Mittwoch, 26. April 2023

Unser Vergleich: Ebooks vs. Zeitschriften vs. Einzelschnittmuster

Als wir um die Jahrtausendwende mit dem Näh-Hobby angefangen haben, war die Auswahl an Schnittmustern eher begrenzt: Viel mehr Auswahl als Burda, Burda und Burda gab's nicht (okay, es gab auch Papierschnittmuster von "Neue Mode" mit trutschigen Zeichnungen). Immerhin konnte man sich zwischen Einzelschnittmustern und der Zeitschrift, damals noch „Burda Moden“ genannt, entscheiden! Klar, die großen amerikanischen Label gab es auch schon, aber das Internet war tatsächlich Neuland und an McCall's, Vogue und Simplicity nicht ganz so leicht ranzukommen wie heute.


Mittlerweile ist das Angebot kaum noch überschaubar. Ein sehr großer Teil der Nähanfänger lernt heute wohl mit Ebooks nähen, oft sogar mit Video-Anleitung. Davon konnten wir damals nur träumen.

Aber wie alles im Leben hat jede Form des Schnittmusters Vor- und Nachteile. Ja, auch die vielgelobten Ebooks ...

Natürlich sind die Produkte einzelner Hersteller sehr unterschiedlich (auch wenn sie jeweils Gemeinsamkeiten haben). Ich gehe daher nicht auf inkludierte Nahtzugabe etc. ein – zum Vergleich einzelner Zeitschriften miteinander empfehle ich unseren großen Nähzeitschriften-Vergleich!

Vielleicht folgt auch noch ein Vergleich verschiedener Papierschnittmuster-Hersteller. Bei Ebooks sind es zuviele Anbieter; da verweise ich auf unsere Angaben in einzelnen Beiträgen zu Schnittmustern, die wir verwendet haben :)

Außerdem noch ein Hinweis: Ich pause alle Schnittmuster ab, auch die gedruckten PDFs (außer bei Taschen). Weil es sehr ärgerlich ist, wenn man sich in der Größe vergreift oder zu-/abnimmt und dann 60 Seiten neu drucken und kleben muss … daher geben sich die verschiedenen Schnittmusterformen in dieser Hinsicht für mich persönlich in dieser Hinsicht nichts.

Ebooks

Ebook-Schnittmuster - wer nähen will, muss kleben

Vorteile:

  • Durch Sonderangebote manchmal günstig zu bekommen; Pattydoo ist regulär sehr günstig (Pattydoo ist hier aber die Ausnahme. I.d.R. kostet ein Ebook nicht viel weniger als ein Papierschnitt und gerade ausländische Ebooks kosten auch gerne mal um die 20 €)
  • Jederzeit zu erwerben (z.B. wenn man sonntags spontan einen neuen Schnitt möchte), sofortiger Download nach Kauf möglich (je nach Zahlungsart)
  • I.d.R. sehr ausführliche bebilderte Anleitung (kann auch nachteilig sein, s.u.)
  • Oft gibt es schon in der Anleitung viele Fotos von fertigen Modellen zu sehen 
  • Beliebt in der Nähszene, weshalb man leicht Nähbeispiele findet - vielleicht auch von jemandem mit ähnlicher Figur wie die eigene
  • Äußerst platzsparend, wenn noch NICHT gedruckt
  • Bei Nichtgefallen schnell loszuwerden: Einfach löschen (das klingt trivial, aber ich werfe  Zeitschriften/Papierschnittmuster ungern in den Müll und muss sie dann mühsam loswerden)
  • Vorteil für Anfänger: In den meisten Fällen sind eBook-Schnitte sehr einfache Anfänger-Kleidungsstücke

Nachteile:
  • Zusatzkosten durchs Drucken (gerade bei großen Kleidungsstücken summiert sich die Seitenzahl) oder Plotten. Inzwischen werden auch Beamer genutzt, die aber ebenfalls viel Geld kosten, wenn man nicht zufällig schon einen rumliegen hat, und Nachteile haben.
  • Oft keine technische Zeichnung vorhanden
  • Nicht immer gut konstruiert (viele Anbieter sind Laien!)
  • Aus dem gleichen Grund: Sehr unterschiedliche Qualität der Anleitungen, von fehlerhaft/dürftig bis großartig. Möglichst vorm Kauf genau informieren! 
  • Manchmal sehr schlechte Fotos, z.B. überbelichtet oder stark gemusterter Stoff - da wären Zeichnungen leichter zu erkennen
  • Zeitaufwändiges Zusammenkleben (aber für Extrakosten ist mittlerweile oft Plottenlassen möglich - achtet darauf, ob eine A0-Datei enthalten ist!)
  • Braucht viel Platz zum Verstauen, sobald gedruckt – besonders größere/komplexe Teile sind sehr voluminös! 
  • Bis auf Ausnahmen (Pattydoo, Sonderangebote) gar nicht so günstig (Zeitschriften sind pro Schnitt sehr viel günstiger) - und dazu kommen Druckkosten, Papier, Strom, Klebematerial
  • Kein Weiterverkauf erlaubt, auch keine kostenlose Weitergabe, auch nicht bei Gratis-Schnitten
  • Man muss sie sichern. Manche Schnittmuster sind nur 1-3x oder nur für eine begrenzte Zeit downloadbar (oder der Shop schließt) und wenn das Endgerät kaputtgeht, sind sie ggf. einfach weg.
  • Bei Schnittmustern mit reiner Video-Anleitung: Wenn das Internet ausfällt, man keinen Empfang hat oder das Endgerät kaputtgeht, steht man vorerst ohne Anleitung da. Passiert nicht so oft, ist aber dann ärgerlich.
  • Ausführliche Anleitungen sind für Anfänger attraktiv, für Fortgeschrittene aber lästig: Wer schonmal auf 70 Anleitungs-Seiten die eine Stelle gesucht, für die er Hilfe benötigt, wünscht sich doch schonmal die knappe Burda-Beschreibung herbei


Zeitschriften 

Schnittmusterzeitschriften - ohne Abpausen geht's nicht

Vorteile:

