Mittwoch, 14. September 2016

Pineapple Shape - Jerseykleid

Es gibt Schnittmuster, die sprechen mich sofort an. Dazu gehörte auch Sporty Shape aus der Ottobre Woman Frühjahr 2015.
Zeitschrift gekauft, Schnittmuster sofort abgepaust, abgeheftet - war nämlich kein passender Stoff vorhanden. Nur ein Jahr später habe ich den Schnitt dann mal genäht.

Knallfarben sind so sommerlich!

In der Ottobre ist er aus Technojersey, einem Viskose-Polyamid-Gemisch, das sich wohl wie ein ziemlich fester Jersey verhält. Technojersey hab ich noch nirgendwo gesehen, aber festen Jersey hatte der Stoffmarkt zu bieten.

Hurra! Ananasoverkill!

Auf dem Stoffmarkt in Osnabrück gibt es einen Stand, der kistenweise Jerseyröllchen mit halben Metern anbietet. Dort habe ich mich sofort in ein Ananasröllchen verliebt (dabei mag ich Ananas nichtmal). Von dem gabs in den vielen Kisten aber nur noch eins. Ich wollte sowieso noch einen Farbtupfer dazu, konnte mich dann aber nicht zwischen Hellgrün und Türkis entscheiden. Also beide gekauft! Das Grün ist übrigens eigentlich deutlich intensiver und knalliger, aber leider schlecht fotografierbar.

Drei Röllchen Glück!

Vor gut 10 Jahren hatte ich mich schonmal an eine ähnliche Kombi gewagt - ein grünes burda-Jerseykleid (aber eher formlos und schlabberig) mit schwarz-weiß gestreiften Seitenteilen und blauem Kapuzenfutter. Der Versuch ist ziemlich danebengegangen ... also auf ein Neues!

Im Prinzip ist Sporty Shape ein Etuikleid mit Taillennaht und Wiener Nähten. Beim Original sind alle Seitenteile andersfarbig, das war mir zuviel Muster. Also habe ich nur die Seitenteile des Oberteils andersfarbig zugeschnitten. Ist natürlich ein anderer Effekt.

Man kann Sporty Shape auch aus Webstoff nähen.


Für mehr Ananas habe ich aber noch einen Ring um den Halsausschnitt genäht, einfach als Teilungsnaht im Schnitt. Nur auf der Vorderseite; auf der Rückseite hatte ich keine Lust. Ich bin nicht ganz sicher, ob der (halbe) Ring eine gute Idee war: Man hat mehr Ananas, aber mit einer einfarbigen Vorderseite hätte ich sehr gut Ketten dazu tragen können, was mir mit dem Muster nicht gefällt.

Dafür, dass ich beim Schnitt keine Anpassungen gemacht habe, passte es überraschend gut (ok, Jersey halt ...). Nur die Brustabnäher habe ich wie immer etwas ausgeprägter gemacht. Und das Kleid gekürzt, mehr gezwungenermaßen, weil es Halbmeterstücke waren und der Rockteil eigentlich länger ist. Aber da ich sowieso klein bin ...
Die Länge oder eher Kürze ist allerdings echt ungewohnt; normalerweise ist meine Komfortzone die Knielänge.

Von hinten weniger ananaslastig.

Und dann kam die Stelle, an der ich bei Jersey immer keinen Bock mehr habe: Die Säume.

Das Kleid habe ich in der Mai-Übersicht unter "Genähtem" verbucht, aber ehrlicherweise hätte ich es unter "angefangene Projekte" setzen sollen, denn ein Kleid ohne Säume ist ja nu nicht fertig, nicht wahr?

