen nicht sonderlich schön aus. Wirkt auch nicht professionell.
Von diesem Hersteller werde ich definitiv nichts mehr kaufen.
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Etwas unscharf, aber dafür Detailaufnahme! |
Jetzt aber zum Stoff (und zur Erklärung des Beitragtitels): Vor einer Weile habe ich irgendwo ein Reststück weißes Leinen mitbestellt, ungefähr 1,10 m. Eine schöne dicke und strukturierte Qualität, aber irgendwie in dieser Menge nicht gut brauchbar: Der Stoff ist einfach recht fest und hat viel Stand.
Für eine Tunika, die mir ursprünglich vorschwebte, ist der Stoff zu stabil. Für andere Zwecke wie eine Jacke oder ein Kleid reichte die Stoffmenge aber nicht. Ich war ratlos und der Stoff lag traurig im Schrank herum. Irgendwann hat jemand dann offenbar kleinere Stücke davon abgeschnitten, für Belege oder sowas, irgendwelche Kleinteile, als ein anderer Stoff nicht gereicht hat. Und der Stoff wurde noch kleiner. Für eine Shorts vielleicht noch genug, aber von weißen Hosen lasse ich wohlweis(s)lich die Finger.
Im Juni habe ich dann mal Nägel mit Köpfen (oder eher: Hosen aus Leinen) gemacht: Aus dem Materialtauschpaket des Nähkromantenforums hatte ich eine Packung Textilfarbe in Grau getauscht und den Stoff zusammen mit einem anderen (weißer fester Pikee - dazu fiel mir echt nichts ein!) in die Waschmaschine gesteckt. Sie kamen viel tauglicher in freundlichem Grau wieder heraus!
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Hat so geraaade eben draufgepasst. |
Für die Pastinaca-Shorts hat der schon angeknabberte Stoff so ganz gerade eben gereicht, sogar inklusive Beinaufschläge. Was nicht mehr draufgepasst hat, war der Innenbund (und auf Potaschen musste ich auch leider verzichten). Den habe ich dann mit naturfarbenem dünnerem Leinen ersetzt; sowieso besser bei dem dicken Stoff.
Das Nähen ging beim zweiten Mal schon einfacher als beim ersten Mal; immerhin wusste ich ja, wie das Endergebnis aussehen sollte.
Der Paperbagbund ist aus diesem Material nicht sehr paperbaggig, er wellt sich nur sacht vor sich hin. Aus dünnerem Material funktioniert es prima, aber der Stoff ist wohl zu dick und zu steif. Na ja, kann man nix machen, aber meist trage ich eh ein Shirt drüber.
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Trotz aller Schwierigkeiten: S(c)höne Shorts! |
Mein Fazit:
Ich habe jetzt schon drei Pastinaken im Schrank - noch Fragen? Den Schnitt kann ich empfehlen, die Anleitung fand ich nicht gut. Es gibt wohl ein Anleitungsvideo, aber mit Videos komme ich nicht gut klar und für mich hats ja auch so geklappt.
Und der Stoff hat endlich einen guten Verwendungszweck gefunden!
Schnitt: Pastinaca Shorts von jusAsuj, Version mit Taschen und Gürtel, Gr. 40
Material: recht festes und dickes Leinen (recycelt von einem alten Kleidungsstück),
Änderungen: Gürtelschlaufen im Bund mitgefasst, andere Bundverarbeitung, Potaschen hinzugefügt
Nachnähpotential: Schon geschehen. Empfehlung für den Schnitt, keine Empfehlung für die Anleitung.
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Du für dich am Donnerstag.
Lg
Nria