  • Sehr viele Schnittmuster für sehr wenig Geld pro Schnitt
  • Man hat schon mit wenigen Ausgaben viel Auswahl zu Hause, ohne neue Schnittmuster kaufen zu müssen
  • Man entdeckt oft später Modelle, die man nähen möchte – quasi kostenlose neue Schnittmuster! Manchmal nähe ich 15 Jahre später einen Schnitt, der mir beim Kauf noch nicht aufgefallen ist.
  • Mit Seidenpapier abgepauste Schnittmuster sind platzsparend unterzubringen
  • I.d.R. professionell (also von ausgebildeten Schnittdirektricen) konstruiert
  • Technische Zeichnung
  • Darf man weiterverkaufen
  • Man kann sich einfach eine Übersicht über seine Schnittmuster verschaffen, indem man die Schnittübersicht kopiert und abheftet (ohne einzelne Ebooks öffnen zu müssen)
  • Praktisch für Fortgeschrittene, weil nicht alles bis ins kleinste Detail beschrieben ist, sondern man die wesentlichen Punkte direkt im Blick hat

    Anleitungen in Schnittzeitschriften sind oft knapp und in Fachsprache verfasst
Nachteile:
  • Zeitaufwändiges Abpausen (außer bei Burda easy), Schnittbögen manchmal unübersichtlich
  • Manchmal weniger ausführliche Anleitungen (oft hilft aber ein Grundlagenbuch weiter, das z.B. bebilderte Anleitungen für Reißverschlüsse, Taschen, Kragen usw. enthält)
  • Meist zeitlich befristet erhältlich (auch wenn man sie online oder gebraucht ggf. noch nachkaufen kann)
  • Weniger geeignet für absolute Anfänger (manche, wie die Burda easy, haben ausführliche Anleitungen, allerdings hat keine Zeitschrift so viel Platz dafür wie ein Ebook) 

Für detaillierte Informationen zu verschiedenen Schnittmusterzeitschriften schaut in unseren Nähzeitschriften-Vergleich im Überblick 


Einzelschnittmuster (Papier)

Einzelschnitte - hier kann man abpausen oder direkt ausschneiden

 Vorteile:

  • Einfaches Ausschneiden möglich - die schnellste Möglichkeit, ein Schnittmuster zu verwenden! (Achtung, manche sind überlappend bedruckt, das ist aber selten) Allerdings lässt sich dann natürlich nur eine Größe verwenden - ich pause daher immer ab.
  • I.d.R. professionell konstruiert (bei den klassischen Anbietern. In letzter Zeit veröffentlichen auch einige Laien-Indie-Hersteller ihre Schnittmuster auf Papier, also informieren vorm Kauf!)
  • I.d.R. ausführliche bebilderte Anleitung
  • Darf man weiterverkaufen (es gibt ggf. Ausnahmen)
  • Man kann sich recht einfach eine Übersicht über seine Schnittmuster verschaffen, ohne in Zeitschriften blättern oder Ebooks öffnen zu müssen

    Anleitungen von Einzelschnitten sind i.d.R. ausführlich und bebildert
Nachteile:
  • Ggf. teurer als Ebooks (vom gleichen Hersteller ist der Papierschnitt natürlich teurer als das entsprechende Ebook, aber viele Papierschnittmuster sind günstiger als die Ebooks anderer Hersteller), pro Schnitt deutlich teurer als Zeitschriften
  • Braucht Platz zur Aufbewahrung, auch wenn nicht verwendet 
  • Bei manchen Herstellern auf extrem dünnes, instabiles Papier gedruckt 


Alles hat Vor- und Nachteile und ich nutze diese drei Möglichkeiten gleichermaßen. Meine Papierschnittmuster verwende ich am seltensten, was aber einfach den Grund hat, dass ich meist nur ziemlich komplexe Schnittmuster auf Papier kaufe und mich dann vorm Nähen bzw. der Anpass-Arbeit drücke; mit der Schnittart hat das also gar nichts zu tun.

Welche Art von Schnittmustern verwendet ihr am liebsten?

Lg
Nria

Montag, 24. April 2023

7 Sachen 17/2023

Immer wieder sonntags: 7 Bilder von Sachen, die wir an diesem Wochenende gemacht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.

Den Zaun gestrichen. War sehr notwendig, wie ihr seht! Das meiste davon habe ich gemacht, nur bei der Ecke überm Kompost hat mein Mann geholfen weil Arm zu kurz.

Gasthände: Der Liebste hat mit dem Schwiegervater Balkonfliesen und Estrich entfernt.


Hana ist vorm Dauer-Maschinenlärm derweil geflohen und hat diverse Möbelmärkte nach Wäschekörben in normaler Länge (68 cm) durchsucht. Vergeblich; offenbar wäscht man aktuell nur halbe Maschinenladungen und verwendet dafür nur noch Mini-Wäschekörbe.


Dafür im Supermarkt selbstlos der Aufforderung nachgekommen. Marketing hat funktioniert: Danach einen Kuchen gekauft.

Mehr Gasthände: Das Wintergartendach von Balkonfliesenstaub befreit.


Bei der Rest-Ostersüßkram-Überraschungstüte im Supermarkt schwach geworden.


Ein Kleidungsstück und einen Stoffrest ausgebreitet, um einen dritten Versuch zu starten. Mal sehen, obs diesmal funktioniert ...

Wir wünschen euch eine schöne neue Woche!
Hana & Nria

Freitag, 21. April 2023

Was vom März übrig blieb

Hana hat Hochzeit gefeiert (in Nrias Mantel). Und Nria war larpen und im Schwarzwald. Viel los bei uns!

Link-Tipps im März:

 
Für uns selbst genäht im März:
Palmengeldbörse Little Mynta
Blazer aus der Burda 12/21
Brautkleid-Add-On
Verspätetes Weihnachtsgeschenk: Notentasche aus "Ombre Notes Border" von Michael Miller

Stoff gekauft: Nria: 2,60 m Hana: 1,5 m
Nria: 1,60 m blauer Wollstoff mit Muster, 2 m schwarzweißer Wollstoff
Hana: 1,5 m Pünktchentüll

Stoff vernäht: Nria: 2,75 m Hana: 1,5 m
Nria: 0,85 m hellblauer Mantelstoff, 1 m schwarzweißer Wollstoff, 0,9 m schwarzer Futterstoff
Hana: 1,5 m Pünktchentüll

Wir freuen uns im April auf:

Jetzt auch schon wieder vorbei: Der erste Osterbrunch in Nrias neuer Wohnung!

