Das Februar-Motto der Ü30-Blogger für den Februar lautet: Farbe bekennen.
Das kann ich gut! Ich liebe Farben - je knalliger und leuchtender, desto besser. In meinen 20ern habe ich auch gerne viele Farben auf einmal getragen und ich glaube, ich besaß lange Zeit kein einziges schwarzes Kleidungsstück (das hat auch Nachteile: Ich musste vor mehr als einer Beerdigung mit großem Zeitdruck passende Kleidung kaufen, die ich dann nie wieder getragen habe, wegen der Farbe und weil hastig gekaufte Sachen oft nicht so ideal sind) und auch kaum Grau. Die Suche nach einer Winterjacke in einer leuchtenden Farbe ist allerdings eine Sache für sich, da gibt es fast nur Schwarz und Dunkelgrau ...
Mittlerweile kombiniere ich eher dezente Farben mit knalligen, weil ich finde, dass das erwachsener wirkt. Jünger geschätzt zu werden mögen ja viele, aber mit über 30 für einen Teenager gehalten zu werden, ist dann doch nicht so toll.
Im Februar habe ich bei einem Swap mitgemacht und habe ein Portemonnaie genäht. Und was las ich im Steckbrief der Swap-Partnerin bei den Lieblingsfarben? "Bunt". Was habe ich mich gefreut!
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Noch etwas unförmig, weil frisch genäht. Und wo sind jetzt all die Farben?
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Ein Portemonnaie wollte ich schon ewig nähen. Dummerweise/zum
Glück halten meine Geldbörsen meist sehr lange und meine war noch
längst nicht am Ende seines Lebenszyklus' angekommen. Außerdem sind
meine Portemonnaie-Anforderungen recht speziell, und dafür einen
Schnitt zu finden ...
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Daaaa sind sie! Etwas perspektivisch verzerrt.
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Das hier ist der Schnitt "Mr Ryks" von Hansedelli. Eigentlich ist das Teil für Herren, aber egal. Ich finde Geschlechtersortierung in den meisten Fällen ziemlich unsinnig (gut, bei vielen Kleidungsstücken ist es natürlich sinnvoll).
Erst viel später fiel mir auf, dass Männer ihre Geldbörsen überwiegend etwas anders nutzen als Frauen: Die werden in die Hosentasche gesteckt und brauchen deshalb keinen Verschluss. Als Frau packt man seine Börse eher in die Handtasche, wo sie lose rumfliegt und dazu neigt, sich von selbst zu öffnen. Der Verschluss hier ist also von mir eingefügt, der ist nicht im Schnitt integriert.
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Gut verschlossen!
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Die Hansedelli-Taschenanleitungen sind
für mich die besten auf dem Markt: Super durchdacht und ausführlich;
es gibt z.B. eine nummerierte Abbildung der Taschen innen und außen,
sodass man genau sieht, welches Schnittteil hinterher an welcher
Stelle sitzt, plus eine Abbildung der Schnitteile einzeln. Perfekt
für die Planung und das Verständnis!
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Ich habe eine Lasche angenäht und den Ansatz verdeckt. Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten.
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Portemonnaies zu nähen ist für mich Neuland. Taschen habe ich ja schon einige hergestellt, aber das hier ist doch etwas anderes.
Was aber wirklich wichtig ist: Die
Anleitung exakt zu lesen. Ich habe mehrmals Dinge übersehen und dann
falsch gemacht. Zum Beispiel: Bei der Universalversion
muss das Reißverschlussfach gespiegelt genäht werden, sonst wird
der Reißverschluss von unten nach oben geöffnet und die Münzen
fallen raus.
Und das vordere Scheinfach ist 0,75 cm
kürzer als das Innenleben, wenn man es nach dem Annähen an die
Kartenfächer umklappt, das ist richtig so! Ich habe das übersehen
und dann entgegen der Anleitung doch die Nahtzugabe zurückgeschnitten
... das konnte ich nicht wieder ändern, daher ist meine Einfassung
jetzt etwas kürzer als vorgesehen. Kein Drama, aber doch etwas
ärgerlich.
Und ich musste völlig unnötig oft trennen, weil ich manchmal einfach unkonzentriert war. Hier ist ein Outtake (das war aber echt nicht die Schuld der Anleitung!):
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Finde den Fehler!
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An manchen Stellen muss man der Anleitung einfach vertrauen, z.B. wenn ein Teil kürzer ist als das, wo es draufgelegt wird. Und insbesondere bei dem Schritt, wo die Scheinfächer angenäht werden, muss man sehr genau hinschauen; ich war dort zu voreilig und musste die halbe Börse nochmal auftrennen und neu nähen, weil ich keine Wendeöffnung hatte. Das war aber die einzige Stelle, die ich etwas schwierig fand.
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Das Münzfach ist nicht soo riesig, da ist Disziplin angesagt ;)
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Außen habe ich Canvas verwendet, innen viele verschiedene Patchworkstoffe. Das ist wirklich eine super Resteverwertung! Dabei habe ich diverse Möglichkeiten ausprobiert; praktischerweise ist eine Skizze zum Ausmalen beim Schnittmuster dabei. Zuerst wollte ich die Fächer alle abwechselnd in unterschiedlichen Farben halten, aber das sah sehr unübersichtlich aus und man will ja seine Karten noch wiederfinden.
Also habe ich die Hochkant-Kartenfächer einfarbig gemacht und die normalen Kartenfächer zumindest nicht allzu kontrastreich). Die Muster sind überwiegend geometrisch/abstrakt, aber das Grasfach musste sein! Zugegebenermaßen hatte ich auch einfach wenig Auswahl an grünen Stoffen da ...
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Blick auf die Scheinfächer. Die Wendeöffnung ist übrigens in der Teilung versteckt.
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Laut Anleitung soll man das Portemonnaie nach dem Nähen ein paar Tage zusammengeklappt unter einem schweren Buch plattdrücken, damit es die Form besser hält - dafür hatte ich keine Zeit, weil ich es ja fristgerecht verschicken musste. Allgemein finde ich den Canvas etwas zu weich; in der Anleitung war dieses Material aber ausdrücklich als Alternative angegeben und es stand auch nichts davon, dass es verstärkt werden müsse ... mit Kunstleder ist die Form vielleicht etwas stabiler.
An sich bin ich mit meiner ersten Geldbörse aber ganz zufrieden. Und all die Farben!
Schnittmuster: "Mr Ryks" von Hansedelli, Universalversion
Material: Außen Canvas, innen Patchworkstoffe
Änderungen: Verschluss hinzugefügt
Nachnähpotential: Mal gucken; ich persönlich bevorzuge ein größeres Münzfach.
Verlinkt bei den Ü30-Bloggern und DvD.
Lg
Nria