Es gibt drei Säume (Halsausschnitt, Armausschnitte, Rocksaum) und ich habe alle drei unterschiedlich gesäumt because who cares!
Der Halsausschnitt ist sehr schmal doppelt eingeschlagen und mit Geradestich genäht, der muss sich nicht dehnen.
Der Rocksaum hat sich stark gerollt und ich hatte keine Lust auf Sprühstärke und Bügeln (und ich fürchte, dass sich die äußerste Kante innen im Saum trotzdem einrollt, sobald die Stärke ausgewaschen ist), also habe ich meine bewährte schnelle, aber mittelschöne Methode verwendet und zuerst einfach umgeschlagen, dabei den Saum ganz entrollt und das Entrollte mit Zickzackstich fixiert:

Von innen etwas unschön und gepfuscht ists auch, aber besser als ein in sich selbst gerollter Saum.

Erst danach habe ich den Saum zum zweiten Mal umgeschlagen und mit einem Zickzack-Zierstich fertiggestellt. Sieht von innen natürlich nicht so schön aus, weil ich dort jetzt zwei Saumnähte über-/nebeneinander habe, aber ich habe schlicht nicht dran gedacht, für den ersten Fixierstich statt der Kontrastfarbe einen passenden Faden zu nehme.

Nie sagt mir jemand Bescheid, wenn die Klamotten verrutschen!

Blieben noch die Armausschnitte. Wie immer habe ich die Brustabnäher vergrößern müssen am Ende und wie immer hatte ich dann eine Ecke im Armausschnitt, durch den man den BH sieht. Ärgerlich - ich habe das Problem bei jedem Oberteil und trotzdem vergesse ich jedes einzelne Mal, an der Stelle mehr Stoff zuzugeben, um das zu vermeiden! (oder gleich einen angepassten Schnitt zu erstellen ... das nehme ich mir jetzt mal fest vor!)
Fürs doppelte Einschlagen war dann kein Stoff mehr da, dann wäre der BH erst recht sichtbar gewesen. Also habe ich Schrägband verwendet, selbstgemacht aus dem blauen Jersey. Der war auch fest genug, sodass das ganz annehmbar funktionierte.

Und das Ergebnis?
Ich liebe es!

Super Tragegefühl, auch bei heißem Wetter!

Der Ananasring vorne stört mich immer noch, eine schlichtere Optik mit nur Ananas in den Seitenteilen wäre mir im Nachhinein lieber gewesen, aber das kann ich nicht mehr ändern (also, ich könnte schon - neuen Stoff kaufen und das halbe Kleid neu nähen, aber das ist es mir nicht wert). Es trägt sich aber absolut super! Sehr bequem und ich mag, wie es den Körper nachformt.
Habe es schon mit Begeisterung getragen und freue mich schon auf die nächste Tragegelegenheit.
Nachnähen des Schnittmusters nicht ausgeschlossen. 

Schnitt: Sporty Shape aus der Ottobre Woman 2/2015
Stoff: Fester Baumwolljersey vom Stoffmarkt
Änderungen: Gekürzt, Reißverschluss wegrationalisiert, Armausschnitt mit Schrägband eingefasst

Verlinkt beim Me-Made-Mittwoch und AfterWorkSewing.

Lg
Nria

6 Kommentare:

  1. Super cool. Ich liebe Ananas, und die Farben auch und die Kombi. Einfach nen richtig gutes Kleid.
    Lg Ella

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  2. Toller Schnitt. Deine Farbwahl finde ich mutig und das Kleid steht dir richtig gut. LG, Britte

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    1. Knallfarben trage ich sehr gerne; mehr Mut brauche ich für schwarze Sachen *gg*

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  3. Das Kleid steht Dir sehr gut! Den Schnitt hatte ich auch schon mal im Auge, hatte aber noch nie eine genähte Version davon gesehen. Danke fürs Zeigen! Und warum nähst Du die Säume nicht mit der Zwillingsnadel? das geht doch bei Jersey einwandfrei!
    LG Barbara

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    1. Weil ich mit der Zwillingsnadel nicht klarkomme - ich habe immer eine hässliche Wulst zwischen den beiden Nähten. Fadenspannung etc. hab ich alles schon durch, es hilft nichts. Ich bräuchte eine Cover dafür, aber die lohnt sich eigentlich nicht für die paar Jerseysachen im Jahr ...

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