Dienstag, 18. April 2023

"Warum passt mein Kleidungsstück nicht?" - Fehlerquellen bei der Schnittmuster-Größenwahl


 Ich stoße ziemlich oft auf Aussagen wie:

  • "Die Maßtabelle stimmt nicht!"
  • "Das Shirt fällt riesig aus, das nächste nähe ich mindestens zwei Nummern kleiner!"
  • "Das Kleid ist viiieeel zu groß geworden!"
  • "Obwohl ich mich an die Maßtabelle gehalten habe, ist es zu eng!"

Was ist da schiefgelaufen?
 
Die Größenwahl ist - neben der richtigen Stoffwahl für ein Projekt - eine der wichtigsten Faktoren für den Näherfolg, aber oft gar nicht so einfach. Denn es gibt jede Menge Stolpersteine.

1. Fehleinschätzung des Kleidungsstücks - die m.M.n. allerhäufigste Ursache!

Sprich, man hat sich das Schnittmuster schlicht eng anliegender (oder lockerer) vorgestellt, als der Designer es geplant hat.
Woran ich das festmache? An den vielen, vielen Leuten, die ein (gemäß der Herstellerbilder) genau richtig sitzendes Teil präsentieren, das sie als „viiieeel zu weit!!“/“mindestens zwei Nummern zu groß!“ bezeichnen. Da liegt schlicht eine falsche Vorstellung davon vor, wie das Teil sitzen soll.
Es braucht einfach Übung, um zu erkennen, wie locker oder eng ein Teil an einem selbst sitzen soll, wenn man es nur an einem Model sieht, das womöglich eine ganz andere Figur hat. 
Besonders oft passiert es bei Oversized-Schnittmustern. 
Auch mir passiert es auch nach 20 Jahren noch gelegentlich, dass ich das falsch einschätze. Liegt auch daran, dass Hersteller gern besonders vorteilhafte Fotos verwenden, die ein Kleidungsstück aber nicht immer ideal präsentieren - manchmal wird auch noch auf den Bildern geschummelt, z.B. mit Wäscheklammern. Da hat der Betrachter keine Chance mehr, den Sitz richtig zu erkennen.
 
2. "Technische" Fehler (eigentlich vermeidbar, kommt aber vor):
  • Schnittmusterfehler: Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an. Es kommt vor, dass man einen PDF-Schnitt nicht maßstabsgerecht gedruckt hat (immer auf "100%"/"tatsächliche Größe" einstellen, niemals auf "auf Seitengröße anpassen"!) oder beim Abpausen in der Größe verrutscht ist. Und manchmal ist ein Teil auch falsch zusammengenäht. Man sollte diese Fehler zuerst ausschließen, bevor man irgendetwas anderes versucht!
  • Nahtzugabe nicht beachtet: Manchmal fügt man versehentlich Nahtzugabe zu, obwohl bereits welche im Schnitt enthalten ist, oder man trifft nicht auf die Nahtlinie, sondern näht mit etwas mehr oder weniger Nahtzugabe, als man zugeschnitten hat. Auch wenn man nicht ganz exakt zuschneidet, kann sich Mehr- oder Minderweite einschmuggeln. Bei einem simplen Oberteil mit zwei Seitennähten macht es noch nicht viel aus, wenn man z.B. mit 7 mm Nahtzugabe näht statt mit 1 cm, die enthalten sind - pro Seite sind das 6 mm zuviel, also 1,2 cm Mehrweite insgesamt. Bei einem Rock mit 8 Bahnen dagegen summiert sich das auf fast 5 cm Unterschied.
  • Der Vollständigkeit halber: Wirklich unpassendes Material wie Webware für einen engen Jerseyschnitt oder unelastischen Jeans für einen Stretchjeans-Schnitt zu verwenden geht natürlich schief.
3. Falsches Anwenden der Tabelle:
  • Falsches Messen. Man misst immer über Unterwäsche, auch bei Jackenschnittmustern. Dann mit der Körpermaßtabelle vergleichen, nicht mit der Fertigmaßtabelle. Das Maßband sollte anliegen, aber weder superstraff gezogen werden noch locker sitzen.
  • Vergleichen der eigenen Körpermaße mit der Fertigmaßtabelle: Seine Körpermaße muss man immer mit der Körpermaßtabelle vergleichen. Die Fertigmaßtabelle enthält die Maße des fertigen Kleidungsstück inklusive Bewegungs- und Bequemlichkeitszugabe und kann nur zum Vergleichen mit fertigen Kleidungsstücken verwendet werden (oder z.B., indem man das Maßband entsprechend locker um den Körper legt, um zu sehen, wie das Teil sitzen wird).
  • Fixierung auf eine einzige Größe: Viele Leute schreiben all ihre Maße auf und nehmen dann die größte Kleidergröße, die sie gemessen haben. Das funktioniert aber oft nicht: Ich brauche z.B. an der Taille eine größere Nummer als an der Hüfte (Apfeltyp), andere Frauen dagegen müssen an der Hüfte eine größere Nummer nehmen als an Taille und Brust (Birnentyp). Man nimmt dazu einfach auf dem Schnitt an der jeweiligen Stelle die jeweilige Größe und verbindet sie harmonisch.
  • Die Tabellen der meisten Hersteller enthalten nur ganz wenige Maße und das sind Rundmaße, die keine Rücksicht darauf nehmen, wie die Weite verteilt ist. Wer z.B. viel Oberweite hat, nimmt dann oft eine größere Größe, die Oberweite passt dann gut rein und überall sonst ists zu weit. Bei solchen Problemen braucht es spezielle Anpassungen, für die der Schnitt eingeschnitten und auseinandergezogen wird, z.B. FBA (Full Bust Adjustment, Anpassung für große Oberweite). Es lohnt sich sehr, sich damit auseinanderzusetzen.
4. Stoffwahl:

Welcher Stoff für welches Projekt geeignet ist und ob man ggf. dann eine andere Größe braucht als laut Maßtabelle vorgesehen, ist m.M.n. eine der schwierigsten Dinge beim Nähen. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht davon, einen Jerseyschnitt aus Webware zu nähen oder umgekehrt, sondern davon, dass selbst ein- und dieselbe Stoffart total unterschiedlich ausfallen kann in vielen Aspekten, und wenn man eine andere Stoffart nimmt, wird es noch weitaus diverser. Was aus Stoff 1 perfekt sitzt, kann aus Stoff 2 total danebengehen. Sweat und Jersey können kaum oder sehr stark dehnbar sein, und selbst Webware ohne Elasthan ist manchmal fest gewebt, manchmal ganz locker und nachgiebig. 
Schaut euch den Stoff also ganz genau an: Wie dehnbar ist er im Vergleich zu anderen Stoffen dieser Art? Wenn Webware: Mit Elasthan oder ohne? Locker gewebt, sodass das Gewebe nachgibt, wenn man leicht dran zieht, oder superfest? Fließend oder mit viel Stand?
 
