Bei manchen Schnittmustern ist es Liebe auf den ersten Blick.
Pattydoo hat vor nicht allzu langer Zeit den Schnitt
Mira herausgebracht, ein Jerseykleid mit ausgestelltem Rockteil, Wiener Nähten und einem asymmetrischen Halsausschnitt. Und ich wusste sofort: Das ist
mein Kleid!
[Als Kind hatte ich übrigens eine Puppe namens Mira. Sie hatte wundervolle schwarze Löckchen, braune Haut und ich habe sie nach einem südamerikanischen Mädchen benannt, von dem ich gerade - etwa in der 3. Klasse - ein Foto im Unterricht gesehen hatte.]
Über den
PDF-Schnitt bin ich aber geteilter Ansicht:
Positiv:
+ Enthalten ist eine Maßtabelle
für den Körper und eine für das fertige Kleidungsstück.
+
Es gibt 3 Schnittpläne, für einlagigen, zweilagigen und Richtung-egal-Zuschnitt!
So mittel:
+- Die Linien für verschiedene Größen überschneiden sich vergleichsweise wenig. Das macht es einfacher, die Linien der eigenen Größe zu finden, aber es ist vergrößert den Papierbedarf sehr und bedeutet mehr Klebearbeit.
Negativ:
- 8 komplett
ausgefüllte DIN A4-Blätter allein für 2 schmale (!) Einfassbänder in allen Größen - muss das wirklich sein? Ein einzelner Streifen mit unterschiedlichen Längen hätt's doch auch getan, dann hätten beide Streifen auf ein gemeinsames Blatt gepasst.
- Es gibt ein Video statt Anleitung - für Fortgeschrittene schlecht brauchbar; man kann so nicht überfliegen.
Die Schnittlinien sind rein schwarz gehalten, das macht es auch schwieriger, die eigene Größe auf den Bildern rauszusuchen, um nur die dafür benötigten Seiten zu drucken. Ich hatte so einige Seiten übrig, auf denen sich nur Linien für die größten Größen befanden.
Wenn ihr den Schnitt auch wollt: Ich empfehle den Papierschnitt statt PDF.
Aber zurück zum Kleid.
Immerhin sind es relativ wenige Schnittteile, das versprach zügige Verarbeitung. Es ist gar keine so schlechte Idee, sich als erfahrene Näherin mal einige dieser Ebooks mit Zielgruppe "Anfänger" zu besorgen, das ist so ein schnelles, einfaches Erfolgserlebnis ...
Ursprünglich hatte ich das Kleid als Resteverwertung für diverse gut abgelagerte Jerseys im Schrank geplant. Beim Auffalten stellte sich aber heraus: Die waren viel kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte! Genug für ein Oberteil, aber definitiv zuwenig für den Rockteil.
Der Rock-Kandidat war dann schnell gefunden: Der wundervolle
Lillestoff-Jersey "Quiet Leaves" der Designerin
kluntjebunt, den ich Anfang Dezember gekauft, in den
7 Sachen 45/2016 gezeigt und irgendwie schon wieder vergessen hatte. Dabei ist er so schön!
Als Oberteil-Partner habe ich den festen dunkelblauen Baumwolljersey auserkoren, den ich schon fürs
Zitronenshirt und das
Partykleid mit Vogelstoff-Details verwendet habe und aus dem Hana noch Bündchen gemacht hat, das hier war der letzte Rest. So ein vielseitiges Stöffchen! Da haben die 3 m aber wirklich für einiges gereicht - gut, dass ich so klein bin!
Das Prinzip des Ausschnitts ist das gleiche wie beim
Mara-Shirt, nur einfacher, weil man statt eines Kragens nur einen schlichten Streifen ins zerteilte Oberteil einfügt. Das ist sehr praktisch, weil man so den kompliziertesten Teil eines Jerseyteils, den Halsausschnitt, schonmal abgehakt hat. Und wenn das nicht klappt, kann man sich das restliche Teil einfach sparen und hat noch keine Arbeit damit gehabt :D
Ich würde übrigens einen sehr elastischen Stoff für den Halsausschnittstreifen empfehlen, am besten Bündchenware. Ich bin ganz arglos rangegangen und bin mit dem gemusterten Jersey doch an seine Dehnbarkeitsgrenzen gekommen.
Der Rock frisst recht viel Stoff, ist aber schnell genäht. Den Saum habe ich einmal umgeschlagen und mit Zickzack festgenäht, so sieht es sauber aus, ohne aufzutragen wie ein doppelt umgeschlagener Saum (der Stoff ist nicht ganz so dünn).
Beim Brustabnäher (der in der Wiener Naht enthalten ist) habe ich wie fast immer den Abnäher-Inhalt vergrößert, sprich, den Abnäher verbreitert und das Armloch angepasst. Die Ärmelkugel habe ich deutlich verkleinert, die ist meistens zu groß für mich, dann passte der Ärmel wieder schön rein.
Damit das Ganze harmonischer wirkt, habe ich an die Ärmel Bündchen aus dem Musterstoff genäht, so ist alles aus einem Guss.
Angefangen habe ich das Kleid bereits im Januar; es lag dann eine Weile herum, weil ich immer, wenn Hana da war, vergessen habe, die Abnäher abstecken zu lassen (alleine ist das schwierig). Die Fertigstellung mit Ärmeln ging im Mai dann ziemlich fix.
Und wie gefällts mir?
Ein grandioser Schnitt, der mir unheimlich gut gefällt und m.M.n. auch für meine Figur gut geeignet ist. Ein Jersey mit abstrahiertem Blättermotiv, genau mein Geschmack. Eine wirklich tolle Farbkombi. Ich würde mal sagen, das sind Zutaten für ein Lieblingskleid!
Schnitt: "Mira" von Pattydoo
Material: Baumwoll-Interlock, gemusterter Viskosejersey "Quiet Leaves" von Lillestoff (gibts nicht mehr bei Lillestoff, aber noch in anderen Shops)
Änderungen: "Abnäher" vergrößert, Ärmelkugel verkleinert, Ärmelbündchen hinzugefügt
Bei
Fräulein Ans Jahres-Sew Along sind im Mai Kleider dran - da bin ich doch dabei!
Verlinkt beim
MeMadeMittwoch,
After Work Sewing und den LilleLiebLinks.
Lg
Nria