5. Körperform:

Manche Kleidungsstücke passen zwar von der Größe, aber nicht zum Körper und sehen deshalb doof aus. Ich habe z.B. einen G-Cup und einige Kleiderstile sehen an mir zeltmäßig aus, auch wenn die Größe genau passt, weil der Stoff einfach irgendwo hinmuss ...
 
 
Das sind jede Menge Stellschrauben, bei denen Dinge schiefgehen können. Besonders wichtig ist Punkt 1 – wenn man den falschen Schnitt nimmt (z.B. ein lockeres Teil, wenn man es eigentlich eher figurnah haben will), ist man mit dem Ergebnis garantiert unzufrieden. Aber der Rest ist ebenfalls wichtig und es hilft einfach nur Übung und Information. Fehlschläge wird es aber wohl immer geben, das gehört einfach zum Lernprozess dazu.

Was kann man jetzt dagegen tun?

  • Bei den technischen Fehlern ist es offensichtlich: Aufpassen, dass der Schnitt auf 100% gedruckt ist, man die richtige Größenlinie abgepaust hat, die Nahtzugabe beim Nähen einhält und die Stoffempfehlung beachtet.
  • Richtig messen und den Schnitt anpassen - man kann auch den Schnitt selbst ausmessen, um etwa zu sehen, wie weit Vorder- und Rückenteil separat sind (anstatt nur aufs Rundmaß in der Tabelle zu schauen).
  • Sehr gut aufs Modellbild schauen - erfordert leider Zeit und Übung. Aber oft reicht es schon, genau hinzuschauen: Wie weit ist das Teil an der Taille? Wo sitzen die Schulternähte? Wie eng liegt es an der Hüfte an? Ist es ein fließender oder ein eher steifer Stoff? Nicht nur einen flüchtigen Blick wagen, sondern sich Zeit nehmen, um das Modell zu beurteilen. 
  • Genauso sorgfältig den vorgesehenen Stoff begutachten: Was sagt die Stoffempfehlung? Wenn man von ihr abweicht, sollte man genau wissen, was man tut. Das luftig leichte Sommerkleid wird ein formloser Sack, wenn der Stoff zuviel Stand oder Gewicht hat. 
  • Nach Näh-Vorbildern schauen: Gibt es Blogger oder Leute in Näh-Communitys, die eine ähnliche Figur haben wie man selbst? Ich falle ja gern auf Teile rein, die an flachbrüstigen Frauen großartig aussehen ...
  • Etwas Aufwand, kann aber helfen: Von Fotos die eigene Figur abzeichnen und das Wunsch-Kleidungsstück draufskizzieren. Dafür gibt es auch die App My Body Model (dort gibt man die eigenen Maße ein; man kann das Ganze kostenlos testen. Keine Werbung ;)).

Und ansonsten: Üben, üben, üben. Wie das halt so ist im Leben :D
Wer wissen will, was bei uns so alles schiefgeht, kann sich hier im Blog durchs Label Flops klicken!

Lg
Nria

Sonntag, 16. April 2023

7 Sachen 16/2023

Immer wieder sonntags: 7 Bilder von Sachen, die wir an diesem Wochenende gemacht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.

Nach anderthalb Jahren wieder die Hand aufs Geländer des Sparrenburg-Turms gelegt. Damals hatte mein Mann Verlobungsringe in der Tasche, diesmal trug ich einen Ehering. Mein Mann musste leider noch arbeiten, während ich mit seiner Familie einen Ausflug gemacht habe :D
[und wieder ist der Horizont schief. Ich hab immer noch nicht gelernt, mit einer Hand Handyfotos zu machen.]

 
Pause gemacht. Bei dem Café habe ich bisher nur Eis gegessen (das Pistazieneis ist super!), aber den Kuchen kann man auch essen!


Durch den botanischen Garten spaziert.

 Eine Enttäuschung erlebt :(


Zum Trost leckeres Essen verspeist. Das Burgrestaurant der Sparrenburg ist nicht supergünstig, aber gut!


... und lustige Desserts gibts auch. Ich habe aber den Apfelpfannkuchen mit Zimteis gegessen - auf verblüffend heißem Teller.

Sonntags noch den eigenen Garten bepflanzt. Und ja, die Treppe im Hintergrund könnte mal neu ...

Wir wünschen euch eine schöne neue Woche!
Hana & Nria

Donnerstag, 13. April 2023

Grün und mittelmäßig - Stanton Hoodie von Cashmerette

Heute gibt es mal wieder ein Cashmerette-Schnitt! Beim Stanton Hoodie gefielen mir die Teilungsnähte (mit optionalen Taschen) und ich habe mir einen besser sitzenden Sweatshirtschnitt erhofft.

Mit der Passform von Jersey- und Sweat-Schnittmustern stehe ich etwas auf Kriegsfuß. Selbst mit FBA oder selbst konstruierten Schnittmustern bin ich nie zufrieden. Also probiere ich es seit letztem Jahr mit Cashmerette, wo ja verschiedene Cupgrößen angeboten werden (und zwar nicht nur bis D!). Wobei michauch hier die Webware-Schnittmuster deutlich  mehr überzeugen als die für elastische Stoffe. Eigentlich sollten letztere doch einfacher sein, oder? 

Der Pulli trägt sich gut, aber mit der Passform bin ich mäßig zufrieden.

Im Schrank lag noch ein schöner dunkelgrüner Baumwollsweat - dank der Teilungen bin ich auch locker mit 1,20 m ausgekommen, sogar ohne große Reste. 

Dafür schöne Stoffausnutzung!

Bei der Anprobe folgte aber Ernüchterung: Die Passform war ganz und gar nicht so toll, wie ich es mir erhofft hatte. Von der Brust nach unten gehen unschöne Schrägzüge. Tatsächlich sind genau die auch auf den Beispielbildern der Models auf der Homepage zu sehen, sowas ist ja immer sehr verdächtig (man sollte übrigens auch sehr misstrauisch werden, wenn bei Hosen-Probenähbildern alle Leute die Hände in den Taschen vergraben!). Daher glaube ich nicht unbedingt, dass es an der falschen Größenwahl o.ä. liegt, da scheint mir etwas mit der Konstruktion nicht zu stimmen. Oder es ist durch die lockere Form unabdingbar, dann ist es aber trotzdem kein Schnitt für mich.

Hier sieht man die Schrägzüge sehr deutlich.

Außerdem fand ich das untere Bündchen zu eng (ballonige Hoodies gefallen mir nicht) und die engen Ärmelbündchen viel zu lang. Insgesamt war ich einfach echt unzufrieden! Ich habe das Saumbündchen abgetrennt und mit zwei seitlichen Einsätzen verlängert, aber durch einen Messfehler war es plötzlich viel zu lang. Klarer Fall von Verschlimmbesserung!

Ja, es schreit wieder nach Hohlkreuzanpassung - dürfte mit der Quernaht eigentlich einfach sein.

Deshalb flog das Shirt erstmal einen Monat lang in die Ecke und wurde von mir gelegentlich mit missgünstigen Blicken bedacht. Aber dann wollte ich den kuscheligen Stoff doch gerne tragen (seid ihr so ab Ende Januar auch immer eure alten Winterklamotten leid?) und habe mir das Teil mal vorgenommen.

Das Bündchen wurde nochmal abgetrennt und einer der seitlichen Einsätze rausgenommen (da lag nämlich der Hase im Pfeffer: Ich habe die benötigte Zusatzlänge für einen Einsatz ausgerechnet, aber durch einen Denkfehler zwei Einsätze eingenäht), schon passte es genau dran. Die Armbündchen habe ich genau in der Mitte durchgeschnitten, jetzt sind sie halb so hoch wie ursprünglich. Passt auch besser zu meinen kurzen Ärmchen und ist viel bequemer.

Die runde Teilung ist auch irgendwie nicht vorteilhaft.

Beim Halsbündchen habe ich einen gemusterten Jerseyrest mit Blättchen verwendet (Greenery von Rebecca ReckArt) - so ist der Pulli nicht ganz so schlicht.

So riiichtig zufrieden bin ich immer noch nicht. Aber immerhin ist das Teil jetzt tragbar und guckt mich nicht mehr vorwurfsvoll vom Änderungsstapel an!

Immerhin ist das Bündchen schön!

Irgendwo sollte ich vielleicht das Bündchenmuster nochmal aufgreifen. Eine Brusttasche würde sich anbieten, sowas ist aber gar nicht mein Ding. Vielleicht setze ich eine Blättchen-Paspel zwischen Ärmel und Ärmelbündchen? Oder ich bin faul und lasse es genau so :D

Schnittmuster: Stanton Hoodie von Cashmerette, Version ohne Taschen, Gr. 8 E/F (von der Taille abwärts Gr. 10)
Material: Baumwollsweat "Eike" von Swafing in Dunkelgrün, Jersey "Greenery" von Rebecca ReckArt
Änderungen: Kapuze weggelassen, Saumbündchen auf Pulliweite verlängert (mit einem Einsatz), Armbündchen auf die halbe Höhe gekürzt
Nachnähpotential: Die Passform überzeugt mich leider nicht ...
Nria

Montag, 10. April 2023

7 Ostersachen 15/2023

Immer wieder sonntags: 7 Bilder von Sachen, für die wir an diesem Wochenende unsere Hände gebraucht haben. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig.

 
Rechts rangefahren, Warndreieck aufgestellt und den ADAC gerufen. Das war vermutlich leider wohl die letzte Fahrt mit dem Mondmobil, das uns 18 Jahre lang treu begleitet hat!


Im (anderen) Auto Gartenschafe und Schutt transportiert. Die Schafe gabs zum Garten dazu und waren nicht so unser Geschmack.

Osterbrunchtisch gedeckt ...

... und einen separaten Nachtisch-Tisch. Man braucht schließlich Platz für die wichtigsten Dinge!


Einen Tag später: Marienkäfermuffins gegessen, die Hanas Liebster von der Familienfeier gerettet hat.

Sehr spontan mit Hanas Liebstem ein Nerf-Faustrohr kaufen gefahren: Angebot bei Facebook gesehen, gleiche Stadt, Adresse nachgefragt und 10 Minuten später beim Verkäufer geklingelt.


Weißen Erdbeerschokohasen probiert. Gar nicht schlecht und so hübsch!

Wir wünschen euch eine schöne neue Woche!
Hana & Nria

Mittwoch, 5. April 2023

Der Brautmantel - Mantel Adeona von Viva la Mila

Ziemlich genau 3 Jahre, bevor ich diesen Beitrag begonnen habe, im Oktober 2019, habe ich einen WIP (Work in Progress) begonnen: Den Mantel Adeona von Viva la Mila. Ich habe Teil 1 und Teil 2 geschrieben - und dann aufgehört.

Warum? Ich bin nur bis zum ersten Probeteil gekommen - kurz darauf begann die Pandemie und ich habe deutlich zugenommen. Weil ich die Hoffnung hatte, bald wieder abzunehmen, wenn die Pandemie in Kürze vorbei wäre (ach, diese selige Unwissenheit! Manchmal ist es ja ganz gut, nicht in die Zukunft sehen zu können ...), legte ich das Projekt beiseite.

Nanu? Das ist doch gar nicht die Nria?

Fast forward 2022: Ich habe ein Brautkleid im Schrank hängen und realisiere, dass ich Ende Oktober möglicherweise eine Jacke brauchen könnte. Äußerst beliebt sind aktuell Jeansjacken zum Brautkleid, aber erstens könnten die um diese Jahreszeit schon etwas frisch sein und zweitens war ich eigentlich noch nie ein Fan dieser Jackenart (zumindest in klassischen Blautönen - ich hatte mal eine weiße Jeansjacke, die ich recht gerne mochte). 

Da erinnerte ich mich an den Mantel mit dem originellen Doppelkragen und dem leichten Vokuhila-Stil, der sich wirklich gut über einem langen Kleid machen könnte. Ich probierte das alte Probeteil (in Gr. 38, ganz ok, aber etwas eng inzwischen) darüber an und es gefiel mir sehr!

Der Mantel hat viiieeel Saumumfang.

An dieser Stelle habe ich allerdings eine betrübliche Nachricht an alle, die diesen Schnitt auch toll finden: Man kann ihn nicht mehr kaufen. Anfang 2021 ging der Shop von Viva la Mila (angeblich vorübergehend) in den Wartungsmodus und man konnte die Schnittmuster nur noch per Mail bekommen. Wenige Wochen später war die Designerin nicht mehr erreichbar und so ist es bis heute geblieben. Ich hoffe, dass es ihr gut geht ... aber es ist schade um die guten und originellen Schnittmuster, die sie erstellt hat und an die man nicht mehr rankommt. Ich bin jedenfalls unglaublich froh, zumindest diesen einen Schnitt damals ergattert zu haben!

Jedenfalls: Ich habe den Schnitt nochmal in 40 abgepaust, ein zweites Probeteil angefertigt und für gut befunden.

Hinten sehr clean.

Dann bei meinem Lieblingswollstoffanbieter Tuch&Stoff Proben bestellt ... ich habe nämlich einen Gutschein von ihnen gewonnen! So sehr ich deren Wollstoffe liebe (die Verarbeitung ist ein Traum!): Zwischen all den Hochzeitsausgaben hätte ich mir sonst wohl eher keinen Stoff für 40 €/m gegönnt.

Ich habe noch schnell Ärmellänge und Schulterbreite angepasst, außerdem die vordere untere Ecke abgerundet. Eine durchgängig gerade Kante sah nämlich nicht so gut aus zum Kleid (aber hach, die Vokuhila-Seitenansicht ist klasse!).

So viel Saumumfang!
 

Dann habe ich ziemlich viel gepuzzelt: Als Stoffverbrauch angegeben waren 2,80 m für Gr. 40, ich bin mit 2,05 m ausgekommen (mit ungekürzten Ärmeln wären es 2,15 m gewesen). Allerdings liegt mein Stoff 1,52 m breit und ich habe einige Teile auf den Kopf gedreht; der originale Stoffverbrauch ist für Stoffe mit Richtung.
Bei Futterstoff habe ich versehentlich 1,60 m statt 1,80 m gekauft (oder der Stoffladen hat mich behumpst), aber es hat ganz knapp alles draufgepasst bis auf den inneren Taschenbeutel und den habe ich kurzerhand aus einem ähnlichen Stoffrest zugeschnitten. Sieht man ja am allerwenigsten.

Bei der Rundung der Vorderkante bin ich etwas auf Risiko gegangen und habe einfach gehofft, dass die Verarbeitung genauso funktionieren wird wie bei der normalen Kante (puh, und das bei dem Stoffpreis!). Ist auch gut gegangen!

Der Doppelkragen ist einfach ein Hingucker!

Zur Anleitung: Die ist ... so ne Sache. Nicht unbedingt etwas für Anfänger - einige Schritte werden ziemlich abgekürzt beschrieben. Was mich außerdem total irritiert hat: Viele Fotos sind nicht vom Damen-, sondern vom Kindermantel übernommen (diese Jacke wurde ursprünglich für Kinder konstruiert und die Damenjacke folgte später). So kleine Schnittteile passen natürlich viel besser auf ein Foto, aber ich war ziemlich lange sehr verwirrt, bevor ich verstanden habe, warum die Proportionen der Schnittteile auf diesen Fotos so anders aussehen als meine! Und mir fehlen so einige Infos: Welche Vlieseline wird verwendet? Ja, das hängt vom Material ab, aber ein Beispiel zur Orientierung wäre schön gewesen. Auch die genaue Größe der Vlieseinlagen, Schulterpolster und Ärmelschiffchen muss man sich selbst zusammenreimen. Geht natürlich irgendwie (ich habe diese Anleitung für Schulterpolster gefunden, aber dann ähnliche im Stoffladen gekauft, der zumachte und Rabatt auf alles hatte), aber ginge halt auch einfacher ...
Ansonsten bin ich persönlich mit der Anleitung gut klargekommen, aber ich habe auch schon mehrere gefütterte Jacken genäht und schneidere seit gut 20 Jahren.   

An einigen Stellen werden Videos verlinkt anstelle einer ausführlichen Beschreibung. An sich schön, aber was macht man, wenn die nicht mehr verfügbar sind? 

An dem Mantel habe ich bis kurz vor der Hochzeit Ende Oktober genäht.
Und dann ... wurden es 23°. 

Also, ich beschwere mich nicht über Wetter, bei dem man bei den Paarfotos nicht frieren muss, aber für meinen schönen Mantel war es leider definitiv zu warm!

Anstandshalber trotzdem ein Bild davon, wie es ausgesehen hätte (ein paar Tage später gemacht, daher ohne Brautstyling):


Ist aber kein Drama. Hana hat ja auch kurze Zeit später geheiratet - ich habe einfach die Ärmelsäume ein bisschen ausgelassen, weil sie ein paar Zentimeter größer ist, und gehofft , dass dieser Mantel dann im März getragen würde!

... falls es dann nicht auch schon Sommerwetter hätte.
Aber wie ihr seht, hat's geklappt. Hana war überglücklich über ihren Brautmantel. Und ich muss ja neidlos gestehen: Zu ihrem Kleid sah der Mantel noch schöner aus!

Schnitt: Mantel Adeona von Viva la Mila (der Shop ist leider nicht mehr erreichbar, tut mir leid)
Material: Weißes Wolltuch mit 480 g/lfm von Tuch&Stoff
Änderungen: Ärmel um 4 cm gekürzt, Schultern um 1 cm verschmälert, Vorderkante abgerundet
Nachnähpotential: Aber hallo! Ich hab da noch so nen blauen Wollstoff im Schrank seit 2019 ... dann aber eine Nummer größer. Überm ärmellosen Kleid geht der Mantel gut, aber Sachen mit Ärmeln würden nicht drunterpassen.

Verlinkt beim MeMadeMittwoch.

Lg
Nria

Dienstag, 4. April 2023

Nerd Wedding - Hochzeitsdekoration im Nerdstil

Eins war mir bei der Hochzeitsplanung sofort klar: Ich will keine Standard-Hochzeitsdeko. Blumen mag ich sowieso nicht besonders und all die eleganten pastell- und metallicfarbenen Tischdekorationen, die man so sieht, sind eher das Gegenteil von meinem Geschmack.
Meinen knallbunten Knopf- und Filzblumenbrautstrauß samt Tutorial hatte ich ja schon präsentiert :)

Disclaimer: Meine Deko war nicht überbordend - erstens wollte ich das schöne alte Bauernhaus für sich wirken lassen und zweitens vermeiden, Tonnen von Zeug nur für die Hochzeit zu kaufen, viel Geld auszugeben und hinterher jede Menge Krempel rumstehen zu haben.
Daher sind meine Bilder nicht so magazintauglich wie die Styled Shoots von Fotografen.

Bisschen zensiert für mehr Privatsphäre :D

Unsere Papeterie: Die Datei mit dem kleinen W20-Brautpaar haben wir über etsy erworben, Einladungskarten mit Holzdesign ausgesucht und den Rahmen aus unterschiedlichen Würfelsorten ums Kirchenheft hat mein Mann selbstgemacht - die Würfelchen sind alle separat angeordnet, es ist kein Bordürenstück, das sich wiederholt!
Auf unserer Einladung standen zwei Nerd-Zitate: "I found someone to share in an adventure." (wurde irgendwie unser inoffizielles Hochzeitsmotto, frei nach Tolkiens "Der Hobbit") sowie "If we join together, no force can stop us." (Star Trek: Deep Space Nine, aus der Hochzeitsfolge von Jadzia Dax und Worf; Trekkies werden sich erinnern)

Musikauswahl: Eingezogen sind wir zu "Ride of the Rohirrim" (Der Herr der Ringe), Auszugsmusik war "Can't you feel the love tonight?" (Der König der Löwen"). Und unser Hochzeitstanz war "Willst du" von Schandmaul - andere Leute suchen da ewig nach einem passenden Lied, für mich war es ein No-Brainer und zum Glück mochte mein Mann das Lied auch :)

Keine Blumen! Genau wie ich's wollte!

Dankbarerweise bin ich nicht die Erste mit der Vorliebe für Hochzeitsgestaltung jenseits von Pastellfarben und Boho-Trockenblumen. Sehr hilfreich fand ich die Seiten Offbeat Wed und Rock'n'Roll Bride. Man findet dort Anregungen für alle möglichen Themen und Zielgruppen, ob es nun queere Paare, Nerds oder Leute mit ausgefallenem Geschmack sind.

Zu beiden Seiten gibt es auch ein Buch! "Offbeat Bride" von Ariel Meadow Stallings beschreibt eher den Weg zu einer individuellen Hochzeit jenseits der Traditionen - wobei ihre Hochzeit vom Ablauf her doch sehr viel unkonventioneller war als meine (übrigens hieß die Webseite ursprünglich ebenfalls Offbeat Bride, wurde aber umbenannt, um inklusiver zu sein, schließlich gibt es auch Brautpaare ohne Bräute ;)).
Achtung, es ist kein Bildband zur Seite - einige Leser waren da enttäuscht, aber das Buch ist auch schon bald zwei Jahrzehnte alt.

"Rock'n'Roll Bride" von Kat Williams ist dagegen auch eine Quelle für tolle inspirierende Bilder. Gerade knallbunte Farben sind natürlich genau mein Geschmack. Und es erscheinen sogar Magazine dazu!

Die schönen P&P-Mappen, die ich gewichtelt bekommen habe, wurden gleich als Deko akquiriert!

Ursprünglich geplant hatte ich eine Bücherhochzeit. Was könnte passender sein, wenn eine Germanistin und ein (gelernter) Buchbinder heiraten? Aber dann wollten wir auch all unsere weniger literarischen Fandoms einbeziehen. Also wurde es eine bunte Nerdhochzeit!

Simpel mit Klebeband zusammengepappt.

Den Ringteller habe ich aus einem Untersetzer mit Herr der Ringe-Motiv (aus einem kleinen portugiesischen Etsy-Shop) und einem Holzteller gebastelt, den ich in einem Set aus Larpgeschirr mit drin hatte. Er war mir zu klein als Essteller, aber als Ringteller macht er sich doch prima!

Für Deko ohne Blumen kann man prima nach "nonfloral centerpieces" googeln. Da gibt es erstaunlich viele Möglichkeiten! Ob Bücherstapel, Laternen, Minibäume oder sonstige Gegenstände - die Vielfalt ist groß.
Ich hätte am liebsten Bücherstapel und Glasglocken (mit Nerd-Zeug drunter) kombiniert. Aber die konkrete Umsetzung war gar nicht so einfach.

Die meisten Dekoideen sind nämlich für runde Tische. Meine waren rechteckig und dazu super schmal! Zwischen den Tellern war da gar nicht mehr so viel Platz und ich musste vor Ort improvisieren, weil ich die Tische einfach deutlich breiter in Erinnerung hatte. 

Nicht so professionell, aber ressourcensparender.

Unser Tischplan: Ich hatte dieses Bild als Ursprungsidee, aber: Zuviele Wegwerfartikel. Stattdessen habe ich mir einen Bogen grüne Pappe besorgt, ein paar aufgeschlagene Bücher aus Papier ausgedruckt und die Tisch-Themen in passenden Schriftarten draufgeschrieben. Eine Buchseite ist leer wegen kurzfristiger Absagen (der Tisch wurde dann zum Kinder-Spieltisch umfunktioniert). Die Tischnummern habe ich als Seitenzahlen draufgeschrieben; im Nachhinein hätte ich das auch drucken können, habs aber vergessen.

Auf den Tischen lagen nochmal Zettel mit dem Thema und den Namen - drunter ein passendes Zitat.

  • Doctor Who: „There’s a lot of things you need to get across this universe. Warp drive, wormhole refractors… You know the thing you need most of all? You need a hand to hold” und „We're all stories in the end. Just make it a good one.“
  • Stargate: „I think sometimes we love so deeply, so profoundly, that anything else pales by comparison.“
  • Star Trek: „Our mental pathways have become accustomed to your sensory input patterns.” 
  • Tolkien: „I would rather share one lifetime with you than face all the ages of this world alone.“
  • Karl May: „Die Liebe ist der Senf für die Pfeffergurke des Lebens. Das eine ist ohne das andere nicht zu verdauen.“
  • Hornblower: “They were setting off on an adventure, and Hornblower was only too conscious that it was his own fault.” [Es gab da einfach ums Verrecken keine Liebeszitate, also musste eins über Abenteuer herhalten] 
  • Das Schwarze Auge: „Durch das Spiel liegen unsere Herzen offen dar.“ (Nuda per lusus pectora nostra patent.) - Ovid
  • Jurassic Park: "Raw means 'I love you' in Dinosaur" [auch hier gab es keinerlei passende Zitate, weshalb ich ein allgemeines Dino-Sprüchlein genommen habe]
  • Harry Potter: “We are only as strong as we are united, as weak as we are divided.”
  • Agatha Christie: „Nichts ist beglückender, als den Menschen zu finden, den man den Rest des Lebens ärgern kann.“

Und wie sah unsere Tischdeko denn jetzt aus?

Erstmal bin ich durch die Wohnung spaziert und habe mich umgesehen, was ich an Nerdzeug rumliegen habe. Das war ernüchternd! Ich bin gar kein so großer Deko-Mensch und irgendwie waren alles bloß Bilder, keine Figuren.
Also war ich shoppen und zwar auf vinted - wenn schon Dinge kaufen, dann secondhand und nur welche, die ich später in der Wohnung aufstellen kann!
Leider lässt sich vieles schlecht erkennen. Von der Location kamen die Kerzenhalter und die bunten Tischläufer (wir haben gefragt, ob jeder Tisch eine andere Farbe bekommen kann und sie waren sehr entgegenkommend).

Die Holzblättchen in der Mitte sieht man hier leider nicht so gut.

Außerdem habe ich Glasglocken bei Ikea gekauft und schließlich goldene Ring-Aufsteller für wenig Geld bei einem Verleih gemietet. Und Zeugs reingehängt!
Auf dem Brauttisch mit dem Thema "Tolkien" standen: Ein Ring mit Schwertchen-Brieföffner, brandbemalten Holz- und gestanzten Filzblättern, einer mit der Gefährten-Silhouette aus Pappe (ich habe tatsächlich mal meinen Plotter benutzt!), einem Glas mit Eichel-Glöckchen und tapferen Playmobil-Rittern.

Es war echt ein Akti, die Silhouette aufzuhängen!

Der Star Trek-Tisch hatte nur eine kleine Enterprise im Glas, da war nämlich leider nicht viel Platz. Inzwischen hat das Raumschiffchen noch andere aus der Reihe zur Gesellschaft bekommen und durfte auch auf Hanas Hochzeit rumstehen.

Die Enterprise hat geraaade eben reingepasst!

Karl May hatte endlich einen größeren Tisch zur Verfügung und wir konnten uns mit Büchern austoben! Außerdem habe ich ein paar Holz-Federn verstreut und einen schicken Cowboy aufgestellt.

Gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten!

Nochmal näher ran!

... ok, der Cowboy muss seinen Cowpartner (m/w/d) erst noch finden.

Beim Stargate-Tisch wurde es wieder enger. Aber für ein kleines Stargate im Ring und einige mäßig erfolgreich selbst bemalte SG1-Symbole hat es gereicht:

Der kleinste Tisch, aber auf einem Balkönchen gelegen.

Für Hornblower wurde es klassisch: Ich habe ein Netz ausgelegt, kleine Schiffe aufgestellt (sollten eigentlich auf Buchstapeln stehen, aber ach, der Platz ...) und am Geländer noch das Buch "Seefahrt unter Segeln" angelehnt.

Das Netz habe ich vor vielen Jahren als Larp-Requisite gekauft und immer nur für Fotos genutzt ...

Beim Doctor Who-Tisch war die Deko unfreiwillig spärlich: Immerhin war der Party-Dalek am Start ("Celebrate!"), dem mein Mann liebevoll ein Partyhütchen gebastelt hat. Der geplante Schallschraubenzieher war unauffindbar, den Fez und das Doctor Who-Buch hat meine Schwester vergessen mitzubringen und nach der TARDIS habe ich vergessen zu fragen ... ersatzweise habe ich ein paar Buchseiten-Röllchen hingeworfen. Etwas schade, weil ich hier viel Platz gehabt hätte, aber so isses halt manchmal!

Hier hat das Dekoteam der Location einen Fehler gemacht, der Läufer sollte blau sein.

Beim Rollenspieltisch haben wir uns ausgetobt: Ich hatte eine Ausrede, ein Pound of Dice zu bestellen und habe das sogleich in hübsche Gläser abgefüllt (darf in Zukunft unseren Rollenspielkeller zieren). Mein Mann hat dann seine Ritter- und Schützen-Figuren ins Rennen geworfen und wir mussten sehr aufpassen, dass es kein Kindertisch wird ...

Seht all die heldenhaften Figürchen!

Der Harry Potter-Tisch enthielt ein paar selbstgebastelte Zauberstäbe (vom Hogwarts-Larp), einen Bowtruckle im Glas und schicke Bücher!

In den Büchern steht gar nix drin, aber pssst.

Zu guter Letzt der Jurassic Park-Tisch - den finde ich besonders gelungen! Wir haben für unsere neue Wohnung ein paar Pflanzen gekauft und Dinos verteilt. Eigentlich wollte ich meine Dinofiguren aus der Kindheit vom Dachboden holen, aber die sind irgendeiner Ausmistaktion zum Opfer gefallen :(

Dschungelfeeling!

Die große leere Kommode an der Wand hat noch ein paar Bücherstapel, Ringe mit Wimpelgirlanden und übrige Deko abbekommen:

Die Wimpelketten waren viel mehr Arbeit, als man meinen könnte.

Beim Geschenketisch investieren viele in eine teure Kartenbox - ich habe mir einen Deko-Vogelkäfig aus dem Keller geschnappt (der schon öfter im Larp zum Einsatz kam), ein Stück Stoff mit Würfel- und Rollenspielmotiven aus dem Schrank, drumgewickelt und mit ein paar Stichen am Käfig festgeheftet. Noch ein aufforderndes Schild daneben und schonmal einen vorab überreichten Brief reingeworfen :D

Schick improvisiert!

All die schönen Dinge wurden anschließend entweder dem Verleiher zurückgegeben oder dekorieren jetzt unsere Wohnung - wir müssen also nicht, wie andere Brautpaare, nach der Hochzeit lauter Zeug loswerden. Und viel individueller war es auch. Perfektion und filmreife Deko suchte man bei uns vergebens, aber wir waren glücklich damit!

Verlinkt bei DvD und Magic Crafts.

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Nria